Duisburg. . Nach der Pleite des Betreibervereins steht das Stadtteilzentrum Alte Feuerwache in Hochfeld mit neuen Betreibern vorm Comeback. Doch noch immer ist der Wiederaufstieg gefährdet. Duisburger Kulturschaffende sprechen von grünem Filz und üben Kritik an der Niedrigmiete und Fördergeldern.

Die Alte Feuerwache in Hochfeld ist ein Symbol für den Wiederanfang in einem vernachlässigten Viertel. Nach einer Pleite des Betreibervereins steht das Stadtteilzentrum mit neuen Betreibern vor dem Comeback. Doch noch immer ist der Wiederaufstieg gefährdet. Kulturschaffende in Duisburg sprechen von grünem Filz.

Neuer Veranstaltungs-Chef der Alten Feuerwache soll Norbert Knabben werden. So hat es die Stadt Duisburg beschlossen. Nach Recherchen der WAZ soll dem Sprecher des Grünen Ortsverbandes Duisburg-Mitte die Alte Feuerwache zu einer symbolischen Miete von einen Euro im Jahr überlassen werden. Das bestätigt das Immobilien-Management Duisburg. Auch Zuschüsse vom Land an Knabbens Zentrum sind schon eingestielt – obwohl die Alte Feuerwache noch gar nicht offiziell wiedereröffnet wurde.

Gebäude toprenoviert

Wie aus Dokumenten hervorgeht, die der WAZ-Mediengruppe vorliegen, wurde die Feuerwache vom NRW-Kulturministerium für eine Landeskulturförderung in Höhe von 40.000 Euro im Jahr empfohlen. Die Mittelanweisung durch die grüne Regierungspräsidentin von Düsseldorf, Anne Lütkes, gilt als Formsache.

Die Ursprungsidee

Die Alte Feuerwache an der Friedenstraße in Hochfeld sollte ursprünglich einmal das werden, was später als „Hundertmeister“ am Dellplatz bekannt wurde.

Aus diesem Grund hieß der Trägerverein des Hundertmeisters auch ursprünglich „Feuerwache e.V.“, taufte sich aber Jahre später um.

Auf Nachfrage erklärt Arno Eich, Geschäftsführer des Steinhofs: „Diese Entscheidung ist ein Affront gegen jegliches bürgerschaftliches Engagement und wirkt wettbewerbsverzerrend für alle Gastronomen, die ein kulturelles Angebot unterhalten.“ Das sieht auch Rolf Stanietzki so, Inhaber vom Steinbruch: „Ein Euro Miete zusammen mit dem Landeszuschuss ergibt eine jährliche Förderung im fast sechsstelligen Bereich. Da sollte am Ende eines jeden Jahres schon genauestens nachgewiesen werden, in welche kulturellen Projekte das Geld geflossen ist.“

Geld und renoviertes Gebäude

Zusammen mit dem Geld bekommt Knabben ein toprenoviertes Veranstaltungshaus. Erst 2005 wurde die Alte Feuerwache für mehr als drei Mio Euro aufwendig umgebaut und mit Technik ausgestattet. Davon stammen 2,8 Mio Euro aus Fördertöpfen von EU, Bund und Land. Knabben will dort mit seiner privaten Agentur „Kanon“ Geld verdienen und Künstler aller Couleur auftreten lassen. Bislang vor allem Humoristen.

Doch Knabben ist in der Alten Feuerwache nicht alleine. Gemeinsam mit ihm soll Marc Harreiter antreten. Dieser bietet mit seiner Firma Event & Project Solutions (EPS) Arbeitslosen Kurse an, in denen sie sich in sechs Monaten auf Staatskosten zu Eventmanagern ausbilden lassen können. „Mit diesen inhaltlichen und personellen Ressourcen strebt EPS den Betrieb des Kulturzentrums an“, heißt es in einem Papier der Stadt Duisburg. Der Grüne Knabben sorgt für den Spaß, Harreiter für die Mannschaft.

Ein Geschäft scheinbar ohne Risiken 

Ein Geschäft scheinbar ohne Risiken. Zwei Privatmänner bekommen für einen Euro von der Stadt ein Zentrum gestellt, um darin auf Staatskosten Veranstaltungen zu organisieren und Geld zu verdienen. Die Auswahl der neuen Betreiber fiel nach einer Ausschreibung durch die EG DU. Von zwölf Bewerbern wurden Knabben und Harreiter letztlich als geeignete Kandidaten vorgestellt. Knabben bestreitet, dass die Vergabe an ihn mit seinen Verbindungen in die grüne Partei zusammenhängt.

Doch was bis hier so einfach erscheint, ist auf den zweiten Blick doch kompliziert. So lastet auf der Alten Feuerwache eine Zweckbindung. Laut Förderbescheid aus dem Jahr 2004 darf dort nur ein „Stadt- und Kulturzentrum“ unterhalten werden – mit dem Fokus auf ehrenamtliches Engagement. Rein kommerzielle Nutzungen, wie Bühnenshows oder Diskos, bleiben untersagt. Verstoßen die Betreiber gegen diese Auflage, müsste ausgerechnet die klamme Stadt Duisburg den gesamten Förderbetrag in Höhe von 2,8 Mio Euro zurückzahlen. Dieses Geld hatte die Stadt damals zum Umbau der Feuerwache bekommen, sie ist seither Vermieterin der Immobilie.

Konzept sieht recht kommerziell aus

Leider sieht das Konzept von Knabben und Harreiter bislang recht kommerziell aus. Es ist wenig von ehrenamtlichem Engagement die Rede. Die beiden wollen mit ihren privaten Gewerbebetrieben Gewinne machen. Seit einem Jahr prüft deshalb die Bezirksregierung in Düsseldorf, ob sie dennoch den Neustart der Alten Feuerwache genehmigen kann.

In der Duisburger Kulturschaffenden-Szene sorgt das für Unruhe. Denn andere Bühnen und Veranstalter müssen sich ohne Risikoschutz durchschlagen. Wie zum Beispiel der Jazz-Keller Duisburg. Sascha Bertoncin vom Djäzz sagt: „Förderungen sind wichtig. Es wäre aber ärgerlich, wenn am Ende nur ein Programm steht, das in anderen Spielstätten ohne Zuschüsse zustande kommen muss.“ Eich vom Steinhof sagt: „Es scheint so, dass in der grün regierten Bezirksregierung gerade die Kanten rund gemacht werden, damit sich keiner mehr dran stößt.“

In Zukunft flexibler

Der Stadtteilmanager der EG DU in Hochfeld, Georg Fobbe, bestätigt in einem Telefonat, dass die Richtlinien der Förderung grundsätzlich eingehalten werden müssten, allerdings solle das in Zukunft nicht mehr ganz so genau gehalten werden, wie zuvor. Da könne man jetzt flexibler sein, sagte Fobbe.

Die Bezirksregierung sagt dazu: „Selbstverständlich wird jede Zuwendung unter Beachtung der einschlägigen Vorschriften gewährt, hierzu gehören auch die Förderrichtlinien.“

Knabben möchte sich aufgrund der laufenden Prüfungen nicht zu dem Thema äußern.

Erst wenn die Bezirksregierung entschieden hat, kann das Comeback für die Feuerwache eingeläutet werden. Die Bezirksregierung Düsseldorf teilt schriftlich mit, dass bislang eine Entscheidung nicht abzusehen ist. Der Stadtteilmanager Fobbe sagt, dass diesen Herbst mit einer Eröffnung der Feuerwache zu rechnen sei.