Duisburg. .
„Ich wollte mit 70 aufhören, dann mit 80“ – aufgehört hat Hans Terhorst damals nicht. Jetzt, mit fast 88, tritt er kürzer, hat Ende letzten Jahres seine Ämter bei der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG in jüngere Hände gegeben. Aber Zweifel lässt er nicht nach 62 Jahren ehrenamtlicher Arbeit für die Sache der Arbeitnehmer: „Ich bin Vollblutgewerkschafter.“
Personalrat war er mehr als 30 Jahre lang, nach der aktiven Zeit widmete sich Terhorst umgehend der Seniorenarbeit für „seine“ Gewerkschaft, war im Aufsichtsrat der Sparda-Bank, Schöffe beim Amtsgericht, Schulpflegschaftsvorsitzender. „Im Geschäftszimmer der GdED/ Transnet der Ortsverwaltung Duisburg war er der gute Geist, der sich auch nicht scheute, die Vertretung des Chefs zu übernehmen und den Betrieb zu leiten“, blickt Hans-Werner Schlich vom Bundesvorstand der EVG zurück.
Zu krank für den Beruf
Lokführer wollte Terhorst eigentlich werden, begann mit 15 Jahren seine Schlosserlehre im Ausbesserungswerk Wedau, machte 1942 die „Notgesellenprüfung“, kam zum Arbeitsdienst, wurde Soldat. 1944 kam er in russische Gefangenschaft. Bis 1950 kämpfte er er 6500 Kilometer nordöstlich ums schiere Überleben, „neun Monate Winter und drei Monate kalt“ sei das Jahr gewesen, gearbeitet wurde bei 35 Minusgraden im Freien. Terhorst: „Ich habe die Hölle erlebt.“ Aber auch eine junge jüdische Ärztin, deren Familie die Deutschen ermordet hatten, die aber gleichwohl zur Lebensretterin für etliche der Gefangenen wurde.
Krank und bis auf die Knochen abgemagert kam er zurück nach Wedau, zu krank für den Lokführer-Traum. Aber nicht zu bremsen bei der Arbeit für Eisenbahn und Eisenbahner-Gewerkschaft. Beim Bahnbetriebswagenwerk wurde er Wagenmeister und Personalrat von 1952 bis zum Ruhestand 1984, zuletzt dessen Vorsitzender.
Stolz auf seine Arbeit
Stolz ist er bis heute auf die gewerkschaftlichen Errungenschaften, auf die 70er Jahre unter anderen, die den Bahnmitarbeitern erhebliche finanzielle Verbesserungen brachten. Zuvor hätte es in der Großenbaumer Bahnhofskneipe von den damals deutlich besser verdienenden Stahlarbeiter manch Freibier für die armen Schlucker von der Eisenbahn gegeben.
Der „Unruhestand“ war eng verbunden mit der gewerkschaftlichen Seniorenarbeit, mit Engagement in den Gremien zwischen Essen, Frankfurt und Fulda, mit seiner Tätigkeit als Reiseleiter für Seniorenfahrten, die ihn in nahezu alle Länder Europas führten.
Etwas wehmütig machen ihn in der Rückschau die Schließungen des Bahnwerks in Wedau oder der Güterabfertigung am Hauptbahnhof. Aber er verweist auch auf die neue Netz-Zentrale in Duissern oder das Cargo-Zentrum in Wedau, die Duisburg nach wie vor zur Eisenbahnerstadt machen.