Wie Corio die Startschwierigkeiten der Königsgalerie bewertet
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Duisburg. . Ein Jahr nach der Eröffnung der Königsgalerie fehlen dem Einkaufscenter Mieter und Kunden. „Die Dinge sind anders, als wir sie gerne hätten“, sagt Jörg Banzhaf, Geschäftsführer bei Corio, Besitzer der Galerie. Warum Corio das geplante Duisburg Outlet Village dennoch nicht fürchtet.
„Und als der erste Geburtstag kam, feierten alle sieben Tage lang.“ Mit sagenhaften Sprüchen Grimm'scher Anmutung bewirbt die Königsgalerie derzeit ihren ersten Geburtstag. Doch der Start des zweiten Einkaufscenters in Duisburgs Innenstadt war keineswegs sagenhaft.
Vermietungsstand und Kundenfrequenz lassen auch nach einem Jahr noch zu wünschen übrig, und Corio Deutschland, das sowohl das Forum als auch die Königsgalerie 2010 von Multi Development (MD) gekauft hat, wertete in der Halbjahresbilanz 2012 die Königsgalerie nur vier Monate nach ihrer Eröffnung um zehn Millionen Euro ab. Für Jörg Banzhaf, seit Anfang August neuer Geschäftsführer bei Corio Deutschland, dennoch kein Grund im Gespräch mit der NRZ Märchen zu erzählen: „Immobilienbewertungen, die renommierte Gutachter von außerhalb vornehmen, muss man hinnehmen wie das Wetter. Aber in der Königsgalerie gibt es noch Leerstand. Die Dinge sind anders, als wir sie gerne hätten.“
Sicher habe der anfangs geringe Kundenzuspruch auch etwas mit der Finanzkrise zu der Zeit zu tun, als das Einkaufszentrum eröffnet wurde. In Krisenzeiten sei es schwer, Kaufgewohnheiten zu ändern.
„Doch wir sind bei der Königsgalerie auch in der Bredouille“, gibt Banzhaf unumwunden zu. „Die Vermietung liegt nicht in unseren Händen.“ Jedenfalls nicht die Erstvermietung, die von MD vorgenommen wird. Und da lässt Banzhaf durchblicken, dass Corio sich mit dem einen oder anderen der jetzigen Mieter nicht so anfreunden kann.
Das Unternehmen
Corio ist ein börsennotiertes niederländisches Unternehmen, das Immobilien im Gesamtwert von etwa 7 Milliarden Euro in sieben europäischen Ländern besitzt. Den deutschen Markt betrat Corio 2010 durch den Kauf eines 1,2 Milliarden Euro teuren Portfolios von MD, zu dem auch Forum und Königsgalerie gehören.
„Duisburg ist sicher nicht der klassische Prada-Standort.“ Das sieht Banzhaf genau so wie MD-Geschäftsführer Axel Funke. „Aber wir wollen Mieter aus dem mittleren Preissegment, etwas oberhalb des Forum-Angebots. Um uns die aussuchen zu können, müssen wir die Königsgalerie attraktiver machen, mit den klassischen Methoden Gestaltung und gutes Management.“
Eile sieht der Corio-Geschäftsführer indes nicht als Gebot der Stunde: „Ein Shopping-Center braucht zwei, drei Jahre, um sich zu entwickeln. Im Gegensatz zu MD, die als Entwickler kaufen und verkaufen, wollen wir die Immobilien langfristig halten und ansprechender machen, um die Mieter zu bekommen die wir haben wollen.“
Andreas Theurich, Center-Manager der Königsgalerie, ergänzt: „Nach einem Jahr haben wir den Leerstand um 40 % verringert durch Läden, die es noch nicht in Duisburg gab, wie Rituals oder G-Star-Raw.“
„Wir können uns Zeit lassen. Wir werden auch in zehn, zwanzig Jahren noch die Betreiber der Center sein“, sagt Banzhaf und demonstriert auch hinsichtlich des FOC Gelassenheit.
Factory Outlet Center (FOC) schreckt Forum-Manager nicht
„Das FOC zielt auf Käuferschichten, die nie nach Duisburg in die Innenstadt kommen würden, um hier einzukaufen. Es hat also ein ganz anderes Einzugsgebiet und ist von daher für uns keine Konkurrenz“, erklärt Banzhaf. Theurich hätte es sich sogar noch etwas näher an der Innenstadt gewünscht: „Das FOC liegt zu weit im Norden der Stadt. Das bringt keine Koppelungseffekte für die City. Hier am Bahnhof ein Möbelhaus, da oben das FOC, umgekehrt wäre es besser gewesen.“
Jörg Banzhaf sieht den Wirkungskreis der Corio-Center mehr stadtweit und innerstädtisch, wo sich seiner Meinung nach schon viel positiv verändert hat: „Wir müssen uns auf unser Einzugsgebiet konzentrieren. Da werden wir täglich besser. Aber Duisburg hat immer weniger Kaufkraft gehabt als andere Städte im Ruhrgebiet, das für den Handel ein schwieriges Gebiet ist, weil alle Städte nahtlos ineinander übergehen.“
In der dadurch entstehenden Konkurrenz, Käufer zu locken, sieht Banzhaf auch eine Aufgabe der Stadtentwicklung. „Die aber braucht einen langen Atem, Stadtentwicklung dauert Jahrzehnte.“
Duisburg habe da schon viel geschafft, meint Banzhaf, der ehedem in Diensten von ECE Multi Casa nach Duisburg bringen wollte. „Von der Gewerbesteuer her wäre Multi Casa besser fürs Stadtsäckel gewesen“, sagt er heute. „Damals war alles hässlich hier. Aber die Stadt hat viel geschafft, um das zu ändern. Da muss man sagen: Touché! Heute wäre Multi Casa ein Fehler.“
Forum Duisburg zählt zu Corio-Flagschiffen in Deutschland
Heute, gesteht der Corio-Chef, würde er sogar das Forum anders bauen. Aber das ist wohl eher ein architektonisches Problem des Einkauftempels an der Königstraße, der mit einem Flächenleerstand unter einem Prozent zu den Corio-Flaggschiffen in Deutschland gehört und für den Banzhaf voll des Lobes ist: „Das Forum funktioniert gut und hat auch durch ein gutes Management eine hohe Aufenthaltsqualität. Von solchen Centern hätten wir als Corio gern mehr.“
Aktuell muss sich Banzhaf aber erst mal um die Stabilisierung des Portfolios von Corio Deutschland kümmern, das in den letzten Bilanzen im Vergleich zu anderen europäischen Standorten nicht glänzte. „Mein Ziel ist es, das Portfolio in einen Zustand zu bringen, auf den wir stolz sein können“, formuliert Banzhaf.
Dann könne Corio über eine Ausweitung nachdenken, auch als Entwickler und nicht nur als Betreiber von Einkaufscentern. „Das muss aber in unsere Zukunftsphilosophie passen. Die Center müssen hochwertig und von hoher Aufenthaltsqualität sein, idealerweise wie das Forum. Langfristig müssen wir das im Portfolio haben, um erfolgreich zu sein.“ Der Firmensitz soll aber auch künftig in Duisburg bleiben, sagt Banzhaf.
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