Duisburg. . Ein bedeutendes Stück Stahlarbeiter- und Dokumentarfilmgeschichte ist am Freitagabend ab 20 Uhr im Hüttenmagazin des Landschaftsparks Nord zu sehen. Dort zeigen die Kinemathek im Ruhrgebiet und der Verein IG Nordpark im Rahmen ihrer gemeinsam organisierten Reihe „Das Ruhrgebiet im Film“ die dokumentarische Inszenierung „Huckinger Herbst“. Sie beschäftigt sich mit dem wilden Streik aus dem Jahr 1973 im Profilwalzwerk bei Mannesmann in Huckingen.
Christoph Hübner, Gabriele Voss und Andreas Köbner waren damals Studenten an der Filmhochschule in München. Als sie von dem wilden Streik in Huckingen aus der Zeitung erfuhren, entschied sich das Trio spontan, dies zum Thema ihres Uni-Abschlussfilms zu machen. Doch quasi mit Beginn der Planungen war der Arbeitskampf schon wieder beendet. So fiel die Entscheidung, das in der Realität soeben Geschehene wie etwa die Aussperrung im Nachhinein als Inszenierung zu verfilmen – mit den echten Betroffenen, die sich selbst spielten. Herausgekommen ist dabei ein 70-minütiges Schwarz-Weiß-Werk, das Huckinger Stahlarbeiterfamilien aus den 70ern als Protagonisten hat.
„Diesen Film haben wir in unserem Bestand“, erzählt Paul Hofmann. Der 62-Jährige ist Leiter der Kinemathek im Ruhrgebiet, die sich selbst als „Filmarchiv für die Region“ definiert. „Und zu unserer Archivarbeit gehört eben auch, dass man ab und an Schätze hebt, die sich darin finden lassen – um sie einem Publikum zu zeigen und damit der Öffentlichkeit zugänglich zu machen“, sagt Hofmann. Zu dieser Kategorie zählt ganz sicher auch „Tor 2“ – der zweite Film, der morgen gezeigt wird.
"Film ab" um 20 Uhr
Mehrere Filmemacher hielten mit Super-8-Kamera in der Silvesternacht 1978 die Ereignisse am Tor 2 der Mannesmann-Hütte in Huckingen fest, wo erneut ein Arbeitskampf tobte. Als Einstimmung werden zum Auftakt des Abends aber zunächst Fotos vom heutigen Erscheinungsbild der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann (HKM) gezeigt. Diese Aufnahmen wurden von Siegfried Teichler (IG Nordpark) und Birgit Opitz angefertigt.
Einlass am Freitagabend ist ab 19.30 Uhr, los geht’s ab 20 Uhr. Der Eintritt ist frei. Es passen aber nur rund 100 Besucher in das Hüttenmagazin-Kino. „Und unsere Veranstaltungen stoßen traditionell auf ein großes Interesse“, weiß Paul Hofmann. Er hofft, dass sich auch diesmal wieder viele Zeitzeugen im Publikum tummeln – nicht nur aus Huckingen. „Denn sie haben alles das gelebt und haben Detailkenntnisse, die in Archiven eben nicht zu finden sind“, so Hofmann. Er fügt hinzu: „Diese Leute sind die wahren Experten.“