Duisburg. . Ursprünglich wollte Planungsdezernent Carsten Tum ein Weltrekord-Bild auf der Bahnhofsplatte: eine 3000 Quadratmeter große Straßenmalerei. Nun soll Marion Ruthardt, ein Weltstar unter den Straßenmalern, wohl ein kleineres Bild auf die Platte bringen, bis diese 2014 gestaltet wird. Ideen hat die Künstlerin einige.
Marion Ruthardt ist gebürtige Rheinhauserin, ihre Straßen- und Fassadenmalerei weltweit gefragt. In Duisburg aber wurde sie bislang kaum zur Kenntnis genommen. Da war es eine echte Überraschung, als Planungsdezernent Carsten Tum am vorletzten Wochenende beim Straßenmaler-Wettbewerb in Geldern auftauchte, um sie zu treffen. Marion Ruthardt hatte vorgeschlagen, die Platte vor dem Hauptbahnhof mit einem 3-D-Bild zu bemalen, bis die kahle Fläche 2014 endgültig gestaltet werden soll. Solche Bilder können dem Betrachter vorgaukeln, er stehe zum Beispiel an einem tiefen Wasserfall.
Mit einem solchen Bild auf 750 Quadratmetern haben Marion Ruthardt und Gregor Wosik 2009 einen (im Guinness-Buch verbrieften) Größenweltrekord im holländischen Rijssen aufgestellt. Der inzwischen übertroffen wurde vom 1500-Quadratmeter-Bild einer Arche Noah in Wilhelmshaven. „Tum war begeistert, er hätte auf der Bahnhofsplatte, die etwa 3000 Quadratmeter groß ist, gerne einen Weltrekord.“ Allerdings ist davon inzwischen keine Rede mehr, sondern von einem kleinen Bild, das Sponsoren finanzieren müssten.
Geschichte der Stahlstadt als 3-D-Malerei
Marion Ruthardt, die seit dem 16. Geburtstag ihre Lebensjahre nicht mehr zählt, hatte zunächst die Idee, die Besucher von der Bahnhofsplatte scheinbar nach unten auf eine Autobahn schauen zu lassen. „Aber dann säh’ das ja aus wie vorher.“ Die zweite Idee, die sich auf die Geschichte der Stahlstadt bezieht, gibt es bereits als Skizze: Sie zeigt Arbeiter beim Abstich am Hochofen. Die 3-D-Malerei täuscht vor, in der Platte sei ein Riss, durch den das flüssige, glühende Roheisen in die Tiefe läuft.
3-D-Bilder seien zur Zeit sehr gefragt, sagt die Straßenmalerin. Sie können nicht auf Wänden, sondern nur auf dem Boden entstehen. Wichtig ist dabei, dass vom Fluchtpunkt alle Linien zum Betrachter laufen. „Das Motiv kann man nur von einer Stelle richtig sehen“, sagt Marion Ruthardt. Dazu wird vorher gerechnet und und gebeamt, doch den vollen Effekt erziele man nur durch austüfteln. Der Computer könne das gewünschte Motiv zwar perspektivisch berechnen, aber schon eine Bodenwelle vor Ort den Effekt zunichte machen. „Da muss man schon nach dem Auge gehen.“
Haltbarkeit der Straßengemälde ist begrenzt
Bei jedem Straßengemälde sei die Haltbarkeit begrenzt, obwohl die Kreidefarben mit Binder oder durch Grundierung haltbarer gemacht werden können. Letztlich komme es darauf an, wie stark der Abrieb sei. Selbst die teuerste Straßenfarbe, die etwa für den Mittelstreifen auf Autobahnen verwendet werde, verblasse irgendwann.
Besonders gern malt die Rheinhauserin traditionelle Motive: Bekannte Bilder aus der Kunstgeschichte, die sie so verändert, dass sich die Menschen besonders angesprochen fühlen. Religiöse Motive sind auf der Kölner Domplatte besonders gefragt. Eines davon verfehlt auch in der Rheinhauser Fußgängerzone nicht seine Wirkung. Kaum ist „Das Gastmahl von Emmaus“ nach Caravaggio ausgerollt, bei dem Marion Ruthardt – anders als im Original – Jesus als schönen Mann mit geöffneten Augen gemalt hat, bleiben Passanten stehen.
Immer dabei ist Hündin Paula, die auf jedes Foto muss und dabei als Copyright dient: Wo Paula sitzt, war Marion Ruthardt am Werk.