Hagen/Arnsberg. . Das neue Trendgetränk Bubble Tea, das besonders bei Kindern und Jugendlichen hoch im Kurs steht, ist bei Ernährungsexperten, Verbraucherschützern und Kinderärzten in die Kritik geraten. Wegen seines hohen Zuckergehaltes gilt der Teemix als Kalorienbombe.

Abwarten und Tee trinken. Die Redensart trifft auf das neue Trendgetränk Bubble Tea wahrlich nicht zu. Auch in Südwestfalen sprießen Läden wie Pilze aus dem Boden, die den grellen Teemix mit den bunten Stärkekugeln an junges Publikum verkaufen.

Beispiel Lippstadt: „Der Gesundheitsspaß“ prangt auf dem Werbeschild in der Fußgängerzone. In dem kleinen Geschäft in einer Passage herrscht vor der Verkaufstheke Gedränge. „Gesundheitsspaß?“, ein unzutreffendes Wort, wie Angela Clausen findet. „Das ist grober Unfug“, so die Ernährungswissenschaftlerin bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Wer den Inhalt eines 300-ml-Plastikbechers Bubble Tea konsumiert (Angela Clausen: „eine Zuckerbombe“), nimmt mit einem Schlag bis zu 500 Kalorien zu sich, erklärt die Expertin. „Eine Kalorienzahl wie bei einem Mittagessen für Kinder.“

Marktlücke entdeckt

Und doch: In der ohnehin innovationsfreudigen Getränkebranche hat man eine Marktlücke entdeckt. Ein Trendgetränk, das Milch-Shakes und Eis-Tees derzeit den Rang abläuft und auf die Zielgruppe der 10- bis 30-Jährigen zugeschnitten ist, wie die Ernährungsexpertin meint: etwas Exotik (in Form von bislang weitgehend unbekannten „Geschmacksrichtungen“), etwas Witziges (dank der „quietschbunten Farben“), etwas Eventhaftes („zugespitzt könnte man die Läden als Treffpunkt für Jugendliche zum Abhängen bezeichnen“) und etwas Spritziges („viele finden es prickelnd, wenn die Kügelchen im Mund aufgehen“).

Verbraucherzentralen sowie Kinder- und Jugendärzte sehen diese Entwicklung mit Sorge. Es sind nicht nur die Kalorien, auch das Fehlen klarer Hinweise auf die in dem supersüßen Mode-Drink enthaltenen Farb-, Aroma- und Konservierungsstoffe sowie auf allergieauslösende Inhaltsstoffe („höchstens mal ein handgeschriebener Aushang“) wird kritisiert.

Verschluckungsgefahr für Kleinkinder

Dass der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte den Perlentee als „hochgefährlich“ einstuft, hängt mit der Verschluckungsgefahr für Kleinkinder zusammen. Die erdnussgroßen Stärkekügelchen (Bubbles), die zusammen mit dem Tee über einen Strohhalm konsumiert werden, könnten in die Lunge gelangen und das Organ schädigen. Ein großes Risiko bestehe bei unter drei Jahre alten Kindern, sagt der NRW-Landesverbandsvorsitzende Dr. Burkhard Lawrenz. Der Arnsberger Arzt fordert ein Verbot der Ausgabe von Bubble Tea an diese Kleinkinder. Für zwischen Drei- und Sechsjährige, so Lawrenz, seien die Getränke nur bedingt geeignet.

Der Arzt hat es in seiner Praxis nicht selten mit übergewichtigen Kindern zu tun - u.a. ausgelöst durch falschen Getränkekonsum. „Ich weiß, dass Heranwachsende Modegetränke lieben, die bunt aussehen und süß schmecken“, sagt er - und appelliert dennoch an Eltern, ihre Kinder frühzeitig an Leitungs-, Mineralwasser und Fruchtsaftschorlen mit hohem Wasseranteil zu gewöhnen. Nach seiner Ansicht muss das Wissen über Kalorienbomben bei Eltern noch mehr geschärft werden.

Ernährungsexpertin Angela Clausen glaubt, dass Hinweise auf den hohen Kaloriengehalt ein Umdenken in der öffentlichen Meinung bewirken könnten. Und überhaupt: Ein Trend(getränk) geht irgendwann zuende: „Ich gebe dem Bubble Tea zwei bis vier Jahre.“