Duisburg.

Marode Schulen mit veralteter Technik, zu große Klassen und ein massiver Lehrermangel: Jeder zweiter Schüler eines Berufskollegs ist der Meinung, allenfalls „befriedigend“ aber nicht wirklich „gut“ ausgebildet zu werden.

Jeder fünfte Auszubildende bewertet die fachliche Qualität seines Unterrichtes als „ausreichend bis mangelhaft“. Das sind die Ergebnisse des jährlich neu vorgelegten Ausbildungsreportes der DGB-Jugend NRW, der nach Worten des Duisburger DGB-Jugendsekretärs Eric Schley in diesem Jahr zum erstenmal den Fokus der Umfrage unter den Auszubildenden auf die Berufskollegs gerichtet habe.

So wurden landesweit in den zurückliegenden Wochen an Berufsschulen des Landes (unter ihnen alle Duisburger Berufskollegs) 5000 Umfragebögen mit insgesamt 50 Fragen an Schüler verteilt, die in einem Ausbildungsverhältnis stehen. 3200 Fragebögen (600 aus Duisburg) wurden ausgewertet.

Problematische Infrastruktur

Das Ergebnis zeige, so der DGB-Jugendsekretär, dass es zum Teil erhebliche Mängel an der Berufskollegs gebe. So sei trotz eines spektakulären Neubaus in Duisburg im Schnitt die bauliche Infrastruktur der Kollegs aber problematisch: Fast über all „gruselige Toilettenanlagen“, häufig anzutreffen, Räume, die eigentlich nicht nutzbar seien und häufig - so Schley - fehle es den Schulen an funktionierenden Beamern. „Wenn sich die Berufsschule gegenüber dem Ausbildungsbetrieb nicht überflüssig machen will“, so Gewerkschafter, müsse sehr viel mehr Geld für die Qualität von Berufsschule ausgegeben werden.

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Denn: Die „Gleichwertigkeit der Ausbildung von Berufsschule und Betrieb gerate in Gefahr. Schon längst sei es bei großen Unternehmen wie Siemens oder Thyssen-Krupp-Steel geübte Praxis, dass sie ihre eigenen Seminare organisieren und im 4. Lehrjahr mit spezieller Weiterbildung auf die Prüfungen vorbereiten. Schley: „Das bedeutet: Wer in einem kleinen Unternehmen ausgebildet wird, hat mit seiner Berufsschule im Vergleich zu den großen Unternehmen schlechtere Karten, weil es dort an Personal und Ausstattung mangelt.“

Großer Lehrermangel

Der Lehrermangel - speziell der Fachlehrermangel - an den Berufskollegs stellt nach Beobachtung des DGB ein ganz besonderes Problem dar. Schley: „Wer heute auf Lehramt studieren will, weiß nicht und wird auch nicht offensiv genug darüber informiert, wie man Berufsschullehrer werden kann.“ Schon heute gebe es in den Fachrichtungen Maschinentechnik, Elektrotechnik und Fahrzeugtechnik viel zu wenig Lehrernachwuchs. Schley: „Da bekommen wir bald ein massives Problem!“ Sichtbar werde dies schon jetzt bei Lehrerausfall durch Krankheit. Da werde häufig eine vakante Stelle nur mit einer halben Stelle überbrückt – und dies oft genug auch quer durchs Land (Schley: „ Zum Beispiel wohnt da der Aushilfslehrer in Aachen, wird aber zum Berufskolleg nach Duisburg oder Moers geschickt).

Aber die Qualität von (Berufs)Schule hängt nicht allein vom Lehrer ab, sondern auch von vielen Rahmenbedingungen. Schley zitiert aus dem Ausbildungsreport, dass viele Berufsschüler „die schlechte Infrastruktur“ kritisierten. Besonders im gewerblich-technischen Bereich seien die Lernwerkstätten oft schlecht ausgerüstet, die Materialien rar und die Übungsgeräte veraltet.

Drei Forderungen ans Land

Um diese Missstände zu beheben, müssten drei Maßnahmen umgesetzt werden, sagt Schley. „Erstens muss das Land NRW den Kommunen mehr Mittel für eine bessere Ausstattung der Berufskollegs zur Verfügung stellen. Die Qualität der Ausbildung darf nicht vom Haushaltsbudget der einzelnen Stadt oder Gemeinde abhängig sein. Zweitens muss der Zugang zum Lehrerberuf für beruflich Qualifizierte erleichtert werden. Um mehr praxiserfahrenes Personal an die Berufskollegs zu bekommen, müssen berufsbegleitende Studiengänge angeboten werden. Zudem muss es für Seiteneinsteiger leichter werden, an Universitäten zu studieren. Und drittens muss die Klassengröße dringend auf 25 Schüler begrenzt werden.“