Duisburg. . Während Boule nach französischer Lebensart klingt, hört sich die italienische Abwandlung Boccia eher nach Kleingartenspielchen an. Wenn es da nicht “Crossboccia“ gäbe. Im Landschaftspark Nord in Duisburg stand jetzt die mittlerweile zweite Weltmeisterschaft an - einer Trendsportart, wie die Crossboccia-Macher propagieren.

Der Ball ist ein Sack, das Spiel dauert 20 Minuten und am Ende gewinnen immer… „Na, wir natürlich“, sagt Timo Beelow und grinst. Der Erfinder des Trendsports Crossboccia hat gute Laune. Er genießt das Treiben um ihn herum, laute Musik beim Spielen, ausgeflippte Teamnamen (Die Bierjungfrauen, Trio mit 2 Bäuchen, Bunga Bunga oder Camboccianer) – all das gehört zum guten Ton beim Crossboccia. Diese Variante des Boule-Spiels hat ihre eigenen Regeln. Und punktete genau damit bei der zweiten Weltmeisterschaften, die am Wochenende im Landschaftspark Nord stattfanden.

Scharfe Böen wehen am Samstag über das Gelände. Es läuft die zweite Spielrunde des Teamwettbewerbs. Mehr als 100 Crossboccia-Spieler schmeißen ihre Wurfsäcke durcheinander. Timo Beelows Mannschaft liegt knapp in Führung. Sein Teamkollege wirft das Schweinchen – einen kleinen, weißen Zielball, den es mit den eigenen Wurfsäcken zu erreichen gilt. Das Schweinchen prallt mit einem leisen „Plumps“ auf ein Hindernis, fliegt in hohem Bogen darüber hinweg und landet so unglücklich, dass es fast hinter einer Mülltonne verschwindet.

Sport (fast) ohne Grenzen auf der Jagd nach dem "Schweinchen"

Dennoch: Keiner der Spieler macht Anstalten, die Position des Zielballs zu verändern. „Geworfen ist geworfen“, erklärt Crossboccia-Erfinder Beelow. „Das ist ja das Schöne an dem Sport: Es gibt praktisch keine Grenzen.“ Und so werfen sie ihre Granulatsäckchen auf, hinter und neben die Plastiktonne. Der Sieger ist schnell ermittelt: Ein Ball berührt das Schweinchen, Punktsieg für Beelows Team.

Die nächste Situation ist da kritischer. Einer der Kontrahenten nutzt eine spezielle Wurftechnik, an die sich nun alle halten müssen: Er spielt über Bande. Mit seinem starken rechten Arm wirft er das Schweinchen meterweit gegen eine Metallwand, von dort rollt es weiter. Keinem der Werfer gelingt ein eindeutiger Siegwurf – es wird gemessen. Alle machen dennoch den Eindruck, als sei es nebensächlich, als Crossboccia-Weltmeister in die Geschichtsbücher einzugehen. „Es ist nicht so verbissen hier wie auf anderen Wettkämpfen“, erzählt Beelow.

Auch die After-Show-Party ist mehr als gut besucht. Denn das ist ein weiterer Vorteil der Sportart Crossboccia: Viel Schlaf brauchen die Aktiven nicht, um gut zu spielen. Nur etwas Übung und eine geschickte Hand.