Duisburg-Hamborn.. Das Factory-Outlet-Center (FOC) in Hamborn ist praktisch beschlossene Sache, wird aber nach wie vor kontrovers diskutiert. Architekt und Stadtplaner Walter Brune (86) kämpft gegen das geplante Großprojekt. Jetzt besuchte er die Mieterinitiative in der Zinkhüttensiedlung.

Walter Brune hat das Rhein-Ruhr-Zentrum in Mülheim, die Kö-Galerie und die Schadow-Arkaden in Düsseldorf, die Karstadt-Hauptverwaltung in Essen und dutzende Kaufhäuser für Karstadt, Horten und Kaufring in ganz Deutschland entworfen und gebaut. Jetzt streitet der Architekt und Stadtplaner aus Düsseldorf für die Zinkhüttensiedlung in Hamborn und seine Bewohner.

In seinem Brief, den er vor einigen Tagen für die Bürgerinitiative an die 74 Duisburger Ratsherren und -frauen schrieb, spricht der Kritiker riesiger Einkaufszentren Klartext: Das geplante Factory-Outlet-Center nennt er ein „City-Killer-Center“.

Kaufkraft wird aufgesogen

Brune gehört zu den FOC-Kritikern, die beim Bau des Outlet-Centers drastische Auswirkungen auf den Einzelhandel in der Duisburger City befürchten. „Die Planer machen die Innenstadt von Duisburg platt.“ Daran ist überhaupt nicht zu rütteln“, betont Brune. „Ein Shopping-Center auf der grünen Wiese, erst recht eines am Stadtrand wie in Hamborn, macht die Innenstadt leer.“

Als Beispiel führt der 86-Jährige den Bau des „Centro“ in Oberhausen an, vor dem er gleichfalls warnte. Das „Centro“ habe die gesamte Kaufkraft aufgesogen, in der Altstadt von Oberhausen zu großen Leerständen und vielen Billigläden geführt.

5000 qm Outlet, 25.000 qm normales Warensortiment

Das geplante FOC nenne sich zwar Outlet-Center, sei aber keines. „Mit 30.000 Quadratmetern Fläche soll hier ein riesiges Shopping-Center gebaut werden“, stellt Brune fest. Ein richtiges FOC wie in Roermond umfasse aber nur 40 bis 50 Fachgeschäfte mit einer Größe von 80 bis 100 qm auf einer Gesamtfläche von maximal 5000 qm. Mehr originäre Outletprodukte gebe es auch in Roermond nicht.

„Wenn also 25.000 qm mehr Verkaufsfläche gebaut werden, ist diese Mehrfläche mit einem Shopping-Center auf grüner Wiese gleichzusetzen. Auf diesen 30.000 qm wird der Kunde zukünftig alles finden, was auch der gewachsene, innerstädtische Einzelhandel anbietet“, argumentiert Brune. „Man lockt den Kunden mit 5000 qm Outlet-Ware und bietet gleichzeitig auf weiteren 25.000 qm genau das Warensortiment des innerstädtischen Einzelhandels an. Was sollen die Kunden dann noch in der Innenstadt? Sie finden dort nichts Anderes oder Besseres, was nicht auch das FOC anbietet.“

Architekt der großen Shopping-Zentren hat seine Meinung geändert

Bei 30.000 qm Verkaufsfläche hätten Zentren dieser Art natürlich Vollsortimente. Brune befürchtet nicht nur Folgen für Forum, City Palais und Königsgalerie, sondern für den gesamten Einzelhandel in Duisburgs Zentrum. Er befürchtet den Tod der Innenstadt.

Brune spricht aus eigener Erfahrung: Nachdem er in den 1970ern das Rhein-Ruhr-Zentrum auf einem alten Zechengelände gebaut hatte, gab es auf der Kaufmeile in der Mülheimer Innenstadt jahrelang zahlreiche Leerstände. Da kamen dem Stadtplaner Zweifel an dem Konzept riesiger Shopping-Zentren „auf der grünen Wiese“.

Seitdem zieht er gegen „überdimensionierte Shoppingzentren“ bundesweit zu Felde.