Duisburg. .

Farbtupfer, wo sonst nur grauer Asphalt zu sehen ist: Die ansonsten blumenarme Kammerstraße bezaubert in der Nähe des Neudorfer Tors mit blühenden Forsythien, Krokussen und Primeln. Dort kümmern sich seit zwei Jahren Hobbygärtner um den Bereich rund um das Baumbeet und den Parkplatz, als wäre es ihr eigener Vorgarten. Die WAZ hat sie ausfindig gemacht.

„Wir haben beide den grünen Daumen“, sagt Brigitte Goswin (78), die gemeinsam mit ihrem Nachbarn Günter Sonntag (75) den Straßenbereich mit Anpflanzungen verschönert. Als dort vor gut drei Jahren ein Parkplatz gebaut wurde, hatte die Stadt in den Baumbeeten ursprünglich Osterglocken gepflanzt. „Die Autofahrer haben darauf aber keine Rücksicht genommen und einfach auf den Blumenbeeten geparkt“, beschwert sich Goswin.

Improvisierte Vasen aus Plastikflaschen

In Zusammenarbeit mit ihren Nachbarn Herrn Witte und Günter Sonntag habe sie kurzerhand Holzpfähle in den Boden gehauen, um die Beete zu schützen. Um diese zum Beispiel für Autofahrer sichtbarer zu machen, hat das Gärtner-Team sie mit improvisierten Vasen verziert, in denen jetzt saisonale Blumen blühen. „Letztes Jahr hatten wir mal Tulpen und Lilien drin, das sah auch wunderschön aus“, sagt die Neudorferin.

Täglich bestaunen Passanten die sieben an Holzpfeilern befestigten Vasen aus aufgeschnittenen Plastikflaschen und das Blumenbeet rings um den Straßenbaum.

„Es sieht viel besser aus als das Unkraut vor meinem Haus“, sagt eine Anwohnerin. „Wunderbar, dass hier verschiedene Pflanzen blühen“, meint auch Nachbarin Angela Runkel.

Goswin freut sich über die Anerkennung: „Das ist Balsam für die Seele“ sagt sie. Aber sie hat auch schon weniger schöne Reaktionen auf ihre Pflanzkunst erlebt: „Die große Hortensie, die wir hier eingepflanzt haben, wurde uns geklaut“, erklärt sie mit Bedauern.

Primeln werden im Keller aufgepäppelt

Nichtsdestotrotz machen die Hobby-Gärtner munter weiter, sammeln wilde Samen und Wiesenblumen vom Feld oder kaufen für ihren Straßenvorgarten neue Pflänzchen vom Markt. Ihre Vorliebe für Blumen geht sogar so weit, dass sie die eingepflanzten Primeln in den vergangenen kalten Tagen wieder ausbuddelten und im Keller zwischenlagerten, damit sie nicht erfrieren: „Die werden dort wieder aufgepäppelt“, meint Goswin. Auch auf die Tulpen, die ihre Köpfe in diesem Jahr ebenfalls später gen Himmel recken, freut sie sich schon: „Sie lünkern schon aus der Erde.“

Trotz des Stolzes auf ihre ehrenamtliche Arbeit möchte sich das Hobby-Gärtner-Team nicht so gerne mit einem Bild in der Zeitung ablichten lassen. Sie lassen da lieber den Blumen den Vortritt.