Duisburg. Die neue Ausstellung „3, 2, 1... Start!“ im Kultur- und Stadthistorischen Museum widmet sich den Seifenkistenrennen der 50er und 60er Jahre. Duisburg war als Austragungsort der Bundesmeisterschaften 20 Jahre lang die Hochburg im Seifenkistenrennen.

Wussten Sie, dass in Duisburg zwanzig Jahre lang die Bundesmeisterschaften im Seifenkistenrennen ausgetragen wurden? Wenn nicht, dann wird die neue Ausstellung „3, 2, 1 ... Start!“ im Stadthistorischen Museum viel Erstaunliches aus der Wirtschaftswunderzeit bereithalten. Und für jene, die die Zeit von 1951 bis 1971 live und womöglich selbst am Steuer so einer rasenden Holzkiste erlebt haben, wird der Museumsbesuch wie eine Zeitreise in die eigene Kindheit sein.

30.000 Menschen sollen die Rennstrecke am Uhlenhorst im Duisburger Stadtwald beim Auftakt damals gesäumt haben. „Die Bahn gleicht einem Hexenkessel“ schrieben damalige Zeitungsreporter. Max Schmeling sauste in einem rollenden Boxhandschuh die 350 Meter lange Piste hinab, Willy Millowitsch, Peter Frankenfeld und andere Prominente aus Politik und Sport reisten für das Rennen an, wurden von Oberbürgermeister August Seeling begrüßt. Es waren noch andere Zeiten: Der Duisburger General-Anzeiger hatte eine komplett neue Asphalt-Decke mitfinanziert, um die Sicherheit auf der Strecke zu gewährleisten. Damit waren die Bedingungen mehr als optimal, die Rennen entwickelten sich zum Volksfest, über 100.000 Besucher kamen in den 60er Jahren.

Opel machte es möglich

Opel machte es möglich, als Hauptsponsor organisierte er das Ereignis, verkaufte Bausätze mit Achsen und Rädern für zehn Mark, versorgte die kleinen Piloten mit Helmen und Rennanzügen und reiste hinterher mit den siegreichen Kindern durch ganz Deutschland. Der Sieger vertrat die BRD schließlich beim All-American Soap Box Derby in Ohio.

Die kleine, aber feine Ausstellung gibt die Stimmung der Zeit wieder, mit großen Fotos vom Gläsernen Hut auf dem Bahnhofs-Vorplatz, mit Frauen in Petticoats und einer Sitzecke mit Nierentisch. Spielzeuge aus der Zeit, Einblicke in die amerikanische Soap Box-Szene, ein kurzer Film über ein Uhlenhorst-Rennen, ein Modell zum Reinsetzen für Kinder sowie eine Ratestation komplettieren das Angebot.

Originale Seifenkisten von damals bestaunen

Und natürlich kann man zwei originale Seifenkisten aus der Zeit bestaunen, die sich auf einer nachgebauten Rampe zur Abfahrt bereit machen. Das Original war zehn Meter lang, vier Meter hoch und „super steil“, wie Kuratorin und Museums-Volontärin Kathrin Gräfingholt zu berichten weiß. Unfälle habe es nur wenige gegeben. Als Sicherheitsvorkehrung reichten damals locker verteilte Strohballen längs des Wegs.

Einige Exponate sind Leihgaben aus dem Heimatmuseum Oberursel im Vortaunus, wo 1904 mit dem ersten Kinder-Automobilrennen der Auftakt zu diesem generationenübergreifenden Fahrspaß gelegt wurde. Vieles andere hat Gräfingholt aus Duisburger Speichern und Kellern zusammengetragen, viele Abende mit den Seifenkisten-Piloten der ersten Stunde und ihren Erinnerungen verbracht. Etwa mit Hans Fitscher, der 1951, 1952 und 1954 Stadtmeister wurde. Die Zeichnungen für seinen als Einbaum konzipierten Flitzer liegen jetzt zum Bestaunen in den Vitrinen. Mädchen tauchen übrigens kaum auf: Sie durften allenfalls außer Konkurrenz starten und erhielten dann Sonderpreise.

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Den Auslöser gab aber das Kinderkulturfest letzes Jahr: Zum Motto „Abgefahren“ fiel Projektleiterin Kornelia Kerth-Jahn ein, Seifenkisten zu bauen. Und während die Kinder Glitzersteinchen an ihre Boliden klebten, fachsimpelten immer mehr Großväter über ihre Erfahrungen. Kerth-Jahn lud kurzerhand zum Erzählcafé und staunte über 80 weitgereiste Seifenkisten-Oldies, die Geschichte lebendig machten. Der Grundstock für die Ausstellung war damit gelegt.

Auch heute noch gibt es Seifenkistenrennen. Die Fahrzeuge stammen aus teuren Bausätzen, windschnittig, edel. In Rheinhausen wird noch in einer privaten Werkstatt daran gebastelt, erzählt Kerth-Jahn. Die nächsten Rennen jedoch starten in Herten und Voerde.