Duisburg. .

Als junger Mann nahm Manfred Jung regelmäßig den Fußweg aus Oberhausen-Schmachtendorf nach Duisburg auf sich, um im hiesigen Theater die großen Opern erleben zu können. In den 70er und 80er Jahren war er dann sogar Ensemblemitglied der Deutschen Oper am Rhein und einer der gefragtesten Heldentenöre.

Ins Schwärmen

Wenn sich Manfred Jung an seine Zeit an der Rheinoper erinnert, kommt er immer noch ins Schwärmen und zählt die Namen der großen Kollegen auf, die damals zum festen Ensemble des Hauses gehören: Hildegard Behrens, Berit Lindholm, Karl Ridderbusch, Peter Meven, Hans Tschammer, Hermann Becht, Leif Roar, Helmut Pampuch. „Ich werde gleich noch heiser, so lang ist die Liste der Namen“, witzelt Manfred Jung. „Mein Theater war das Stammhaus weltweit gefragter Wagner-Sänger, die für das Renommee der Deutschen Oper am Rhein standen.“

34 Ring-Zyklen der Inszenierung von Georg Reinhardt in den plastischen Projektionen von Heinrich Wendel gingen zwischen 1971 und 1986 über die Bühnen beider Theater und waren regelmäßig ausverkauft. Damit Jung und seine berühmten Kollegen für die Aufführungen zur Verfügung standen, wurden ihnen die Termine und die damit verbundene Urlaubssperre sogar schon zwei Jahre im Voraus mitgeteilt.

Bravo-Rufe für die erste Arie

Die Bühne der Deutschen Oper am Rhein betrat Manfred Jung erstmals 1977, als er als Einspringer den Max in „Der Freischütz“ sang. Nach seiner Arie „Durch die Wälder, durch die Auen“ gab es Bravo-Rufe von Hildegard Behrens und Karl Ridderbusch, die den Auftritt von der Seitenbühne verfolgten. Am nächsten Tag bot Intendant Barfuss dem Tenor den Loge im „Rheingold“ an und versprach: „Wenn wir uns einig werden, mach ich dich zu einem großen Tenor!“

Barfuss hielt Wort, nahm Jung in das Ensemble auf und der trug seinen Teil dazu bei, wurde zum Spezialisten für das schwere Wagnerfach, um den sich schnell noch größere Häuser rissen.

Damals hatte Jung in seinem Auto immer einen Koffer mit selbst eingesungenen Musikkassetten aller seiner Rollen dabei, mit denen er dann auf der Fahrt zum nächsten Gastspiel oder Einspringen seine Partie noch einmal auffrischte.

Mit dem Engagement an der Rheinoper ging für Jung ein Jugendtraum in Erfüllung. Als dieser Anfang der 60er Jahre noch als Starkstromelektriker bei der Oberhausener Ruhrchemie arbeitete, sparte er jeden Pfennig, um sich Opernkarten kaufen zu können. Deshalb verzichtete er auf eine Anreise mit der Bahn und wählte den Fußweg. Als erste Vorstellung in Duisburg erlebte Jung 1960 gleich eine Oper, in der er später selbst oft auf der Bühne stand: Wagners „Götterdämmerung“.