Duisburg. Ein Fahrfehler war Ursache des Lkw-Unfalls im Duisburger Süden. Der Fahrer hatte in der Dunkelheit eine Verkehrsinsel gestreift, der Lkw rutschte in die Bushaltestelle. Vier Menschen wurden schwer verletzt. Überhöhte Geschwindigkeit spielte keine Rolle, Politiker fordern aber seit Jahren Tempo 30 und eine Verbannung des Schwerlastverkehrs aus dem Wohngebiet.
Ein mit mehr als 20 Tonnen Schotter beladener Sattelzug kam Mittwochmorgen gegen 6.50 Uhr in Mündelheim von der Straße ab. Der Anhänger kippte auf die Seite und rutschte in eine Gruppe von Menschen, die an einer Bushaltestelle warteten. Eine Frau (47) erlitt schwerste Verletzungen, sie musste an der Unfallstelle beatmet und in einer Klinik notoperiert werden. Drei Schwerverletzte, darunter zwei Mädchen im Alter von elf und 17 Jahren, kamen mit Frakturen und Prellungen ins Krankenhaus. Die Bergungsarbeiten erforderten einen Großeinsatz der Feuerwehr.
Die Uerdinger Straße ist in Höhe der Haltestelle Ehinger Berg schnurgerade. Einziges Hindernis ist eine Mittelinsel, die Fußgängern ein sicheres Überqueren der Straße ermöglichen soll. Diese Erhebung hat der 31-jährige Fahrer, der von den Hüttenwerken Krupp Mannesmann (HKM) kommend in Richtung B288 unterwegs war, nach Angaben der Polizei in der Dunkelheit übersehen und gestreift. Sein Lkw geriet ins Schleudern und erfasste eine Gruppe von Menschen, die auf der anderen Straßenseite auf den Bus warteten.
Sechs Menschen wurden verletzt, vier davon schwer
Der Fahrer konnte leicht verletzt aus der aufgerichteten Zugmaschine klettern, seine Kabine lag dabei in einer Höhe von fast fünf Metern. Vier Personen habe er an der Haltestelle noch gesehen, erklärte der 31-Jährige der Polizei. Doch ein Augenzeuge gab an, dass fünf Menschen in dem Wartehäuschen standen, das vom Lkw völlig zerstört wurde. Nachdem die Schwerverletzten und ein herbeigeeilter 20-jähriger Helfer, der sich Schnittverletzungen zuzog, in Krankenhäuser transportiert wurden, trugen Feuerwehrleute den Schutt vom Bürgersteig ab.
Ein Teleskoplader der Feuerwehr war vor Ort, konnte jedoch nur vorsichtig eingesetzt werden. „Wenn die große Schaufel da reinfährt und einer drunter liegt, der vielleicht noch eine Chance hat, dann hat er sie danach nicht mehr“, erklärte ein Feuerwehrmann angespannt. Die Rettungskräfte schippten den Schotter deshalb größtenteils von Hand in den Teleskoplader.
Kein weiteres Opfer unter dem Lkw gefunden
Gegen 10 Uhr wurden Anhänger und Zugmaschine, die durch einen Kran und eine Winde gesichert waren, wieder aufgerichtet. Feuerwehr und Polizei schirmten den Unfallort ab, da noch immer nicht ausgeschlossen werden konnte, dass der Lkw weitere Opfer unter sich begraben hatte. Die Zeugenaussage bestätigte sich allerdings nicht.
„Von hier fahren viele Kinder zum Schulzentrum Süd und zur Gesamtschule Großenbaum“, erzählte am Morgen ein Anwohner. „Und so ab viertel nach sieben, da stehen hier an der Haltestelle ungefähr 20 bis 30 Kinder, die auf den Bus warten.“
Lkw-Fahrer wegen fahrlässiger Körperverletzung angezeigt
Nach ersten Erkenntnissen des Verkehrskommissariats ist der 31-jährige Fahrer des Sattelzugs aus Viersen nicht mit überhöhter Geschwindigkeit auf der Uerdinger Straße unterwegs gewesen. 44 Stundenkilometer schnell, so die Angaben der Polizei, sei er gefahren - bei erlaubten 50 km/h. Zudem sei der Anhänger, in dem Straßenschotter transportiert wurde, auch nicht überladen gewesen. Den Lkw-Fahrer erwartet nun eine Strafanzeige wegen fahrlässiger Körperverletzung.
Beamte der Unfallprävention besuchten nach dem Unfall noch die Realschule Süd und das Mannesmann-Gymnasium, da zahlreiche Kinder und Jugendliche auf dem Weg zur Schule an der Unfallstelle vorbei gekommen waren. Sie führten Gespräche, erklärten das Unfallgeschehen und die Arbeit von Polizei und Rettungskräften.
Bezirksvertretung fordert hier seit Jahren Tempo 30
Für den Bereich rund um die Haltestelle Ehinger Berg fordere die Bezirksvertretung Süd die Einführung einer Tempo-30-Zone auf der Uerdinger Straße, erklärt Karl Ergoi. Im vergangenen Jahr, so das Mitglied der Bezirksvertretung, habe es bereits einen Ortstermin mit dem Landtagsabgeordneten Rainer Bischoff (SPD) gegeben. Doch die Stadt und der Landesbetrieb Straßen.NRW würden die Verantwortung hin und her schieben.
Gleichzeitig setze man sich für eine Umleitung des Schwerlastverkehrs über den Mannesmann-Acker zur B288 ein. Dieser sei zwar geplant, doch mit dem Autobahnausbau zwischen Krefeld und Duisburg verbunden. Da dieser auf der Kippe stünde, müsse nun eine andere Lösung gefunden werden.