Duisburg.

Genau 50 Jahre und 20 Tage ist es her, dass Charles de Gaulle und Konrad Adenauer im Pariser Élysée-Palast den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag unterzeichneten. Zahlreiche offizielle Veranstaltungen erinnern in diesen Tagen an den historischen Staatsakt. Doch während sich die Politprominenz auf Festbanketten ein Stelldichein gibt, haben wir uns auf die Suche gemacht nach Menschen, die das binationale Abkommen im Alltag mit Leben füllen – und sind in Neudorf fündig geworden: Seit rund 38 Jahren nimmt der 77-jährige Sportschütze Günter Berner am deutsch-französischen Sportaustausch teil. Profitiert hat er von dieser Verbindung nicht nur als Athlet.

Polizist legte Grundstein

Begonnen hatte alles mit der fixen Idee eines Duisburger Kommissars. Als Mitglied des Polizeisportvereins (PSV) schloss er 1974 Freundschaft mit einem Schießsportler aus Calais. Was als einmaliger Wettkampf zwischen französischen und deutschen Schützen geplant war, entwickelte sich rasch zu einem regelmäßigen Ritual. „Ich war selbst gerade erst vom PSV angeworben worden und freute mich natürlich riesig, an diesen Wochenendfahrten teilzunehmen“, erinnert sich Berner.

Ein bis zwei Mal jährlich besuchen sich die rund 15-köpfigen Schießtrupps seitdem gegenseitig. Immer mit von der Partie: die Ehefrauen. „Während die Männer ihren Tag am Schießstand verbringen, gehen wir mit den französischen Damen auf Entdeckungstour. Spazieren, Shopping oder Sightseeing – wir wissen uns schon bei Laune zu halten“, berichtet Valerie Berner, die ihren Mann immer wieder gern an die französische Nordseeküste begleitet. Die Sprachbarriere sei dabei für alle Beteiligten nie ein Problem gewesen. „Wir verständigen uns immer erfolgreich mit Händen und Füßen. Spätestens wenn am Abend die Gläser klirren, werden Vokabeln sowieso unwichtig“, sagt die Rentnerin und lacht.

Höhepunkt: Feierlichkeiten

Überhaupt seien die ausgelassenen Feierstunden am Ende eines Tages stets der Höhepunkt der gemeinsamen Zeit. „Da wird ordentlich gesungen, getanzt und natürlich gegessen“, sagt sie und schwärmt gleich darauf von der typisch französischen Bohnensuppe, mit der sie ihre Gastgeber bei jedem Besuch verwöhnen. „Unsere französischen Freunde bewirten wir dann im Gegenzug mit traditionell deutschen Spezialitäten, sprich Fleischwurst, Frikadellen oder Gulasch“, fügt ihr Mann hinzu.

Das Schießturnier gewinnen die beiden Mannschaften übrigens nahezu im Wechsel, verrät Günter Berner. Einen klaren Favoriten gebe es nie. „Aber unterm Strich ist der Sieg ja sowieso Nebensache.“