Duisburg.. Nach dem Lizenzentzug will der Verein in der dritten Liga weitermachen. Wie dafür das Geld zusammen kommen soll, ist fraglich. Vor weiteren Finanzhilfen durch die Stadt schreckt die Politik eher zurück.

Seine schwerste Niederlage erlebte der MSV am grünen Tisch. Keine Lizenz für Liga zwei. Wie es mit Liga drei klappen soll, will der Klub am Donnerstag früh bekannt gegeben.

Ob die Stadt dabei hilft und welche finanziellen Folgen sie durch das Urteil vor dem Schiedsgericht davonträgt, ließ Oberbürgermeister Sören Link am Mittwoch offen: „Welche Konsequenzen für die Stadt entstehen, werden wir jetzt in Gesprächen mit allen Beteiligten klären.“

Immer wieder habe er gestern nervös auf sein Handy gesehen. Als die Entscheidung kam, sei er nicht nur als OB, sondern auch als Fans „betroffen“ gewesen. „Aber die Stadt Duisburg hat in der Vergangenheit schon viele Krisen überstanden - wir werden auch mit dieser umgehen.“

SPD: Neuanfang nur in Liga vier

Die Vorsitzenden der beiden großen Fraktionen äußerten sich da schon deutlicher. Für SPD-Fraktionschef Herbert Mettler war die Entscheidung des DFB-Schiedsgerichts keine Überraschung: „Alle Fachleute haben das so kommen sehen. Die juristische Beurteilung der finanziellen Lage des MSV scheint aber in Frankfurt klar und unmissverständlich ausgefallen zu sein.

Und genau das ist für mich die Chance für einen Neuanfang. Und den Neuanfang für den MSV sehe ich nicht in der dritten, sondern in der vierten Liga.“ Denn in Liga drei wären für den Verein weiterhin finanzielle Anstrengungen in einem Ausmaße notwendig, die er einfach nicht mehr stemmen könne.

LizenzentzugEine Bugwelle an Schulden

Mettler: „Die Stadt hat alles an Hilfe und Unterstützung geleistet, was nur möglich war. Aber: Mehr geht nicht. Dazu bin ich auch politisch nicht mehr bereit. Der MSV schiebt ja wie ein Ozean-Dampfer eine gewaltige Bugwelle an Schulden vor sich her, die ja noch alle da sind. Da lässt sich jetzt nichts mehr draufpacken.“ Ein Neuanfang müsse her, fordert Mettler: „Ich hoffe deshalb sehr, dass nicht unüberlegt ein neues finanzielles Abenteuer in der dritten Liga eingegangen wird.“

Ähnlich äußert sich CDU-Fraktionschef Rainer Enzweiler. „Ich bin geschockt. Es ist nicht nachzuvollziehen, wie so etwas möglich sein konnte. Das war kein Unglück wie ein Gewitter. Das muss aufgearbeitet werden. Die Vereinsstruktur war undurchschaubar. Es kann nicht sein, dass Leute, die keine Verantwortung tragen, das Sagen haben.“

"Das Wunder ist ausgeblieben"

Auf die Stadt sieht er schwere Zeiten zukommen: „Es ist nicht akzeptabel, dass die Stadt nun viel Geld für den Unterhalt des Stadions ausgeben muss.“ Jetzt müsse schnellstens geklärt werden, wie es weitergeht, dafür seien schnelle Beschlüsse seitens des Vereins nötig. „Die wirtschaftliche Basis kann nur ein schneller Schuldenschnitt schaffen.“ Das sei eine große Aufgabe, Enzweiler sieht dabei den OB am Zug. Aber: „Wenn die CDU mit eingebunden wird, sind wir zur Mitarbeit bereit.“

Zur Mitarbeit ist offenbar auch das Land bereit, wie der Duisburger SPD-Landtagsabgeordnete und sportpolitische Sprecher der Fraktion, Rainer Bischoff, erklärte: „Die Befürchtungen sind eingetreten, das Wunder ist ausgeblieben. Aber es ist keine Zeit, in Schockstarre zu verfallen.“

Stadionmiete ist entscheidend

Soll der Verein sportlich und finanziell solide aufgestellt werden, müsse sofort gehandelt werden. Voraussetzung für einen Spielbetrieb in der dritten Liga sei die Klärung der Finanzierung der Stadionmiete, das sei die entscheidende Strukturfrage des Vereins. „Das Land NRW und, nach meinem Kenntnisstand, die Stadt Duisburg sind zu vielerlei Hilfestellung bereit.

Der Ball liegt somit im Spielfeld des MSV.“ Bereits in den nächsten Tagen müsse die Klärung erfolgen, um dem Verein eine positive Zukunft zu geben. „Wenn dies geschieht, kann der heutige Tag vielleicht später als Neuanfang betrachtet werden“, so Bischoff.

Imageverlust durch Lizenz-Panne?

Was die Lizenz-Panne für das Image des MSV und der Stadt bedeutet, sieht Uwe Gerste, Chef der städtischen Marketinggesellschaft, von zwei Seiten. „Der MSV ist wichtiger Imageträger für die Stadt, insofern ist das ein ganz trauriger Tag. Aber die Fehler wurden vorher gemacht. Außerhalb von Duisburg wird man darüber diskutieren, ob sich ein Profi-Verein professionell verhalten hat, die Schuld der Verantwortlichen wird hinterfragt werden.“

Auf der anderen Seite aber würden die „bemerkenswerten und tollen Aktivitäten“ der Fans aus den vergangenen Tagen stehen. „Damit hat der Verein eine Wahrnehmung erfahren, wie seit Jahren nicht mehr“, sagt Gerste. So etwas könne kein Marketinginstrument leisten, das könne nur von selbst entstehen. „Ich hoffe, dass diese Akteure weiter am Ball bleiben.“