Duisburg. .

Karl Janssen, Duisburgs Beigeordneter für Familie, Bildung und Kultur, möchte der Stadt gerne den Rücken kehren. Beruflich verschlechtern möchte sich der Wahl-Münsteraner dabei nicht. Im Gegenteil: Er möchte gerne den Deutschen Bundestag erobern. Im Bundestag-Wahlkreis von Ruprecht Polenz in Münster. Der sitzt seit 1994 im Bundestag, war 2000 sogar mal kurz Generalsekretär der CDU, und hatte im Januar in Münster erklärt, nicht mehr kandidieren zu wollen.

Nun hat Janssen seinen Hut in den Ring geworfen und offiziell seine Kandidatur erklärt. „Münster braucht eine starke CDU und Berlin braucht einen starken Münsteraner“ heißt der Wahlkampf-Slogan. „Heute bin ich 56 Jahre alt und lebe seit 26 Jahren in Münster. Leidenschaftlich stehen meine Familie und ich zu unserer Stadt“, wirbt er um die Stimmen seiner Parteifreunde. Doch bevor 2013 die Bundestagswahl stattfindet, muss Janssen erst einmal eine parteiinterne Mehrheit für sich gewinnen. Denn neben dem Duisburger Beigeordneten wollen drei weitere CDU-Mitglieder gerne für den Bundestag kandidieren. Am 12. November werden die Münsteraner Christdemokraten entscheiden, wen sie ins Rennen um das Bundestagsmandat schicken.

Bereits 2009 wäre Janssen gerne ins beschauliche Münster gewechselt, wo er vor seiner Dezernentenzeit in Recklinghausen und Duisburg neun Jahre lang Leiter des Jugendamtes war, und auch heute noch wohnt, wenn er denn nicht dienstlich in Duisburg weilen muss. Oberbürgermeisterkandidat für die CDU wollte er werden, doch die Münsteraner Parteimitglieder bevorzugten damals Markus Lewe, der später auch als Oberbürgermeister gewählt wurde.

In Duisburg läuft Janssens Zeit als Wahlbeamter am 30. April 2013 ab. Frühestens sechs Monate vorher könnte er theoretisch wieder gewählt worden. Angesichts der Mehrheit von Rot-Rot-Grün im Rat gilt Janssens Wiederwahl allerdings als unwahrscheinlich. Vielen Kommunalpolitikern gilt Janssen als wenig kreativ und wenig interessiert. Ein Nachteil, der sich vor allem in der Kultur- und Familienpolitik auswirkt. Denn viele Leistungen in diesen Bereichen sind freiwilliger Natur, die in einer Pleitestadt wie Duisburg immer wieder auf Sparlisten stehen. Diese vor der Sparwut bewahren zu können, erfordert kreativen Erfindergeist, den viele dem Dezernenten absprechen.