Duisburg. . Ferdy Brockerhoff gab 31 Jahre lang Jazz-Seminare bei der Volkshochschule, Donnerstag abend tut er das ein letztes Mal. Der Jazzfan, Geiger und Konzertveranstalter blieb dem traditionellen Jazz immer treu.
Eigentlich müssten Benny Carter und Dizzy Gillespie zum Abschied in der ersten Bank sitzen. Die beiden verstorbenen Alt-Stars des Jazz gehörten zu den großen Musikern, die Ferdy Brockerhoff als Konzertveranstalter in Duisburg begrüßen und betreuen durfte. Am heutigen Donnerstag heißt es in der Volkshochschule am König-Heinrich-Platz um 18.30 Uhr noch einmal „Jazz in Geschichte und Gegenwart“, wenn Ferdy Brockerhoff zum letzten Mal zu seinem beliebten Seminar einlädt.
„Für Teilnehmer mit Vorkenntnissen“ stand stets im Programm der Volkshochschule geschrieben, denn ganz ohne Grund- und Schallplattenkenntnisse hätte der Jazz-Experte Brockerhoff seinen Schülern und Seminarteilnehmern die Feinheiten und Details über Fachbegriffe, historische Entwicklungen, Trends und Musiker kaum vermitteln können.
31 Jahre lang bot Brockerhoff, ehemaliger Kaufmann bei Mannesmann und Jazzfan seit früher Jugend, Interessierten in seinem Seminar sein umfangreiches Expertenwissen an, lud Musiker wie den Trompeter Klaus Osterloh ein und spielte die neuesten Aufnahmen vor. „Ich habe neulich meine alten Platten verkauft. Danach hatte ich Liebeskummer“, gesteht Brockerhoff.
1978 gab er sein erstes Konzert
Der inzwischen 81-Jährige, in Duisburg als Sohn eines Berufsmusikers und Stehgeigers geboren, lernte zunächst mit zehn Jahren Geige. Doch bereits 1946 entdeckte er seine Liebe zum Jazz und veranstaltete dann 1978 sogar sein erstes Konzert.
„Ich habe damals einen dicken Brief an den Kulturdezernenten Konrad Schilling geschrieben. Erst musste ich mich beschimpfen lassen, doch dann gab es 6000 Mark Unterstützung. Er hat mir gesagt, gründen Sie einen Verein und fangen Sie an.“ Worauf in der Aula der Schule Falkstraße Stars wie Al Grey und Bill Mitchell auftraten. In den folgenden Jahren organisierte Brockerhoff neben seiner Tätigkeit als Jazz-Referent für die Volkshochschule weitere Konzerte mit Stars wie Arnett Cobb, Benny Carter und Rolf Erikson, zu denen er auch einen persönlichen Zugang fand. Gerne erinnert sich Brockerhoff auch an das Konzert mit dem Pianisten Monty Alexander.
Jazz und Fans haben sich im Laufe der Jahre verändert
Wenn der Fachmann für den traditionellen Jazz, dem experimenteller Jazz-Rock oder stilistische Experimente stets fremd blieben („Das ist doch überhaupt kein Jazz“) sich heute von seinen Zuhörern verabschiedet, dann weiß er, dass sich der Jazz und auch seine Fans im Laufe der Jahre verändert haben. Wer allerdings als Jazzliebhaber einen gut informierten Gesprächspartner schätzt, der ist bei Ferdy Brockerhoff nach wie vor an der richtigen Adresse.