Duisburg.

Ingrid Bastians schnappt sich den Schrubber. Bruno Steffens zieht einen Staubsauger hinter sich her und sucht eine Steckdose. Davon gibt es in Gotteshäusern immer zu wenig. Er findet eine neben der Eingangstür. Seit eineinhalb Jahren putzen aktive Gemeindemitglieder von St. Gabriel ihre Kirche selbst.

Früher gab es mal eine Putzfrau, aber die war nicht sorgfältig genug, befanden die Gemeindemitglieder. Also treffen sie sich seither einmal im Monat und wienern Kirchenbänke, saugen den Eingangsbereich und unterziehen selbst Maria einer Reinigung.

Ein Glücks-Cent für die Kollekte

„Mittlerweile weiß jeder, in welcher Ecke er anfangen soll“, erklärt Ingrid Bastians. Sie leitet den Frauenkreis und hatte angeregt, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Schnell fand sie einige Mitstreiterinnen und Bruno Steffens, den Quotenmann. Er ist für kleinere Reparaturen zuständig, saugt die Teppiche. Er kennt sich aus, zu Hause teilt er sich die Hausarbeit ohnehin mit seiner Frau.

Marlene Herzog ist für den Seitenflügel neben dem Altar zuständig. „Für den Steinboden nehmen wir normales Putzmittel vom Discounter. Nix Besonderes.“ Fröhlich wischt sie vor sich hin. Der Heiligenstatue Mari, wird mit einem Vlies vorsichtig über das Gesicht gewischt, so dass es wieder hübsch glänzt. Christel Kerbaum kümmert sich derweil um die Bänke.

Mit einem Staubfeudel poliert sie das Holz und die Sitzflächen. Der Glücks-Cent, den sie dabei findet, wandert in die Kollekte. Schirme und andere vergessene Habseligkeiten, die man nach Gottesdiensten findet, bewahrt der Küster auf.

Szenen in der Bibel

„Das ist schon spiritueller als zu Hause zu putzen“, sagt Ingrid Bastians. Manchmal singen sie vor der Arbeit auch ein Lied oder bleiben einen Moment vor dem Altar stehen. Ob es in der Bibel eine Stelle gibt, wo geputzt wird? Ingrid Bastians überlegt. Ihr fällt die Geschichte von Martha und Maria ein. Die eine ist die Zuhörerin und die andere muss das Mahl zubereiten.

„Es heißt, dass die Zuhörerin den besseren Part erwischt habe, aber meiner Meinung nach gehören zuhören und aktiv werden zusammen.“ Pfarrer Bernhard Lücking weiß ebenfalls, dass in der Bibel von einer Reinigung die Rede ist – allerdings war damit wohl eher die innere Reinigung gemeint.