Hagen/Berlin. . Gehören Delfin-Shows in Deutschland bald der Vergangenheit an? Ginge es nach den Grünen, wäre ihr Ende besiegelt. Einen entsprechenden Antrag hat die Partei eingereicht. Nun wurde in Berlin diskutiert. Am 5. Juni entscheidet sich, ob der Antrag der Grünen im Bundestag diskutiert wird.
Zwei Delfinarien gibt es noch in Deutschland – in Nürnberg und Duisburg. Ob und in welcher Form es diese auch künftig noch geben wird, entscheidet sich ab dem 5. Juni. Dann könnte ein Antrag der Grünen, die die Haltung von Delfinen beenden wollen, im Bundestag beschlossen werden.
Acht Experten informieren Abgeordnete
So weit ist es aber noch nicht. Am Mittwoch befassten sich zunächst einmal die Abgeordneten des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz im Rahmen einer Anhörung in Berlin mit dem Thema. Dabei ging es etwa darum, ob die Haltung von Delfinen artgerecht ist, welche Rolle Medikamente spielen, ob es Auswilderungsprojekte gibt und welchen Beitrag Delfinarien für den Artenschutz leisten. Erst am 5. Juni beschließt der Ausschuss-Vorsitzende Hans-Michael Goldmann (FDP), ob es der Grünen-Antrag in den Bundestag schafft.
Acht Experten, darunter Biologen, Tierschützer und Delfinarien-Betreiber, standen Rede und Antwort. Dabei hatte auch ein Hohenlimburger die Hände im Spiel: Jürgen Ortmüller, Gründer des Hagener Wal- und Delfinschutz-Forums (WDSF), vertreten durch den Biologen Philip Loos. „Mit dem Ergebnis der Anhörung bin ich grundsätzlich erst einmal zufrieden“, sagt Ortmüller, „weil sich endlich einmal eine Vielzahl von Abgeordneten mit dem Thema beschäftigt hat.“
Delfinarien müssen auslaufen
Ginge es nach ihm, dann würden die verbleibenden beiden Delfinarien langsam auslaufen. „Ein absolutes Importverbot wäre wünschenswert“, erklärt der Steuerberater, „und der Betrieb der Delfinarien sollte für die Lebensdauer der Bestandstiere aufrecht erhalten bleiben, denn eine Auswilderung würde den Tod bedeuten.“ Das können Jahrzehnte sein. „So wären auch die Zoos zufrieden.“
Die Befürworter sehen in Delfinarien perfekte Forschungsbedingungen. Wie Dr. Guido Dehnhardt vom Institut für Biowissenschaften in Rostock: „Wir haben bei Delfinen ein neues Unterwasser-Ortungssystem entdeckt, das helfen könnte, etwa Massenstrandungen zu verstehen.“ Jürgen Ortmüller sieht das anders: „Ein schwaches Argument, um Delfinarien zu erhalten“, sagt er knapp. Gefangenschaft und freie Wildbahn seien nicht vergleichbar, die Ergebnisse unbrauchbar.
60 Todesfälle recherchiert
Das von ihm geführte WDSF war bereits an mehreren Schließungen von Delfinarien beteiligt, etwa in Deutschland, der Schweiz, Italien und der Türkei. „Allein in den beiden Delfinarien in Deutschland haben wir mehr als 60 Todesfälle recherchiert“, erklärt Ortmüller. Katastrophale Haltungsbedingungen und die Medikation mit Psychopharmaka und Antibiotika macht er dafür unter anderem verantwortlich. Eine Klage gegen den Zoo Duisburg läuft – denn eine Akteneinsicht blieb dem WDSF bisher verwährt.
„Das Schlimmste wäre, wenn die Nachzucht und der Import von Delfinen weiterhin erlaubt blieben“, meint Ortmüller im Hinblick auf eine mögliche Entscheidung im Bundestag. „Das Beste wäre ein fraktionsübergreifender Beschluss gegen die Nachzucht und den Import.“ Aufgrund der Mehrheitsverhältnisse im Bundestag glaubt er aber nicht daran.
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