Duisburg/Oberhausen. . Nachdem ein Unbekannter am Wochenende die Reifen von rund 200 Autos aufgeschlitzt hat, richtet die Polizei eine Sonderkommission ein. Die Ermittler gehen bereits ersten Spuren nach. Zeugen hatten einen jungen Mann mit Mountainbike beobachtet. Auch Blutspuren wurden an einigen Tatorten gefunden. Der Vandalismus-Schaden liegt wohl bei mehr als 40.000 Euro.
Er ließ kaum ein Auto aus auf seinem Weg, ob Kleinwagen, Limousine oder Geländewagen, ob am Straßenrand oder in der Garageneinfahrt geparkt: Ein bislang unbekannter Täter schlitzte in der Nacht zu Samstag die Reifen von 200 Autos auf. Wo er seinen Vandalismus-Zug begonnen hatte, ist noch unklar, die Spur der zerstochenen Reifen zieht sich von der Styrumer Straße in Meiderich über die Stadtgrenze bis nach Oberhausen in den Stadtteil Alstaden.
Die ersten Anrufe gingen bei der Polizei gegen 2 Uhr nachts ein. Bis 8 Uhr hatten sich 30 Betroffene aus Meiderich und 20 aus Alstaden gemeldet. Das Ausmaß der Zerstörungswut zeigte sich aber erst im Laufe des Tages, als sich immer mehr Geschädigte bei der Polizei meldeten. Bis Sonntagmittag hatte die Polizei fast 200 Anzeigen registriert, 80 Fälle in Meiderich und 115 in Oberhausen.
Polizei bildet Sonderkommission, um Täter zu ergreifen
„Der Täter hat ein bis drei Reifen pro Auto zerstochen“, sagte ein Sprecher der Duisburger Polizei der Redaktion. Er schloss nicht aus, dass die beiden Behörden am Montag eine Sonderkommission bilden. Viele der Geschädigten, bei denen nur ein Reifen betroffen war, haben am Samstag zum Wagenheber gegriffen und das Reserverad montiert. Anderen blieb nur die Möglichkeit den Abschleppwagen zu rufen und ihr Auto in die Werkstatt zu bringen.
Zerstochene Autoreifen - Hohe Zahl ist ungewöhnlich
Wer die Meldungen der Behörden durchgeht, stößt auf eine Vielzahl solcher Fälle von Vandalismus. Immer wieder tauchen bundesweit zerstochene Autoreifen in den Polizeiberichten auf. Ungewöhnlich an diesem Fall ist aber die hohe Zahl der geschädigten Autos. In der Regel sind meist nur einzelne Fahrzeuge betroffen. „Wenn der Täter alleine war, muss er recht viel Kraft und Ausdauer gehabt haben“, kommentierte gestern ein Mann am Straßenrand in Meiderich.
Einen ähnlichen Fall mit reihenweise zerstochenen Reifen gab es erst vor wenigen Wochen in Bochum. Auch dort waren nachts „Vandalen auf Zerstörungstour“, wie die Polizei meldete: Im Stadtteil Weitmar zerstachen Unbekannte am 7. April die Reifen an 33 Fahrzeugen.
Was weiß man über den Täter?
Vor allem in Oberhausen haben sich mehrere Zeugen gemeldet. Laut Polizei soll es sich bei dem vermutlichen Täter um einen zirka 18 Jahre alten Mann handeln, der dunkle, lockige Haare haben soll. Nach Zeugenaussagen führte er ein Mountainbike und einen dunklen Rucksack mit sich, trug eine dunkle Jeans und eine helle, möglicherweise weiße Jacke. Die Polizei geht davon aus, dass sich der Täter offenbar verletzte, als er zustach: Die Beamten fanden auf der Straße vor den Autos mehrfach Blutspuren. Die Polizei hofft auf weitere Zeugen ( 0203/2800 oder 0208/8260).
Polizei spricht von erheblichem Schaden
Wie hoch ist der Schaden?
Die Höhe des Gesamtschadens ließe sich schwer beziffern, sagte ein Polizeisprecher, laut Meldungen sei er „erheblich“. Die Summe lasse sich allenfalls hochrechnen: Wenn im Schnitt zwei Reifen pro Auto betroffen sind und ein neuer Sommerreifen je nach Modell im Schnitt mit 100 Euro zu Buche schlägt, ist man schnell bei 40.000 Euro Gesamtschaden. Nicht enthalten sind dann die Abschlepp- und Werkstattkosten. Als zuletzt in Borken Unbekannte an einem Autohaus sieben Reifen an fünf Autos zerstochen hatten, wurde der Schaden auf 1000 Euro beziffert.
200 Autos im Ruhrgebiet beschädigt
Wer kommt für den Schaden auf?
Wer nur eine Haftpflichtversicherung für sein Auto hat, bleibt auf dem Schaden sitzen. Aber auch die Teilkasko-Versicherungen decken in der Regel keine Vandalismus-Schäden ab. So wird voraussichtlich nur eine Vollkasko-Versicherung den Schaden übernehmen.
Warum macht man so etwas?
Der Täter hat von dem Reifengemetzel keinen persönlichen Vorteil, umso größer ist der Ärger der Betroffenen über diesen sinnlosen Vandalismus. Über das Motiv lässt sich daher nur spekulieren. Als vor einigen Monaten in Kassel ein 44 Jahre alter Mann festgenommen wurde, der 20 Autoreifen zerstochen hatte, brachte die Polizei ihn zunächst in einem psychiatrischen Krankenhaus unter.