Duisburg.
Wer auch bei der aktuellen Wetterlage seine Laufschuhe schnürt, wird sich über diesen Satz von Dr. Udo Hellen freuen: „Man kann zu jeder Zeit und an jedem Ort laufen.“ Ohne „aber“ geht es jedoch nicht, wenn der Sportmediziner aus dem Fenster schaut: „Aber nicht jetzt! Das halte ich für zu gefährlich.“ Viele Duisburger können die Schuhe aber auch bei Schnee nicht im Schrank lassen.
In der Neudorfer Praxis des Arztes spiegelt sich das glücklicherweise nicht wider. „Ich habe durchweg viele Sportler hier, deshalb kann ich jetzt nicht sagen, dass die Zahl angestiegen ist“, erklärt Hellen. Doch die Art der Verletzungen verändere sich im Winter – allerdings in eine eher überraschende Richtung. „Ich habe hier mehr Verletzungen durch Hallenfußball als durch Wintersport“, erzählt der Sportmediziner.
Lieber Skilanglauf
Trotzdem rät er wieder: Skilanglauf im Sauerland, Eiskunstlaufen – das seien Sportarten, die in diese Jahreszeit gehören, aber Laufen sei zu gefährlich. „Man weiß nicht, was unter der frischen Schneedecke ist“, warnt Hellen vor Stolperfallen.
„Das sind Risiken, die muss jeder für sich selbst abschätzen“, stimmt Uwe Seedorf dem Mediziner in diesem Punkt zu. „Aber im Stadtwald zum Beispiel, da kennt man als erfahrener Läufer die Wege, da geht das schon“, erklärt der Mitarbeiter von Laufsport Bunert am Sternbuschweg. „Wer regelmäßig läuft und sein festes Programm hat, geht auch bei diesem Wetter raus.“ Anfänger würden ohnehin bei diesem Wetter durch den inneren Schweinehund abgeschreckt.
Auf Schnee eine gute Figur machen
Aber wie macht man auf Schnee eine gute Figur? Schließlich staksen gerade viele Läufer wie Störche durch die Gegend. „Hiermit rutscht man nicht weg und hat wirklich einen guten Grip“, sagt Christina Pricken von Bunert und zieht Schneeketten für Schuhe aus dem Regal. Die engen Gummizüge werden über Fersen- und Zehenkappe gezogen, auf der Unterseite windet sich eine Metallspirale ums Gummi. „Gerade an der Regattabahn, wo der Schnee jetzt festgetreten ist, kann man damit besser laufen“, erklärt Pricken. Doch nicht nur solche modernen Helferlein werden im Laufgeschäft empfohlen.
Bei dem Wetter sollten schlicht dicke Socken nicht fehlen. „Das Material der Schuhe wird immer dünner, da ist das wirklich wichtig, weil die Zehen – genau wie Finger und Stirn – besonders schnell auskühlen“, sagt Seedorf. Manchmal müssen sich aber auch die Experten bremsen. „Die meisten Läufer starten zu warm angezogen“, sagt Christina Pricken. „Ich auch. Am besten ist es, zu Beginn leicht zu frösteln. Wenn man dann auf Touren kommt, ist es genau richtig.“ Oder man hört einfach auf Dr. Hellen.
Der Briefträger hat Spikes unter der Sohle und Winterreifen am Rad
Der Wintereinbruch bereitet auch den Zustellern der Post einige rutschige Probleme. Gerade für die über 200 Kräfte, die in ganz Duisburg immer mit dem Fahrrad unterwegs sind, wird der Berufsalltag derzeit zum Balance-Akt.
„Die Kollegen sind alle winterfest ausgestattet“, erzählt Britta Töllner, Pressesprecherin der Post. Dazu würden neben einer hochwertigen Funktions-Dienstkleidung etwa auch Schuhe mit Nägeln unter der Sohle – vergleichbar mit Spikes bei den Sprintern – gehören. So könne die Rutschgefahr beim Radschieben auf spiegelglatten Gehwegen gemindert werden.
Die Fahrräder selbst seien mit speziellen Winterreifen ausgestattet worden, so Töllner. Diese wiesen ein dickeres Profil auf. Und es gebe besondere Handschuhe, wo die Fingerkuppen separat frei gelegt werden können, um Briefe besser aus dem Stapel ziehen zu können.
Gehwege sollten geräumt werden
Rund 1500 Sendungen müssen Post-Zusteller pro Tag in ihrem jeweiligen Bezirk verteilen. Im Schnitt liegt das pro Tag beförderte Gewicht bei etwa 50 Kilogramm. Manchmal sind es laut Post-Sprecherin Britta Töllner aber mehr als doppelt so viel.
„Wir können im Interesse der Sicherheit unserer Zusteller nur an alle Kunden appellieren, dass sie auf den Gehwegen ihrer Räumpflicht nachkommen“, so Töllner. Es liege im Ermessen des Zustellers, das Ausliefern in einem nicht geräumten Straßenzug zu unterlassen. Das komme aber nur höchst selten vor, stellt die Sprecherin klar.
Ist es seit Beginn der Schneefälle denn schon zu nennenswerten Ausrutschern gekommen? „Toi, toi, toi“, sagt Töllner. „Bisher gab es keine Stürze mit Verletzungen.“
Politessen schreiben weiter „Knöllchen“
Die 48 Politessen, die für das Ordnungsamt im Stadtgebiet Falschparker aufspüren, verrichten trotz Schnee und frostigen Temperaturen in voller Teamstärke ihren Dienst. Bei komplett zugeschneiten Fahrzeugen dürfen sie bei Bedarf Windschutzscheiben vom Schnee befreien, um zu kontrollieren, ob etwa ein geforderter Anwohnerparkausweis ausliegt.
„Durch den Schnee ist derzeit auch kaum zu kontrollieren, ob etwa Parkmarkierungen eingehalten werden“, erklärte Stadtsprecher Peter Hilbrands. Im Zweifelsfall würde zu Gunsten der Autofahrer entschieden werden. Die derzeitige Situation sei für die Mitarbeiter, die alle über winterfeste Dienstkleidung verfügen, aber noch relativ harmlos. Vor zwei Jahren wurde die Kontrolle nach schweren Schneefällen zeitweise ausgesetzt.