Duisburg. Das Stadthistorische Museum hat von der Evangelischen Gemeinde Ruhrort-Beeck wertvolle historische Gefäße geschenkt bekommen. Kelch und Kanne stammen aus Duisburger Silberschmiedewerkstätten.

Die Goldmedaille des Königs ruht seit fast 200 Jahren in einem silbernen Kelch. Ralf Althoff, stellvertretender Leiter des Kultur- und Stadthistorischen Museums, hat angesichts des Silberschatzes das ­Leuchten des passionierten Schatzsuchers in seinen Augen. Denn ­Pfarrer Klaus Fleckner von der Evangelischen Kirche Ruhrort-Beeck hat dem Museum das wertvolle Gefäß aus dem Jahr 1813 und dazu auch noch eine große silberne Abendmahlskanne aus dem Jahr 1854 als Zustiftung zur Verfügung gestellt.

Die seltenen historischen Zeugnisse des wenig bekannten ­Duisburger Silberschmiedenhandwerks stammen aus den Werkstätten von Johann Abraham Scholl und Jacob Tübben, dessen Nachfahren bis vor noch wenigen Jahren ein Schmuckgeschäft in der Innenstadt besaßen. Ralf Althoff: „Ein ­absolutes Highlight der Stadtgeschichte.“

Kostbare Stücke wurden zuletzt nur noch ganz besonderen ­Anlässen genutzt

Die kostbaren Stücke, die zuletzt unter anderem in der Laarer Kirche nur noch bei ganz besonderen ­Anlässen als Gefäße für das ­Abendmahl in der Heiligen Messe genutzt worden waren, werden mit der Übergabe an das Museum ­langfristig als Exponate der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

Auch wenn noch nicht entschieden ist, wie und wann die edlen Geschenke den Besuchern des Museums präsentiert werden können. Ein „zu hohes Risiko“ sah Pfarrer Klaus Fleckner, nachdem das ­Gemeindeamt an der Flottenstraße in Beeck geschlossen worden war und damit der Tresor für die Kunstschätze nicht mehr zur Verfügung stand.

Suche nach weiteren Schätzen

Althoff sucht nun noch weitere Silberschätze aus dem Duisburger Stadtgebiet und freut sich über Tipps und Hinweise. Während andere Städte für ihre Silberschmieden berühmt waren, so Althoff, gibt es aus Duisburg über dieses Handwerk kaum historische Zeugnisse und Informationen.

Sollte jemand etwas Interessantes entdecken oder wissen, wo es solche Schätze gibt – Ralf Althoff würde in diesen Fällen als Gesprächspartner und Experte im Kultur- und Stadthistorischen Museum ab 8. Januar 2013 unter der Rufnummer 283-2647 beratend zur Verfügung stehen.

Wie Althoff betont, handelt es sich bei beiden Exponaten um seltene handgemachte Stücke aus massivem Silber, die sowohl materiell als auch historisch über einen große Wert verfügen. Was auch erklärt, dass beide Gefäße in den letzten Jahren nicht mehr kirchlich in Gebrauch waren. Während der Kelch von Johann Abrahm Scholl (1782 – 1856) gefertigt wurde, stammt die Kanne von Jacob Tübben (1798 – vor 1861), einem Goldschmiedegesellen aus Duisburg und Silberarbeiter in seiner Heimatstadt Duisburg.

200 Jahre alte Münze von Friedrich Wilhelm III.

Der Kelch wird durch die am Fuß verborgene Goldmedaille aufgewertet, die den Ruhrortern für ihre Tapferkeit im Deutsch-Französischen Krieg, als man von den Franzosen im Rheinbogen die Kanonen eroberte, von König Friedrich Wilhelm III. für den „Verdienst um den Staat“ verliehen wurde.

Die Medaille wurde 1815 der Gemeinde Ruhrort gestiftet, um sie in einen Abendmahlskelch einzuarbeiten. Die Kanonen nahm jedoch der König in Empfang, dem sie kurz zuvor von den französischen Truppen entwendet worden waren. Münzen-Experte Ralf Althoff schaut nun gebannt auf die goldene Münze, die im heiligen Kelch sicher versteckt ist. Auch noch nach 200 Jahren ist die Weltliche Macht des Königs in der Kirchlichen Macht gefangen.