Duisburg. .

Die Ruhrorter staunten nicht schlecht, als Hunderte Menschen in einer Parade mit viel Rambazamba, begleitet von Trommeln und Bongos durch den Stadtteil zogen. Hier gab es eine Menschenkette, dort folgte eine weitere Gruppe Frauen, die wie britische Straßenpolizisten verkleidet waren. Die Bürgersteige und Verkehrsinseln waren gesäumt von jungen Tänzerinnen, die mit grazilen Bewegungen, auch mal mit Spagat, den richtigen Weg wiesen. Viele Anwohner schauten, was es wohl mit dem Spektakel auf sich hatte und kaum jemand konnte sich ein Lächeln verkneifen. Das zweiwöchige Jugend-Kultur-Camp „Crossroutes 51 Degree“ ging mit einer fulminanten Abschlussveranstaltung zu Ende.

Vergnügen stand im Vordergrund

Bevor die 100 mitwirkenden jungen Künstler aus Duisburg und den europäischen Partnerstädten jedoch im blauen Zirkuszelt auf der Mühlenweide ihre Vision von Utopia präsentierten, bekamen die Künstlergruppen Gelegenheit, das Publikum mit einer Darbietung einzustimmen. Dafür verstreuten sie sich zunächst im Stadtteil.

Die litauische Sängerin Eglė Sirvydytė, die in ihrer Heimat Vilnius sehr bekannt ist, führte rund 40 Gäste ins Lokal Harmonie, wo sie einem Konzert mit Schlafmasken auf den Augen lauschten. So konnten Musik, Gesang und Toneffekte besser wirken. „Vergnügen steht bei uns im Vordergrund, alles andere ist zweitrangig“, sagte Gruppenleiterin Sirvydytė. Gerade dies, ergänzte die 15-jährige Deniz aus dem türkischen Gaziantep, sporne aber an: „Eglė schafft für jeden eine positive Atmosphäre, mit ihr zu arbeiten ist aufregend.“ Ihr gelinge es außerdem, die unterschiedlichsten musikalischen und kulturellen Einflüsse zu einem neuen und aufregendem Ganzen zu verbinden.

Mit einer Parade ging das Camp zu Ende. Die Duisburger staunten nicht schlecht über das Rambazamba, bei dem auch Rafael und Sophie mitwirkten. Foto:Udo Milbret/WAZ FotoPool
Mit einer Parade ging das Camp zu Ende. Die Duisburger staunten nicht schlecht über das Rambazamba, bei dem auch Rafael und Sophie mitwirkten. Foto:Udo Milbret/WAZ FotoPool © WAZ-Fotopool

Gleichsam aufregend war auch das Kunstwerk aller Kreativgruppen, das die Vision vom Jahr 2512, von Utopia, darstellte. Delegationen aller beteiligten Städte – Calais, Gaziantep, Perm, Portsmouth und Vilnius – waren nebst OB Sören Link anwesend und erlebten eine facettenreiche Darbietung, die zahlreiche Geschmäcker ansprach und die auf der Bühne in einer großen Party endete.

„Das meiste, was hier passiert ist, hat man gar nicht auf der Bühne gesehen“, sagte die

Crossroutes 51 Degrees

„Crossroutes 51 Degrees“ war ein von der Stiftung Mercator finanziertes Jugendkulturprojekt, an dem über zehn Monate gearbeitet wurde. Anlass bot der 500. Geburtstag von Mercator.

Es kostete rund 745 000 Euro und wurde zusammen mit der Bargstedt Projektschneiderei und Kiebitz e.V. realisiert.

Türkin Dilara (18). „Das Camp ,Utopia’ ist unser Zuhause geworden, wir haben Geburtstage gefeiert und eine Gedenkfeier für die Oma eines litauischen Mädchens, die vor einigen Tagen gestorben ist.“ Da habe sich gezeigt, dass eine Berührung mehr sage als tausend Worte. „Wir sind eine Familie geworden“, ergänzte der Duisburger Rafael (18). Auch die 16-jährige Sophie aus Portsmouth ist begeistert: „Wir vermissen zwar alle unser Zuhause, aber niemand will abreisen. Wir haben erfahren, dass gemeinsame Interessen und ein Ziel alle Unterschiede überwinden können.“

Erst als sie gefragt werden, was sie an Duisburg und der Region beeindruckend fanden, müssen die Jugendlichen überlegen. „Beim Camp ,Utopia’ ging es eigentlich nicht um den Ort, sondern um die Menschen“, sagte Sängerin Eglė Sirvydytė. „Abends ist der Himmel so wunderschön erleuchtet“, warf Sophie ein. Dass Thyssen dafür verantwortlich sei, störe sie nicht.

Am Dienstag wird das Zeltdorf abgebaut. Die verbleibende Zeit wollen die Jugendlichen noch nutzen, um ihren Abschied zu feiern. Deniz weiß: „Schlaf ist Zeitverschwendung.“