Duisburg.

Ein langer Abend, eine kurze Nacht. Ein Montag mit vielen Gesprächen, vielen Interviews mit oder ohne Kamera: Tag eins für Sören Link, den Wahlsieger des Sonntags, den Walsumer, der heute seine Ernennungsurkunde bekommt, morgen im Rat auf einer Sondersitzung vereidigt wird und offiziell ab 0.00 Uhr im Amt ist.

Nein, ins mit wuchtigen Möbeln eingerichtete Oberbürgermeister-Eckzimmer , wo der glänzende Parkettboden knarzt, will Link nicht zum WAZ-Gespräch gehen. Er war noch nie im „Machtzentrum“ des Rathauses. Den Gang dorthin will er sich vorbehalten. „Das ist schon etwas Besonderes für mich“, gesteht der 36-Jährige. So sitzt er dort, wo er als Vorsitzender des Rates, politische Geschicke Duisburgs künftig leiten wird: im Ratssaal.

Wahlkampf-Ankündigungen sollen schnell umgesetzt werden

Seine große Antrittsrede zu den Leitlinien seiner Politik will der Oberbürgermeister dort erst nach der Sommerpause halten, morgen angesichts reduzierter Ferienpräsenz des Rates gibt es nur eine Kurzfassung. Fingerzeige auf seine Schwerpunkte aus dem Wahlkampf, Bildung und Finanzen. „Einige Ankündigungen aus dem Wahlkampf will ich schnell umsetzen“, kündigt Link an, nennt den kostenlosen Kinderbücherei-Ausweis, die „48-Stunden-Dreck-weg-Aktion“. Und bei allem Jubel in der SPD über die Rückeroberung des Rathaus-Spitzenjobs nach acht Jahren stellt Link klar: „Ich bin der Oberbürgermeister aller Duisburger. Ich will Gräben zuschütten.“ Noch am Wahlsonntag suchten er und SPD-Chef Jäger das Gespräch mit CDU-OB-Kandidat Lensdorf und Unions-Parteichef Mahlberg.

Sören Link (SPD) gewinnt Stichwahl

Sören Link und seine Lebensgefährtin Sonja Bartsch.
Sören Link und seine Lebensgefährtin Sonja Bartsch. © Lars Fröhlich
Als Sören Link den Ratssaal betritt...
Als Sören Link den Ratssaal betritt... © Lars Fröhlich
...wird er mit lautem Applaus und Jubelschreien begrüßt...
...wird er mit lautem Applaus und Jubelschreien begrüßt... © Lars Fröhlich
...und ist sofort von Fotografen umringt.
...und ist sofort von Fotografen umringt. © Lars Fröhlich
Sein Gegenkandidat Benno Lensdorf (CDU) holte bei der Stichwahl 28,04 Prozent der Stimmen.
Sein Gegenkandidat Benno Lensdorf (CDU) holte bei der Stichwahl 28,04 Prozent der Stimmen. © Lars Fröhlich
Innenminister Ralf Jäger, der auch Chef der Duisburger SPD ist, ist zufrieden mit dem Wahlergebnis.
Innenminister Ralf Jäger, der auch Chef der Duisburger SPD ist, ist zufrieden mit dem Wahlergebnis. © Lars Fröhlich
Bilder vom Wahlabend.
Bilder vom Wahlabend. © Lars Fröhlich
Beim ersten Wahlgang hatte Link knapp die absolute Mehrheit verpasst, nun holte er knapp 72 Prozent der Stimmen.
Beim ersten Wahlgang hatte Link knapp die absolute Mehrheit verpasst, nun holte er knapp 72 Prozent der Stimmen. © Lars Fröhlich
SPD-Ratsherr Udo Vohl beglückwünscht seinen Parteigenossen Link.
SPD-Ratsherr Udo Vohl beglückwünscht seinen Parteigenossen Link. © Lars Fröhlich
Sören Link (SPD) hat die Stichwahl gegen Benno Lensdorf (CDU) und wird neuer Oberbürgermeister in Duisburg. Bilder vom Wahlabend. Foto:
Sören Link (SPD) hat die Stichwahl gegen Benno Lensdorf (CDU) und wird neuer Oberbürgermeister in Duisburg. Bilder vom Wahlabend. Foto: © Lars Fröhlich
Gespanntes Warten auf die ersten Schnellmeldungen aus den Wahllokalen.
Gespanntes Warten auf die ersten Schnellmeldungen aus den Wahllokalen. © Lars Fröhlich
Nach dem ersten Wahlgang waren von den 13 Kandidaten Benno Lensdorf (links) und Sören Link (rechts) übrig geblieben.
Nach dem ersten Wahlgang waren von den 13 Kandidaten Benno Lensdorf (links) und Sören Link (rechts) übrig geblieben. © Lars Fröhlich
Benno Lensdorf ist froh, dass der Wahlkampf beendet ist. Der Montag ist für den Unternehmer aus Ruhrort wieder ganz normaler Arbeitstag.
Benno Lensdorf ist froh, dass der Wahlkampf beendet ist. Der Montag ist für den Unternehmer aus Ruhrort wieder ganz normaler Arbeitstag. © Lars Fröhlich
Sören Link wird am Mittwoch seinen neuen Job als Oberbürgermeister am Mittwoch antreten. Während der Ratssitzung am 4. Juli wird der neue OB vereidigt.
Sören Link wird am Mittwoch seinen neuen Job als Oberbürgermeister am Mittwoch antreten. Während der Ratssitzung am 4. Juli wird der neue OB vereidigt. © Lars Fröhlich
Nach der Wahlpräsentation im Rathaus ging es für Link ins Café Museum, dort feierte die SPD den Wahlsieg.
Nach der Wahlpräsentation im Rathaus ging es für Link ins Café Museum, dort feierte die SPD den Wahlsieg. © Lars Fröhlich
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Gleich am Mittwoch stellt sich dem neuen OB ein höchst sensibles Thema: der Krieger-Bebauungsplan und die Frage der Loveparade-Gedenkstätte. Und da lässt Link aufhorchen. Sollte es keinen Konsens dazu geben, schließt Link nicht aus, dass es am Mittwoch kein grünes Licht für den Bebauungsplan für das Großvorhaben gibt.

Klare Worte zur Betonwüste Bahnhofsplatte

Klare Worte findet Link auch zur Betonwüste Bahnhofsplatte: „Es ist ein Irrsinn, dass es auf dieser städtischen Fläche nicht voran geht. Egal, woran es im Einzelnen gelegen hat. Die Innenstadt-Entwicklungsgesellschaft hat ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Es ist für mich nachvollziehbar, dass jetzt Baudezernent Carsten Tum die weitere Planung an sich gezogen hat.“ Die „bisherigen Strukturen“ hätten sich offenbar nicht bewährt, schließt Link eine Auflösung der Gesellschaft nicht aus.

Was die Duisburger vom neuen OB erwarten

Mehr als 70 Prozent der Wähler haben dem SPD-Politiker Sören Link bei der OB-Wahl ihre Stimme gegeben. Da aber gerade einmal ein Viertel der Duisburger zur Wahl gegangen ist, haben gerade 65.000 von rund 355.000 Duisburgern dem SPD-Politiker ihre Stimme gegeben.
Mehr als 70 Prozent der Wähler haben dem SPD-Politiker Sören Link bei der OB-Wahl ihre Stimme gegeben. Da aber gerade einmal ein Viertel der Duisburger zur Wahl gegangen ist, haben gerade 65.000 von rund 355.000 Duisburgern dem SPD-Politiker ihre Stimme gegeben. © Udo Milbret/WAZ-Fotopool
In einer Straßenumfrage wollten wir deshalb wissen, was die Duisburger von ihrem neuen OB erwarten...
In einer Straßenumfrage wollten wir deshalb wissen, was die Duisburger von ihrem neuen OB erwarten... © Udo Milbret/WAZ-Fotopool
Melanie Rausch, 22:
Melanie Rausch, 22: "Ich habe für Link gestimmt und freue mich, dass er das Rennen gemacht hat. Nun darf er sich nicht nur auf die Innenstadt konzentrieren, sondern muss auch die Außenbezirke im Blick behalten. Die Arbeit der Stadtentwicklungsbüros sollten etwa mehr gefördert werden." © Christoph Wojtyczka / WAZ FotoPo
Lydia Sommer, 50:
Lydia Sommer, 50: "Ich appelliere an Herrn Link, nicht an der falschen Stelle zu sparen. Vor allem die Sektoren Bildung, Kultur und Infrastruktur sollten dem Rotstrich nicht zum Opfer fallen. Wünschenswert wäre es, dass er zum Thema Ehrenamt informiert und entsprechende Initiativen unterstützt." © Christoph Wojtyczka / WAZ FotoPo
Heinrich Muders, 83:
Heinrich Muders, 83: "Wo kein Geld ist, kann auch keines ausgegeben werden. Das Letzte, was wir jetzt gebrauchen können, sind noch mehr Schulden. Mein bescheidener Wunsch an den neuen OB wäre jedoch, für mehr Sauberkeit in den Straßen und Parkanlagen zu sorgen." © Christoph Wojtyczka / WAZ FotoPo
Gudrun Potempa, 51:
Gudrun Potempa, 51: "Link war nicht mein Wunschkandidat. Dementsprechend wenig Erwartungen habe ich an den „Neuen“. Ich persönlich würde mir mehr Rechte für Hundebesitzer wünschen. Die Hundesteuer kann gern erhalten bleiben – doch die Beträge sollten dem Tierheim zugute kommen." © Christoph Wojtyczka / WAZ FotoPo
Detlef Jeß, 70:
Detlef Jeß, 70: "Ich hoffe, dass es Link gelingt, die wenigen vorhandenen Kräfte zu bündeln und so das Maximum aus der Stadt herauszuholen. Ich wünsche ihm, dass er Parteien, Gewerkschaften, Wirtschaft und Verwaltung unter einen Hut bekommt. Duisburg kann sich keine Kleinkariertheit leisten." © Christoph Wojtyczka / WAZ FotoPo
Stefanie Leutink, 27:
Stefanie Leutink, 27: "Ich wünsche mir, dass unser neuer OB die Stadt mit neuen Ideen attraktiver für ihre Bürger und vor allem auch für Touristen macht. Damit meine ich keine Großveranstaltungen à la Loveparade, sondern ein vielfältiges Kulturangebot und durchdachte Bauprojekte." © Christoph Wojtyczka / WAZ FotoPo
Tuba Jehona, 27:
Tuba Jehona, 27: "Es wäre toll, wenn sich das neue Stadtoberhaupt mehr für Familien einsetzen würde. Ich wohne in der Stadtmitte und hier gibt es kaum kinderfreundliche Spielstätten. Auch überdachte Freizeitangebote, wo man in der kalten Jahreszeit hingehen kann, fehlen bisher völlig." © Christoph Wojtyczka / WAZ FotoPo
Thorsten Tillmann, 22:
Thorsten Tillmann, 22: "Link sollte als SPD-Mann in punkto Bürgernähe mit gutem Beispiel vorangehen. Die Kriminalität müsste in einigen Stadtteilen auf jeden Fall stärker bekämpft werden. Mehr Cafés und Diskotheken könnten die Stadt außerdem auch bei Studenten beliebter machen." © Christoph Wojtyczka / WAZ FotoPo
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