Der Tag nach dem Brand im Haus Marxloh in Duisburg
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Duisburg. Rußgeschwärzte Wände und der Geruch von verkoltem Plastik erinnern an das Feuer, das - durch ein Zigarillo ausgelöst - gestern zwei Senioren des Leben kostete. Um das Geschehene verarbeiten zu können, bietet Pastor Michael Kemper nun Seelsorge für die Betroffenen an.
Tag eins nach der Brandkatastrophe im Haus Marxloh: Im Hof riecht es nach verkokeltem Plastik, die Jalousienkästen sind durch die Hitze des verheerenden Feuers verbogen, die rußgeschwärzte Wand ist ein stummer Zeuge der Geschehnisse. In den Gesichtern der Bewohner spiegelt sich das Entsetzen.
Zurück in den Alltag zu finden, ist für sie nur schwer möglich. Um alle Senioren gut zu betreuen und in Ruhe mit ihnen über die Erlebnisse zu sprechen, wurden kurzfristig mehr Pfleger eingesetzt. Es ist für alle Beteiligten schwierig. Das Unglück, bei dem am frühen Sonntagmorgen zwei Männer ums Leben gekommen waren, ist noch zu frisch.
Drei Monate Renovierungs-Zeit
Am Tag danach ist nichts mehr, wie es war. Die Procuritas-Gruppe, die das Haus seit fünf Jahren betreibt, wurde von der Mediennachfrage gestern überrollt und hat kurzerhand einen Pressesprecher angeheuert. Martin von Berswordt-Wallrabe steht vor dem Haus und beantwortet die vielen Fragen.
Die Kriminalpolizei hat ihre Ermittlungen bereits abgeschlossen, die Gutachter waren noch in der Nacht vor Ort und haben sich den Schaden angesehen. Wichtigste Erkenntnis: Ein Zigarillo war der Auslöser des Brandes.
„Wir gehen davon aus, dass sich die Renovierung drei Monate hinzieht“, erklärt der Pressesprecher. Wie hoch die Kosten für die Sanierung der ersten Etage ausfallen, ist unklar. In dem Stockwerk darüber ist ein weiteres Zimmer in Mitleidenschaft gezogen worden, weil eine Gardine Feuer fing und das Zimmer ausbrannte.
Krisenmanagement funktionierte
„Das Krisenmanagement vor Ort hat funktioniert“, lobt Gerd Salasse von der städtischen Heimaufsicht. Er arbeitet beim Amt für Soziales und Wohnen und hat die Einrichtung in der Vergangenheit mehrfach kontrolliert. Die Schwierigkeit bestehe, zwischen der Privatsphäre der Bewohner abzuwägen, gleichzeitig aber den Schutz der anderen Senioren zu gewährleisten. In anderen Einrichtungen, in denen es nur wenige Tabakkonsumenten gebe, würde ein „betreutes Rauchen“ angeboten. Salasse ist noch am Unglückstag nach Marxloh gefahren, um sich zu vergewissern, dass es den anderen Mietern gut gehe.
„Es haben andere Duisburger Einrichtungen auch Betten angeboten, aber dann hätten wir die Bewohner auf verschiedene Häuser verteilen müssen.“ Doch die Procuritas-Gruppe betreibt noch in Bad Münstereifel ein Seniorenzentrum, in dem die Bewohner untergebracht wurden. „Einige Mitarbeiter sind nach Bad Münstereifel gefahren, damit die Damen und Herren von bekannten Ansprechpersonen versorgt werden“, betont von Berswordt-Wallrabe. Wann die Bewohner wieder nach Duisburg zurück können, ist noch unklar.
Seelsorge für Anwohner und Mitarbeiter
Pastor Michael Kemper von der Gemeinde St. Peter und Paul, der einmal im Monat einen Gottesdienst im „Haus Marxloh“ anbietet, hat gestern für die Bewohner eine Gesprächsrunde einberufen. Auch die Mitarbeiter des Heims werden seelsorgerisch betreut.
Ob die Katastrophe hätte verhindert werden können, ist ungewiss. Die Zimmer seien eben der private Bereich der Bewohner, so der Pressesprecher, man könne nur regelmäßig auf die Gefahren hinweisen. Nachts arbeiten in dem Haus zwei Pflegekräfte. Sie müssen bei rund 80 Bewohnern nach dem Rechten sehen. „Das ist der geltende Personalschlüssel, mehr bekommen wir von der Pflegekasse nicht ersetzt.“
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