Walsum. . Fünf Jahre nach der Schließung des Bergwerks Walsum will Knappenverein die Erinnerung wach halten. Sommerfest am 14. September und Museumsführungen
„Wenn meine Urenkel irgendwann nicht verstehen, was der Uropa als Bergmann gemacht hat, dann ist da etwas schief gelaufen“, sagt Uwe Wandelt, Vorsitzender des Walsumer Knappenvereins: „Und die Schüler, die wir durch unser Museum führen, denken bei Kohle nur ans Grillen.“
Wandelt und seine Vereinskameraden, allesamt ehemalige Kumpel auf dem Schacht Walsum, haben eingeladen ins Knappenheim an der Teutonenstraße, das ein schmuckes, kleines Bergbaumuseum beheimatet.
Stolz präsentiert der ehemalige Marinesoldat Wandelt blank geputzte Grubenleuchten, die elegante Statue der Bergbau-Schutzheiligen Barbara und allerhand beeindruckendes Bergmanns-Werkzeug aus anderthalb Jahrhunderten Ruhrbergbau.
Genau 83 Jahre lang wurde in Walsum der niederrheinischen Erde das „Schwarze Gold“ abgerungen. Wandelt und seine Kumpel wollen zwei nun anstehende Jubiläen zum Anlass nehmen, die Walsumer Bergbau-Tradition ins Bewusstsein der Bürger zurück zu rufen: Vor 10 Jahren wurde der Knappenverein Walsum gegründet und vor fünf Jahren wurde der Schacht Walsum geschlossen.
Was für viele Politiker in Berlin oder Düsseldorf am Ende nur noch ein übersubventioniertes Zuschussgeschäft war, bleibt für die Walsumer Kumpel die Lebensader, die Walsum einst zu Wachstum, Wohlstand und gesellschaftlichem Leben verhalf.
Das sieht auch Bezirksbürgermeister Heinz Plückelmann so, der gemeinsam mit den übrigen Knappen eine Erinnerungs-Offensive starten will: „Ob es der Einzelhandel ist, ob es Sport- oder Kulturvereine sind: Sie alle konnten nur entstehen, weil es den Bergbau gab“, sagt der Sozialdemokrat, „der gemeinsam mit der Stahlindustrie nach dem Kriege den wirtschaftlichen Aufschwung und den Wohlstand in Walsum und in ganz Deutschland sicherte.“
Es sei eben nicht rückwärtsgewandt, wie viele Kritiker außerhalb des Ruhrgebiets immer sagten, daran zu erinnern: „Diese Erinnerung an die Jungen weiter zu geben, schafft Selbstbewusstsein und Stolz auf die eigenen Wurzeln.“
Bei ihrem Ansinnen, die Bergbau-Tradition in die Gegenwart zu transportieren, setzen die Kumpel um Uwe Wandelt in erster Linie auf ihr schmuckes Knappenheim an der Teutonenstraße. Künftig sollen dort verstärkt Führungen für Schulklassen und interessierte Bürger stattfinden.
Dem Tag der Schließung des Bergwerks vor fünf Jahren wollen die ehemaligen Bergleute vor Ort in voller Montur Rechnung tragen. In Begleitung eines ehemaligen Bergwerks-Direktors wollen Uwe Wandelt und seine Vereinskameraden Ende Juni die Triptychon-Glasfenster am Steag-Kraftwerk besuchen. Die kunstvoll gearbeiteten Glasmosaike, die von Evonik „gerettet“ wurden, hingen einst über den Kassenschaltern in der mittlerweile abgerissenen Lohnhalle des Bergwerks.
Vom Triptychon aus soll es dann zum ehemaligen Bergwerksgelände gehen: „Die Planungen sind aber noch nicht abgeschlossen“, sagt Wandelt.
Das zehnjährige Jubiläum des Knappenvereins feiern die Walsumer am 14. September. Um 11 Uhr wird es dann einen Bergmannsgottesdienst in der Ev. Kirche an der Schulstraße geben. Von dort aus marschieren die Bergleute mit Kapelle zu den Klängen des Steigerlieds ins Schützenhaus auf der Kurfürstenstraße, wo dann gefeiert wird.