Stadt Duisburg fordert Kredit-Rückzahlungen vom MSV
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Duisburg.. Jetzt wird's brenzlig für den MSV und die Stadiongesellschaft. Kann der Verein seine Schulden bei der Stadt Duisburg nicht sehr bald begleichen, ist eine Lizenz für die dritte Bundesliga unwahrscheinlich. Der Vertrag mit dem Hauptsponsor steht ebenso auf der Kippe wie die Zukunft der Arena.
Wie der MSV die dritte Liga stemmen will, bleibt weiter unklar. Fest steht: Die Zusagen der städtischen Gesellschaften gelten nicht mehr, die Teilrückzahlungen von Darlehen werden fällig gestellt. Insgesamt handelt es sich um 1,3 Millionen Euro, auf die der MSV beim Kraftakt für den Antrag beim DFB auf die Drittliga-Genehmigung verzichten muss. Mindestens. Denn ob weiterhin der Schriftzug der Online-Marke „Rheinpower“ der Stadtwerke auf dem Trikot stehen wird, dahinter steht ebenfalls ein dickes Fragezeichen.
„Der Sponsoringvertrag sieht vor, dass beide Parteien zu Nachverhandlungen verpflichtet sind, wenn der Verein aus der zweiten Liga ausscheidet“, sagte Sprecher Torsten Hiermann der NRZ. „Daher werden wir in den nächsten Tagen das Gespräch mit dem MSV suchen.“ Zu denkbaren Szenarien und Konditionen will sich der Stadtwerke-Sprecher nicht äußern. Aber: „Dass es ein Engagement der Stadtwerke wie bisher gibt, ist nicht realistisch.“
Vertrag läuft noch ein Jahr
Der Energieversorger ist seit vier Jahren Hauptsponsor, der Trikot-Werbevertrag hätte regulär noch ein Jahr Bestand. Nach NRZ-Informationen sollen die Stadtwerke pro Saison bisher 1,4 Millionen Euro gezahlt haben.
Trauernde MSV-Fans
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Mit den 600.000 Euro an Stunden von Kreditrückzahlungen und Energiekosten, die die Stadtwerke dem Verein Ende Mai vor Abgabe der Lizenz-Unterlagen gewährt hatten, kann der MSV ebenfalls nicht mehr rechnen. „Die Zusagen galten explizit nur für die zweite Liga. Die Forderungen werden jetzt fällig“, sagt Sprecher Hiermann. Offenbar lässt sich dieser Punkt auch nicht nachverhandeln. „Das Management der Stadtwerke hat in diesem Fall keinen Ermessensspielraum.“ Für weitere Finanzhilfen wäre ein Beschluss des Aufsichtsrats notwendig. „Das ist im Aufsichtsrat aktuell aber kein Thema“, sagt Hiermann.
Insolvenz würde Abstieg in fünfte Liga bedeuten
Gleiches gilt auch für die 700.000 Euro an Kredittilgungen und Reinigungsgebühren, die die Wirtschaftsbetriebe dem Verein für die neue Saison erlassen wollten. „Die Stundung galt nur für die zweite Liga“, sagt Sprecherin Sarah Mdaghi. „Wie es weitergeht, muss der Verwaltungsrat entscheiden. Ein Termin dafür steht noch nicht fest.“
Viel Zeit bleibt dem MSV ohnehin nicht mehr. Der Verein hat nur noch zwei Wochen, um nachzubessern und Geld aufzutreiben. Spätestens dann entscheidet der DFB, ob der MSV tatsächlich die Drittliga-Lizenz erhält - oder per Insolvenz in Liga fünf durchrasselt.
Kentsch ist Stadion-Geschäftsführer
Die Gefahr des Total-Absturzes ist groß. Der Berg an Schulden ist nicht kleiner geworden, es gibt statt 4,5 Mio Euro nur noch 700.000 Euro an Fernsehgeldern. Und an Stadionmiete kann der MSV statt fünf Millionen höchstens noch 500.000 Euro zahlen, sagte Jürgen Marbach, der neue starke Mann im MSV-Aufsichtsrat.
Kerzen für den MSV
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Völlig unklar aber ist, was das für die Stadiongesellschaft bedeuten würde, an der die Stadt über die Tochtergesellschaft DBV zu einem Drittel beteiligt ist. Und vor allem: Wen fragt man da überhaupt? Der Geschäftsführer der Stadiongesellschaft war auch der Geschäftsführer des MSV: Roland Kentsch. Und offenbar führt er - zumindest auf dem Papier - immer noch die Stadion-Geschäfte. Kentsch könne nur von der Versammlung der Stadiongesellschafter abberufen werden, bestätigt DBV-Chef Utz Brömmekamp. Die soll jetzt kurzfristig einberufen werden. „Ich will dem Ergebnis nicht vorgreifen“, sagt Brömmekamp. Er äußerte sich überrascht, dass der MSV gestern bereits eine Höhe der anvisierten Stadionmiete genannt hat, kommentieren will er sie aber nicht.
Klar ist: Eine Minimalmiete bedroht auch die Stadiongesellschaft, die ihre Millionen-Kredite bei der HSH-Nordbank tilgen muss. Und: Geht der MSV in die Insolvenz, rutscht auch die Stadiongesellschaft in die Pleite. Das düstere Szenario ist hinlänglich bekanntlich: Mitten in der Stadt steht eine Arena, erst vor acht Jahren für 42 Millionen Euro gebaut, die keiner mehr braucht und die niemand mehr haben will.
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