Duisburg. . Sein Raubversuch habe nur dazu gedient, Aggressionen abzubauen, die eine Stalkerin heraufbeschwor, behauptet ein 41-Jähriger. Als ein Gutachten zu seiner psychiatrischen Verfassung beschlossen wurde, verlor der Angeklagte die Beherrschung.

Mit einem ungewöhnlichen Fall von versuchtem Raub und versuchter Körperverletzung hatte es gestern das Amtsgericht Stadtmitte zu tun. Denn der 41-jährige Marxloher, der am 28. Dezember 2011 in der Innenstadt eine Frau überfallen haben soll, sieht sich als Opfer: Sein Leben sei durch eine Stalkerin aus der Bahn geraten.

„Ich habe jetzt die Schnauze voll. Du musst dran glauben. Gib mir Dein Geld.“ Mit diesen Worten soll der Mann sein Opfer am Tatabend auf der Düsseldorfer Straße angesprochen haben. Es gab ein Gerangel um die Handtasche. Als die Frau sich wehrte, ließ der Täter von ihr ab.

Der Angeklagte gesteht

„Das ist ein wenig überspitzt dargestellt. Aber in etwa hat es sich so zugetragen“, bestätigte der Angeklagte. Er habe sich danach übrigens gleich dem nächsten Opfer zugewandt, das ihm auf dem Bürgersteig entgegenkam, offenbarte der 41-Jährige.

Er habe aber nur so getan, als wenn er sein Opfer schlagen wollte. „Ich würde doch nie einer Frau etwas tun.“ Ihm sei es nur darauf angekommen, aufgestaute Aggressionen los zu werden und ein wenig Angst zu verbreiten. Angst, die er seit Jahren spüre. „Ich habe mich mit der falschen Frau eingelassen und werde seitdem von ihr verfolgt.“ Mehrere Arbeitsplätze sei er wegen des Telefonterrors der Verfolgerin schon los geworden. „Aber die Polizei tut nichts.“

Täter sieht Schuld bei Stalkerin

Den Verdacht des Staatsanwaltes, dass der Angeklagte, der als aggressiver Bettler bekannt ist, die Geschichte nur als billige Entschuldigung für die im Vorstrafenregister aufgelisteten 19 Taten benutze, wies der Angeklagte entrüstet von sich. Das Ansinnen, sich der Hilfe eines Psychotherapeuten zu bedienen, empörte den 41-Jährigen. „Ich habe doch 35 Jahre lang keine Probleme gehabt. Das liegt alles nur an dieser Frau.“

Staatsanwalt und Schöffengericht kamen schnell überein, das Verfahren auszusetzen und den Angeklagten psychiatrisch untersuchen zu lassen. Das ließ den 41-Jährigen endgültig die Fassung verlieren. „Ich mache diese Ungerechtigkeit nicht länger mit“, polterte er und verließ den Gerichtssaal.

Schauspielkunst oder Krankheit

Ein Gutachter könnte unter diesen Umständen seine liebe Not haben, den Mann zu untersuchen. Im Mittelpunkt wird dabei wohl die Frage stehen, ob der 41-Jährige psychisch gestört und gefährlich ist, oder nur ein guter Schauspieler.