Duisburg. .
Die Faszination ist groß, doch die Scheu noch größer: Chinesisch gilt unter Europäern noch immer als unlernbar. „Völliger Unsinn“, meint Dr. Yanqian von der Lippe-Fan, die am vergangenen Samstag in der VHS mit viel Witz und Feingefühl durch einen kostenlosen Chinesisch-Schnupperkurs führte. Unter dem Titel „Keine Angst vor Chinesisch“ gab die Universitätsdozentin einen interessanten Einblick in das Laut- und Schriftsystem ihrer Muttersprache und ermutigte dabei auch zu weiterführenden Studien im Rahmen des Kursangebots der Volkshochschule.
Übungen zum Mitmachen
„In China kommt man zumindest im privaten Bereich mit Englisch nicht weit. Wer die Menschen und ihre Lebensweise verstehen möchte, muss sich zwangsläufig auch mit ihrer Sprache beschäftigen“, weiß von der Lippe-Fan. Umso eifriger spitzen die mutigen Teilnehmer Ohren und Münder, imitieren die Laute ihrer Lehrerin und formulieren bald darauf erste chinesische Worte. Etwas holprig erklingen da im Chor Begriffe wie „De-guó“ oder „Dù-yī-sī-băo“, die chinesischen Übersetzungen von „Deutschland“ und „Duisburg“.
Mehr als 70 000 Schriftzeichen
Die Tatsache, dass chinesische Sätze einzig durch die beliebige Aneinanderreihung von Silben entstehen, gibt der selbstironischen Dozentin immer wieder Anlass zu kreativen Scherzfragen. Auf ihre Frage hin, was denn gemäß deutschem Humor „Taschendieb“ auf Chinesisch heiße, ertönt von einem kundigen Zuhörer wie selbstverständlich „Lang-Fing!“. Schallendes Gelächter.
Chinesisch-Kurse an der Volkshochschule
Die Duisburger VHS bietet seit 2009 in Kooperation mit dem Konfuzius-Institut Chinesisch-Kurse für Kinder sowie erwachsene Anfänger und Fortgeschrittene.
Das neue Semester startet in dieser Woche, Interessierte können sich aber noch anmelden.
Die Kosten für einen halbjährigen Kurs betragen zwischen 60 und 100 Euro. Mehr Informationen unter 0203/30 63 131 oder konfuzius-institut@uni-due.de.
Neben zahlreichen praktischen Lektionen und Übungen verblüfft die gebürtige Shanghaianerin außerdem mit theoretischen Fakten: „Insgesamt gibt es über 50 verschiedene Systeme, die die chinesische Sprache wiedergeben. Das bekannte Schriftzeichensystem ist dabei nur eines von vielen.“ Aufgrund der jahrhundertelangen Tradition müssten auch chinesische Grundschüler neben den lateinischen Buchstaben auch die klassischen Schriftzeichen lernen. Und zwar schon im ersten Schuljahr rund 500 Stück! Insgesamt besteht das mystische Schriftschema übrigens aus mehr als 70.000 Zeichen, von denen aber nur etwa 2000 im täglichen Gebrauch sind.
Schlüssel zu einer anderen Welt
„Die schwere Lautung und die Fülle an Zeichen wird glücklicherweise durch ein extrem einfaches Grammatiksystem kompensiert. Wer die Struktur einmal begriffen hat, für den wird die Sprache zum Kinderspiel“, beruhigt von der Lippe-Fan ihre aufmerksame Hörerschaft und lacht. Größte Vorsicht sei einzig bei der Aussprache der Silben geboten. So bedeute etwa das Wörtchen „ma“ je nach Betonung „Mutter“ oder „Pferd“.
Ob die chinesische Kostprobe bis hierher Lust auf mehr gemacht hat? „Ich bin gelegentlich geschäftlich in China und würde sowohl die chinesischen Partner als auch das kulturelle Leben außerhalb der Konferenzen gern besser nachvollziehen können. Mit Sprachkenntnissen funktioniert das natürlich viel besser“, sagt Teilnehmer Jörg Vechta. „Eine Sprache ist schließlich nicht bloß ein Konstrukt aus Wörtern, sondern der Zugang zu einer ganz anderen Welt“, fügt er hinzu.