Duisburg. . Eine Polizeimeldung und ihre Geschichte: Dirk Kowalski ist Zeitungsbote und wurde auf der Kardinal-Galen-Straße von zwei jungen Männern niedergeschlagen. Wenn der 47-Jährige am Montag das erste Mal nach dem Überfall wieder arbeitet, wird ihm sicher etwas mulmig sein.

Seit 1995 trägt Dirk Kowalski die WAZ und NRZ aus. Die Kardinal-Galen-Straße, Teile des Innenhafens und des Wasserviertels gehören zu seinem Revier. Jeden Morgen geht’s um 1.30 Uhr los, damit alle 750 Zeitungen rechtzeitig beim Leser sind. „Ich mach’ den Job mit Leib und Seele“, sagt der 47-Jährige. Nun stand Kowalski selbst in der Zeitung, es war kein schöner Anlass. „Zeitungsbote überfallen“ hieß die Überschrift. Zwei junge Männer schlugen ihn in der Nacht zum Mittwoch auf der Kardinal-Galen-Straße nieder. Er ist noch immer geschockt.

Täter wollten Geld

Schon als er die Zeitungen an der Werrastraße in die Briefkästen steckte, waren ihm die Gestalten aufgefallen. Es waren zwei Täter. Die jungen Männer kamen ihm entgegen, der eine die Kapuze seines Pullovers tief ins Gesicht gezogen. Dirk Kowalski ist kein ängstlicher Typ. Bisher ist ihm nie was passiert, nur zweimal ist ihm das Fahrrad im Dellviertel geklaut worden, als er morgens unterwegs war. „Es begegnen einem nachts immer Menschen, aber bei denen hatte ich direkt ein komisches Gefühl.“ Als er wieder zu seinem Rad kam, sah er, dass ein Teil der Zeitungen auf dem Boden lag. Er machte sich daran, die Ausgaben einzusammeln – da kamen sie von hinten und schlugen ihm auf dem Kopf. „Mach’, was wir dir sagen“, hätten sie ihm gedroht. Sie wollten seine Wertsachen. Erst zeigte er ihnen sein Handy – das war ihnen zu alt. Kurz darauf war er seine Brieftasche los. „Ausnahmsweise war etwas mehr Geld drin, weil ich einen Tag vorher den Strom bezahlen musste. Sonst trage ich maximal zehn Euro bei mir, um mir zwischendurch mal einen Kaffee zu trinken.“

Polizei rät bei Überfällen: Nicht den Helden spielen

209 Überfälle wurden bis August in Duisburg verübt – das sind exakt genau so viele wie im Vorjahr. „Das Problem bei Taten dieser Art ist, dass man nicht vorbeugen kann. Es kann jeden treffen“, erklärt Polizeisprecher Stefan Hausch. Meist wählen die Täter aber wehrlose Personen, beispielsweise Betrunkene oder Ältere, die nicht so einfach weglaufen können. Hausch rät, nicht den Helden zu spielen und Wertgegenstände rauszugeben. „Die können von der Versicherung ersetzt werden, die Gesundheit nicht.“ Wichtig sei, dass man sich die Täter genau einprägt und der Polizei wichtige Hinweise geben kann. Dirk Kowalski hat übrigens beobachtet, dass Hochfeld nicht das heißeste Pflaster ist. „Wenn Kollegen etwas passiert ist, dann war das meistens in Neudorf“, berichtet er.

Stefan Hausch weist darauf hin, dass die Polizei auch eine Begleitung der Opfer anbietet. „Manchmal sieht man die Narbe nicht, die nach so einem Überfall bleiben.“ Die Polizisten werden gezielt geschult oder verweisen auf Experten.

Nachdem sie das Geld hatten, ließen sie von ihm ab. Seine Kleidung war schon ganz rot, das Blut tropfte vom Kopf herunter. „Im ersten Moment konnte ich mich nicht an den Polizei-Notruf erinnern.“ Er machte sich also auf den Weg zur Tankstelle an der Kardinal-Galen-Straße, da bog ein Taxi aus der Neckarstraße. „Das habe ich dann angehalten, aber dem Fahrer war das wohl nicht geheuer, er hat das Fenster nur einen kleinen Spalt geöffnet.“ Immerhin rief der Fahrer die Polizei – und Dirk Kowalski bei der WAZ an, damit die restlichen Zeitungen zugestellt werden konnten. Kurze Zeit später traf dann ein Notarztwagen ein, der ihn ins Bethesda-Krankenhaus brachte. Seine Platzwunde musste mit fünf Stichen genäht werden.

Viele Kollegen und auch einige Leser, die von dem Vorfall aus der Zeitung erfahren haben, überbrachten ihm Genesungswünsche. Am Montag will er aber wieder arbeiten. Das Zeitungaustragen ist für den gelernten Buchhändler seine Haupteinkommensquelle. „Am Montag wird es mir sicher etwas mulmig sein.“