Duisburg.
Plastik, Biomüll, Papier… 600 Kilogramm Abfall verursacht jeder von uns – pro Jahr. Diese enorme Menge macht der Atmosphäre zu schaffen und besonders den Ozeanen: Hier werden täglich etliche Tonnen Plastikmüll versenkt. Dennoch ist Nachhaltigkeit für jeden Dritten nur ein Wort, mit dem er nicht viel anfangen kann. Studierende und Wissenschaftler der Universität Duisburg-Essen (UDE) wollen daran etwas ändern und beteiligen sich an dem Projekt „BinCam – zeig mir Deinen Müll“. Erste Ergebnisse liegen nun vor.
Wettbewerb zwischen Haushalten
Sechs WGs in Duisburger und Essener Studentenwohnheimen wurden fünf Wochen lang begleitet. Eine Handykamera dokumentierte alles, was in die Restmülltonne geworfen wurde und postete die Bilder auf facebook. Recycelbare Produkte und Nahrungsmittel wurden so identifiziert. Es entstand ein Wettbewerb zwischen den einzelnen Haushalten, kombiniert mit spielerischen Elementen à la „Finde das BinMonster“. Gewünschter Effekt: die Studierenden sollen ihren Müll trennen und weniger Lebensmittel wegwerfen. Fragebögen und Interviews zeigten zudem, wie jeder Einzelne über Recycling denkt.
Insgesamt machten 37 Studierende im Alter von 19 bis 30 Jahren mit und ließen sich in ihren Gemeinschaftsküchen beobachten. Alle hielten das Ganze für eine gute Idee und sprachen öfter über Mülltrennung und Recycling. Doch von Woche zu Woche beschäftigten sich die Teilnehmer weniger mit ihrem Verhalten und dem ihrer Mitbewohner. Obwohl ein Poster die unterschiedlichen Abfallarten erklärte, verbesserte sich ihr Wissen darüber nicht wesentlich. Außerdem meinten sie, dass Rest- und Recyclingabfall bei der Müllabfuhr doch wieder in einen Container kommen. Nur manchmal meldete sich das schlechte Gewissen: wenn offensichtlich Recycelbares wie Flaschen in den Tonnen landete oder Essbares. „Ich habe letztens ein Kilo Äpfel weggeschmissen. Da habe ich mich schon geschämt“, erzählt Susanne.
Nahrungsmittelvorräte prüfen
Justine Matejczyk hat Kognitions- und Medienwissenschaften studiert und ihre Masterarbeit über das Projekt geschrieben. Sie wusste, dass Jüngere sich im Vergleich zu Älteren weniger für Umweltschutz interessieren und hoffte auf einen positiven Einfluss der BinCams. „Viele kennen die Gefahr, die von der zunehmenden Umweltverschmutzung ausgeht, doch bei der Mülltrennung siegen oft Bequemlichkeit und Unwissenheit“, hat die 26-Jährige herausgefunden. Teilnehmerin Saskia gibt beispielsweise offen zu: Sie be schon im Hinterkopf gehabt, da nichts Falsches reinzuschmeißen, aber wenn dann der Mülleimer grade voll war, hab sie dann doch was die falsche Tonne geworfen.
Matejczyks Fazit: „Wir hatten erwartet, dass unsere Studie das Einkaufsverhalten verändert. Doch sowohl vor als auch nach dem Projekt wurden die Einkäufe eher mittelmäßig geplant – ohne die Nahrungsmittelvorräte zu prüfen. Es wurde also nicht weniger Essen verschwendet und nicht mehr recycelt.“ Erfreulich sei jedoch der soziale Effekt: So wurden Tipps zur Mülltrennung ausgetauscht und das Thema selbst rückte stärker ins Bewusstsein.