Das große blaue Veranstaltungszelt auf der Ruhrorter Mühlenweide war am Wochenende umringt von mehreren hundert Menschen, die umherwuselten und viele Sprachen miteinander sprachen, darunter Russisch, Litauisch, Türkisch, Deutsch, hauptsächlich aber Englisch.
Unter dem Motto „Wenn sich unsere Wege kreuzen“ eröffnete das Jugend-Kultur-Camp „Crossroutes 51 Degrees“ mit einer feierlichen Auftaktveranstaltung. 100 Jugendliche aus Duisburg und seinen europäischen Partnerstädten Calais (Frankreich), Gaziantep (Türkei), Perm (Russland), Portsmouth (England) und Vilnius (Litauen) zeigten ihren Gästen, was es heißt, in einer vernetzten Welt zu leben.
Anlässlich des 500. Geburtstags von Gerhard Mercator hatte die Stiftung Mercator das Projekt in Zusammenarbeit mit dem Jugend- und Kulturzentrum Kiebitz sowie der Projektschneiderei ins Leben gerufen. „Crossroutes 51 Degrees zeigt, wofür die Menschen der Stadt Duisburg und ihrer Partnerstädte stehen, nämlich für Verständigung der Kulturen, für Lebensfreude und ein schöpferisches Miteinander. Für Toleranz und Respekt“, sagt Rüdiger Frohn, Beiratsvorsitzender der Stiftung. Neun Monate hatten die Jugendlichen in ihren Städten mit lokalen Künstlern und sozialen Netzwerken eine Aufführung vorbereitet, die Arbeitsergebnisse wurden nun in Ruhrort aufgeführt.
Vorschusslorbeeren gab es von Schirmherrin und WDR-Journalistin Asli Sevindim, die per Videobotschaft zu den Nachwuchskünstlern sprach: „Ihr zeigt allen, dass verschiedene Kulturen sich zusammenfügen und sogar miteinander verschmelzen können, wenn man es nur will. Ihr redet nicht über Unterschiede, sondern arbeitet an Gemeinsamkeiten.“ So mache man letztlich die Welt zu einem besseren Ort. Auch Duisburgs neuer Oberbürgermeister Sören Link (SPD) geizte während seinem englischsprachigen Grußwort nicht mit Lob: „Die jungen Künstler begegnen sich mit Neugierde, Freundschaft und blicken mit Zuversicht in die Zukunft – ich sage voraus, dass sie in ihrer Heimat bald schon wahre Helden sein werden.“ Gemessen an dem tosenden Applaus der Besucher, mit dem sie die Aufführungen der einzelnen Teams bedachten, könnte Link recht behalten.
Die einzelnen Bühnendarstellungen beschäftigten sich mit Ideen von Begegnungen, der Suche und dem Verlust von Identität oder mit existenziellen Ängsten von Heranwachsenden in einer vernetzten Welt. „Die Stimmung ist gut und die Atmosphäre super. Die Vielfältigkeit der Aufführungen gefällt mir aber besonders gut“, sagte Projektleiterin Christine Bergstedt. Von stummen kopflosen Gestalten, die im Exil leben, über einen wild tanzenden Derwisch zu Graffiti-Sprayern, die Auftaktveranstaltung bot Tanz, Schauspiel, Musik, Akrobatik, Installationen und Projektionen. Zudem waren die Jugendlichen allesamt hochmotiviert und der Spaß, den sie auf der Bühne hatten, war ihnen deutlich anzumerken.
Dabei fängt für die internationalen Kunstcamp-Teilnehmer die Arbeit erst noch richtig an. Neue Kreativgruppen werden bald gegründet, die in den nächsten Tagen ein Gesamtkunstwerk namens „Utopia“ entwickeln. Der Öffentlichkeit wird es im Rahmen einer Abschlussveranstaltung am Freitag, 20. Juli, präsentiert.