Duisburg. . Der Duisburger Zoo muss mit Investitions-Rücklagen laufende Kosten decken. Schlechtes Wetter senkte die Besucherzahlen voriges Jahr. Der Tierpark richtet einen Hilferuf an die Stadt wegen zwingender Ausgaben für Sicherheit und Tierschutz.
Der Tierpark am Kaiserberg, Duisburgs bekanntestes Aushängeschild, ist in ärgste Finanznöte geraten. Nur mit der Auflösung von Rücklagen kann der Zoo Duisburg laufende Kosten derzeit überhaupt decken. 2012 hätte ansonsten ein Minus von einer Million Euro gedroht. Wöchentlich müssen jetzt Liquiditätsberichte vorgelegt werden. Es herrscht Alarmstimmung.
Das miese Wetter in 2012 hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Bei sinkenden Besucherzahlen – 900 000 statt eine Million – sanken die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern nach WAZ-Informationen um 860 000 auf fünf Millionen Euro. Weniger Besucher gingen seltener ins Restaurant, also sanken auch die Pachteinnahmen. Zugleich stiegen die Kosten, etwa für Futtermittel.
„Zoo ist das Gesicht Duisburgs“
Der Zoo-Aufsichtsratsvorsitzende, Sparkassenchef Hans-Werner Tomalak, spricht von „schwierigem Fahrwasser“ und beziffert den Sanierungsstau auf bis zu 36 Mio €. 1,3 Mio € bräuchte der Zoo sofort, weitere 17 Mio etwa fürs zwingende Investitionen u.a. am maroden Affenhaus und am Wirtschaftshof können noch ein wenig geschoben werden. „Um zwingende Auflagen zu erfüllen, muss die Stadt als Hauptgesellschafter Mittel zur Verfügung stellen.“
Oberbürgermeister Sören Link, selbst Dauerkartenbesitzer, nahm an der Krisensitzung teil. „Der Zoo ist das Gesicht der Stadt und hat enormes Potenzial für die Stadt und die Wirtschaft. Wir müssen mit anderen Geldgebern entscheiden, was wir tun können. Ich glaube, dass das machbar ist. Die Probleme sind offenbar aber auch zu lange nicht zur Kenntnis genommen worden“, sagte Link.
Zoo-Direktor Achim Winkler: „Der Zoo ist seit eh und je auf Hilfe angewiesen. Wir müssen mit anderen Zoos Schritt halten. Wir haben noch alte Anlagen, die nicht mehr zeitgemäß sind.“
Dem Zoo drohen zudem weitere Rückgänge bei Sponsorengeldern: RWE zahlte fünf Jahre jährlich eine Million Euro und speckt nun seine Unterstützung ab. Air Berlin stoppte zudem den kostenlosen Flugtransport des ohnehin teuren Eukalyptus für die Koalas aus den USA. Der städtische Zuschuss beläuft sich seit Jahren auf 2,1 Mio Euro. Ohne die Patenschaftsgelder und Spenden des rührigen Fördervereins und der Sparkasse wäre es schlecht um die Zukunft des Tierparks bestellt.
Zugleich steht der Zoo vor immensen Investitionen. Zwingend vorgeschrieben ist aus Sicherheitsgründen eine Lautsprecheranlage, mit der alle Zoo-Besucher bei Gefahren gewarnt werden können – Kosten: 400 000 Euro. Im Giraffen- und Elefantenhaus müssen zum Schutz der Tierpfleger Tore gebaut werden – Kosten 350 000 Euro. Im Delfinarium sind Reparaturen unausweichlich – Kosten: 300 000.
Kostenträchtiges Delfinarium ist Besuchermagnet
Der Aufsichtsrat des Zoos beschloss am Donnerstag als eine erste Maßnahme, dass als „Bausteine“ genannte Teileinnahmen der Eintrittsgelder von 500 000 Euro, die seit 1988 für Investitionen zur Seite gelegt werden, in den Wirtschaftsplan zur Kostendeckung genutzt werden. Ein Minus von etlichen 100 000 Euro bleibt dennoch.
Der Zoo soll jetzt nach weiteren Sparmöglichkeiten suchen. Dilemma: Die kostenträchtigen Zoo-Attraktionen Delfinarium und Koala-Anlage sind zugleich die besonderen Besuchermagneten.
Preise und Zuschüsse
Das Tagesticket für den Zoo kostet jetzt für Erwachsene 14,50 €, Kinder (3-17 Jahre) zahlen 7 €. Eine Familie
(Eltern, 3 Kinder) zahlt 36 €.
Im Zoo leben knapp 3200 Tiere aus 266 Arten. Den Zoo gibt es seit 1934. Seit 2012 gibt es die neue Brillenbärenanlage, 2011 wurde die Kindererlebniswelt eröffnet.
Vergleich der städtischen Zuschüsse: Zoo Duisburg: 2,2 Mio €, Zoo Dresden: 4,5 Mio €, Zoo Köln: 3,6 Mio (plus Bauzuschüsse), Zoo Münster 4,1 Mio €, Zoo Wuppertal: 3,9 Mi €, Zoo Frankfurt: 7 Mio €, Zoo Krefeld: 1,85 Mio €
Der Tierbestand ist ohnehin in den letzten 20 Jahren schon halbiert worden. Noch höhere Eintrittspreise auf Phantasialand-Niveau sind undenkbar. „Wir brauchen mehr Besucher und damit mehr Einnahmen“, umschreibt Zoo-Direktor Achim Winkler die Quadratur des Kreises: Der Zoo braucht Finanzmittel. Nicht nur, um aus den roten Zahlen herauszukommen, sondern um in neue Gehege und neue Attraktionen zu investieren.