Duisburg..

Ulrich Varwig sucht Wahlverwandte: Er ist die treibende Kraft des alternativen Wohnprojekts „gemeinsam_leben“ für das Wohnen im Alter.

Der pensionierte Apotheker hat bereits 30 Jahre in einer Art Wohngemeinschaft glücklich und zufrieden hinter sich gebracht. Mit einer befreundeten Familie teilte man sich Haus und Garten, zog gleichzeitig die Kinder groß. Ernste Probleme habe es nie gegeben, betont Varwig. Deshalb ist er optimistisch, auch ein Wohnprojekt mit zwölf Parteien friedlich umsetzen zu können.

Der Vereinsamung begegnen

Zusammen mit seiner Frau Ilona und den Hausgenossen ist er sich einig: „Die Lebensqualität wird im Wesentlichen durch die Tendenz zur Vereinsamung eingeschränkt, und dem wollen wir begegnen.“ Mal ganz davon abgesehen, dass Haus und Garten, ehedem von elf Menschen bevölkert, für vier Persönchen schlicht überdimensioniert sind.

In der Gruppe „gemeinsam_leben“ machen sich vier Paare, sieben Singles – alle zwischen 49 und 66 Jahre alt – ihre Gedanken über das Leben im Alter. „Ist man erst gebrechlich, ist es zu spät“, betont das Ehepaar. „Wir fühlen uns jung, sind aber nicht mehr die Jüngsten.“ Motor ihrer frühen Gedanken seien die Beobachtungen in der eigenen Familie: Großeltern und Eltern, die einsam waren, die sehnsüchtig auf einen Besuch der Kinder warteten.

„Wir kennen die Probleme und wollen ihnen aktiv begegnen“, betont Varwig. Erste Kontakte zur Stadt und deren Grundstücksvorschläge passten nicht zu den Vorstellungen. Die Lage soll entweder stadtnah sein oder aber gut angebunden durch öffentliche Verkehrsmittel, wünschen Varwig und seine Mitstreiter.

An alles wird gedacht

Ist die Gemeinschaft groß genug (gedacht ist an zwölf Wohneinheiten) und ernsthaft willens, soll ein unabhängiger Finanzberater die finanzielle Kraft jedes Einzelnen feststellen, um damit den Rahmen des Bauprojekts vorzugeben. Gesucht werden also gerne Interessenten, die Geld mitbringen. Wer einen Wohnberechtigungsschein hat und damit womöglich Landesförderung einbringt, ist ebenso willkommen.

Auch über die Rechtsform haben sich die Gründer schon Gedanken gemacht. Es soll eine Gesellschaft oder Genossenschaft werden, die aus allen Beteiligten Mieter macht, die wiederum Anteile erwerben können. Will jemand wieder aussteigen, wird der Anteil wieder ausgezahlt, die Wohnung bleibt aber Eigentum der Gruppe, erklärt Varwig.

In Gedanken schon geplant

Im Geist ist er schon durch sein künftiges Heim spaziert, das große Fenster hat, weiße Fassaden dem Bauhausstil angelehnt. Hat den Weg durch die Lobby genommen, wo Bücher und Zeitungen zum Verweilen einladen, eine Kaffeemaschine und ein Fernseher zu spontanen Begegnungen führen sollen. Hat gedanklich das Gäste-Apartement passiert, in das bei Bedarf später Pflegepersonal einziehen könnte, hat den Fahrstuhl genommen in seine seniorengerechte Wohnung – mit breiten Türen, barrierefreier Dusche, einem kleinen Balkon. Erklärtes Ziel: Weihnachten 2016 im neuen Heim gemeinsam feiern. Wer sich dem Vorhaben anschließen will, kann die Gruppe im Internet per E-Mail erreichen unter: gemeinsam_leben@gmx.de

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