Duisburg. . Die DFL möchte mit ihrem Sicherheitspapier die Kontrolle in Fußballstadien erhöhen. Fans des MSV haben dazu aufgerufen, dass alle Clubs, auch die der 1. und 2. Liga, gegen das Papier protestieren. Die Befürchtung ist, dass sich Verhältnisse wie in England oder Italien einstellen.

Die Fans des MSV Duisburg haben dieser Tage einige Sorgen, unter anderem den Tabellenplatz. „Aber jetzt ist es mir egal, ob wir nächstes Jahr in der 3. Liga spielen“, sagte ein Anhänger Anfang der Woche. Ihm und vielen anderen geht es gerade um Größeres: „Wenn das Sicherheitspapier beschlossen wird, komme ich gar nicht mehr ins Stadion, in welcher Liga auch immer!“ Bei einer Informationsveranstaltung im Meidericher „Parkhaus“ stellte ein Aktionsbündnis vor, welche Konsequenzen neue Regelungen haben könnten, deren Einführung die Deutsche Fußball-Liga durchsetzen möchte. Auch Vereinsvertreter kamen – hatten aber kaum Neuigkeiten dabei.

Worum es den Fans in Duisburg und bundesweit geht: Die Clubs der 1. und 2. Liga sollen gegen den Vorschlag der DFL votieren. Denn in dem als „Sicherheitspapier“ – vom Verband ungewollt – bekannt gewordenen Konzept setzt man zum Beispiel auf Ganzkörperkontrollen, droht mit der Abschaffung von Stehplätzen und möchte Repressionen gegen ganze Fan-Gruppen erleichtern. Nicht nur in den Kurven stößt das Vorhaben auf Ablehnung. Immer mehr Kritiker melden sich zu Wort, auch Helmut Spahn, langjähriger Sicherheitsbeauftragter des DFB. Er betont in Interviews, dass er in dem Konzept keinen Sinn erkennt, die Lage in den Stadien sei längst nicht so dramatisch, wie man sie in der Öffentlichkeit darstelle. Die engagierten Fans in Duisburg wiesen darauf hin, dass man durch die Abschaffung von günstigen Stehplätzen zum Beispiel ganze soziale Schichten vom Stadionbesuch ausschließen würde.

Angst vor englischen oder italienischen Stadion-Verhältnissen

Einige Vereine haben inzwischen eine kritische Position zum „Sicherheitspapier“ eingenommen. Die des MSV? Unbekannt. Zwar war bei der Veranstaltung auch Andreas Rüttgers anwesend, zu diesem Zeitpunkt noch Vorstandsvorsitzender des MSV, doch auch er konnte nicht sagen, wie man sich entscheiden werde. Rüttgers erklärte immerhin, er gehe „auch nicht mehr ins Stadion“, wenn die DFL-Vorgaben umgesetzt würden, die Entscheidung für oder gegen das Konzept müsse aber Geschäftsführer Roland Kentsch treffen. Und der ziehe es vor, sich nur intern zu diesem Thema zu äußern.

Am 12. Dezember soll bei einer Versammlung des Ligaverbands das Konzept – inzwischen in leicht veränderter Form – beschlossen werden. Das halten die Vertreter des Aktionsbündnisses „Zebras gegen das DFL-Papier“ für einen Schritt in Richtung englischer und italienischer Verhältnisse, wo in den Stadien kaum noch Stimmung herrsche. Um gegen die Pläne der DFL zu protestieren, wollen die Fans in Duisburg und in mehr als 30 anderen Stadien schweigen – an drei Spieltagen werden sie zwölf Minuten still sein. Es sei sicher nicht ideal, die „Zebras“ in dieser Phase der Saison zeitweise nicht zu unterstützen, räumte ein Anhänger ein. „Aber die einzige Möglichkeit, gehört zu werden, ist es zu schweigen.“