Duisburg. .

Wer in einem Gespräch mit André Meisner etwas Zeit haben möchte, um in Ruhe seinen Kaffee zu trinken, fragt ihn einfach danach, ob er Jazz-Musik macht. Nach einer langen Pause gibt er zwei Antworten. „Zuerst würde ich ja sagen. Dann: mir doch egal.“ Und schließlich denkt er über die Definition von Jazz nach. Mit seinem Album „Kreatur“ provoziert der Duisburger Saxophonist bei vielen Leuten diese Frage. Am Freitag beantwortet er sie musikalisch im Grammatikoff, wenn er die Platte vorstellt.

„Als ich angefangen habe, Saxophon zu spielen, war ich Purist“, erzählt der 30-Jährige. „Ich dachte, dass Strom in der Musik nichts zu suchen hat.“ Klavier und Kontrabass, mehr Begleitung wollte er nicht. Er hörte Paul Desmond, Dexter Gordon, spielte konservativ. Aber mit den Jahren, meint Meisner, „bin ich im Kopf jünger geworden“. Er wollte etwas Neues machen.

Der „Kreatur“ begegnen

Seine CD „Kreatur“ stellt André Meisner am Freitag, 28. September, im Grammatikoff am Dellplatz vor.

Das „Visualitätenkabinett
Erika“
(Sven Feller und Ralf Schorneck) erschafft live eine Bilderwelt zur „Kreatur“.

Die CD gibt es beim Release-Konzert, ab Montag bei Tonart (Goldstraße 4) oder online auf www.andremeisner.de.

„Schnell und toll spielen können tausend Leute“, sagt Meisner. „Dieses Feld ist abgegrast.“ Wohin sollte die Reise gehen? Klavier und Kontrabass reichten ihm nicht mehr, er wollte E-Gitarren und Powerchords, wabernde Bässe, also doch Strom – aber nur ein Instrument, sein Altsaxophon. „Ich war dann nicht nur Saxophonist, sondern auch Sounddesigner“, erklärt er. Die Töne kommen noch immer aus dem Schalltrichter, werden dort aber von einem Pickup abgenommen und wandern durch einen Harmonizer. Mit diesem Gerät verändert er Tonhöhen, kann Akkorde spielen. Die nächste Station ist der Computer, aus den Tönen werden sich wiederholende Schleifen, Loops. Durch Effekte entstehen Klänge, die keine Rückschlüsse auf das ursprüngliche Instrument zulassen. Über, vor oder hinter diese Loops setzt André Meisner es dann doch wieder, sein Altsaxophon.

„Man braucht es nicht“, sagt er, nachdem er über das Spiel mit der Technik gesprochen hat. „Aber es ist mein Weg, und es macht mir Spaß. Die Basis ist immer noch das Saxophon. Nur manchmal denke ich, dass da etwas fehlt und ich etwas anderes hören möchte. Dann setze ich Effekte ein, klopfe dagegen, spreche hinein.“ Manchmal imitiert er andere Instrumente, die ihm in den Kopf kommen, manchmal sucht er aber auch ganz neue Geräusche. „Ich kann diese Sounds in den Stücken auch platzieren, links, rechts, vorne, hinten. Ich kann die Loops schneller oder langsamer abspielen, rückwärts oder vorwärts, starten und stoppen, neue Effekte benutzen.“

Er kann improvisieren, verschiedene Musikstile mischen, Rhythmen variieren. Und schließlich muss man auch nicht mehr nachdenken, ob das Jazz ist.