Duisburg. .

Kunst mag gewisse Risiken bergen. Aber sie macht ihre Konsumenten weder hässlicher noch verursacht sie lebensbedrohliche Krankheiten. „Kunst statt Kippen“ ist daher unbedingt zu empfehlen: erhältlich für vier Euro am Automaten. Der einzige seiner Art in Duisburg hängt im Gang zu den Toiletten im „Schiffchen“, dem Restaurant am Binnenschifffahrtsmuseum an der Apostelstraße in Ruhrort. Dort, wo bis Dezember der Zigarettenautomat hing, der mangels Absatz abgehängt wurde. Seit Januar ersetzt ihn der Kunstautomat.

„Heimatschacht“ für Duisburger

Petra Wosnitzka, Ehefrau von Gastronom Markus Dvoraczek, hatte bei einer Tagung in Sachsen-Anhalt einen solchen Automaten entdeckt. „Ich war sofort begeistert“, sagt Petra Wosnitzka. „So ein Ding wollten wir auch“. Sie nahm Kontakt zur Agentur in Potsdam auf (www.sek-kunst.de), wünschte sich ein „richtig knallig“ gestalteten Exemplar. Die ehemaligen Original-Zigarettenautomaten werden in einer Behindertenwerkstatt umgerüstet und individuell gestaltet. Im „Schiffchen“ hängt ein dunkelblaues Exemplar mit Fischen.

Auch befüllt wird der Automat in Potsdam. Die Künstler werden von der Agentur Kunsttick ausgewählt. Bereits über 100 Künstler gestalten die kleinformatigen Aquarelle, Drucke, Zeichnungen, Objekte oder auch Lyrik und Prosa. Die Arbeiten werden mit einem Lebenslauf der Künstler in die weißen Zigarettenschachtel-Rohlinge gepackt und mit einer „Kunst“-Banderole zugeklebt. Der Automat ist kostenlos, die Betreiber füllen genau so nach wie es früher Tabakhändler gemacht haben.

Als Besonderheit im „Schiffchen“ will Petra Wosnitzka einen der sechs Schächte mit Werken von Duisburger Künstlern füllen. Es beteiligen sich bereits Fee Brandenburg und Mareike Engelke, die ihre Ateliers im „Hafenkult“ haben, sowie Wolf D. Lipka aus dem Atelierhaus Goldstraße. „Das ist wirklich toll und unkompliziert“, sagt Fee Brandenburg. Für sie ist die Schachtel „eine Visitenkarte in einem spannenden Format“. Zwar erhalten die Künstler nur einen Euro pro Mini-Werk, aber die Agentur nimmt jeweils 50 bis 100 Stück ab, „und zahlt im Voraus“, so Mareike Engelke. Bis auf die Vorgabe, dass das Werk in die Schachtel passen muss, sei jeder frei in der Gestaltung. Der Reiz bestehe auch darin, dass der Kauf nach dem „Prinzip Wundertüte“ funktioniert – man weiß nie, was drin ist.

Weil drei Künstler zu wenig sind, einen eigenen „Heimatschacht“ zu bestücken, werden weitere Duisburger Künstler gesucht, die mitmachen. Bewerbungen gehen an die agentur kunsttick.com, Charlottentrasse 119, 14467 Potsdam, www.kunsttick.com.