Duisburg. Ein zu geringer Sicherheitsabstand zu einem Chemie-Werk könnte die Planungen für das Outlet Center im Duisburger Norden stoppen, heißt es in einem Gutachten. Weil bei Grillo gefährliche Stoffe verarbeitet werden, unterliegt das Werk wie die Krefelder Düngemittelfabrik der Störfallverordnung.
Ein Gutachten stoppt vorerst die weiteren Planungen für den Bau des Factory Outlet Centers in Hamborn: Wie ein Sachverständiger jetzt festgestellt hat, lassen sich die Pläne für das Center derzeit nicht verwirklichen.
Das Problem: Der Abstand der geplanten Gebäude zu den benachbarten Grillo-Werken ist deutlich zu gering. Weil dort gefährliche Stoffe wie Schwefeldioxid verarbeitet werden, unterliegt das Werk wie die Düngemittelfabrik in Krefeld der Störfallverordnung. Vorgeschrieben ist daher ein Sicherheitsabstand von 800 Metern, nach den Plänen für das Outlet-Center liegen die sensiblen Anlagen aber weniger als 300 Meter entfernt. Ist damit das Mega-Projekt in Hamborn, dem der Rat bereits zugestimmt hat, jetzt doch gekippt?
Nachbesserung sei Sache der Stadt Duisburg
„Nein“, sagt Barbara Vogt, Sprecherin der Douvil GmbH um Investor Roger Sevenheck. „Wir sehen keine Gefahr für das Projekt. Es geht nachrangig um das Outlet-Center. In erster Linie sagen die Erkenntnisse des Gutachtens, dass der Abstand durch die Grillo-Werke nicht eingehalten wird. Da gibt es ganz klar Nachbesserungsbedarf. Das ist jetzt Sache der Stadt, die sie ganz unabhängig vom Bau des Outlet-Centers klären muss. Der Planungsdezernent hat sich ja bereits ähnlich geäußert“, erklärt Vogt auf NRZ-Anfrage.
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Auch ein Sprecher der Stadt bestätigte der NRZ die Erkenntnisse des Gutachtens. Die Stadt befinde sich mit dem Unternehmen Grillo in Gesprächen, was zu tun sei, um die Vorgaben zu erfüllen. Baudezernent Carsten Tum hatte erklärt, dass die Stadt gewisse Maßnahmen erfüllen müsse, damit eine Genehmigung für das Projekt erteilt werden könne. Und dabei will die Stadt offenbar auch das alteingesessene Unternehmen in die Pflicht nehmen.
Fraglich bleibt, warum bei einem Projekt dieser Größenordnung und nach einer Vorplanung von fünf Jahren erst jetzt der mangelnde Abstand auffällt. Kontakte zwischen der Outlet-Gesellschaft Douvil und dem Unternehmen Grillo gibt es schließlich schon länger: Verhandelt wurde zwischen beiden Seiten über ein Grundstück, das sich im Grillo-Besitz befindet und das Investor Sevenheck auch schon gedanklich überplant hat. Auf dem Areal soll bei der bereits angedachten Erweiterung des Outlet-Centers ein größeres Gebäude entstehen. Der Verkauf habe allerdings noch nicht stattgefunden, erklärte Douvil-Sprecherin Vogt.
Douvil hält an ehrgeizigem Zeitplan fest
Aber auch der Zeitpunkt, an dem diese Expertise ans Licht kommt, wirft Fragen auf. Die Erkenntnisse des Gutachtens gelangen ans Licht, als der Rauch des Störfalls in der Krefelder Düngemittelfabrik noch zu riechen ist. Manch einer in Hamborn wird sich sofort an den Störfall vor viereinhalb Jahren in den Grillo-Werken erinnern. Am 9. April 2008 trat in einer Halle beim Befüllen eines Transportbehälters durch ein defektes Ventil verflüssigtes Schwefeldioxid aus. Ein Teil des Schwefeldioxids ist durch den Wind in die Umgebung entwichen, umliegende Häuser wurden evakuiert und rund 20 Bewohner vorsorglich zur Beobachtung ins Krankenhaus eingeliefert. Schwefeldioxid kann zur Reizung der Atmungsorgane führen, in den Grillo-Werken wird das Gas zur Herstellung von Papier, Flüssigwaschmittel und für die Konservierung von Lebensmitteln produziert.
Offenbar wurde aber sowohl der Investor als auch die Stadt von den Ergebnissen der Studie überrascht. Obwohl völlig offen ist, wie eine Lösung des Problems überhaupt aussehen soll, hält Douvil an dem ohnehin ehrgeizigen Zeitplan fest: Das Outlet-Center soll bereits Ende 2013 eröffnen.