Duisburg. . Aus einer Bierlaune heraus entwickelten vier Freunde aus Serm die Idee, den Jazz in ihr Dorf zu holen. Heute ist die Veranstaltung Tradition. In diesem Jahr brachte die Little Johns Jazz Band Dixieland-Sound mit.

Es war keine Schnapsidee. Eher aus einer Bierlaune heraus kam den vier Freunden aus Serm die zündende Idee, ein Jazzkonzert im Kappesdorf zu organisieren. Bernd Droste, Arne Knuff, Bernd Mengeringhausen und Ulrich Mertens saßen im „Ultimo“, einer kleinen Kneipe in Neudorf, als ihnen die Erleuchtung kam. Dort spielte John Bull mit seiner Band mitreißenden Jazz. Die vier Freunde holten Bull & Co. 2007 zum ersten Jazzkonzert aller Zeiten in Serm. Es wurde ein Riesenerfolg. Daraus entwickelte sich eine erfolgreiche Tradition. Am Sonnabend gab es im Dorf der Vereine, Schützen und Karnevalisten schon das sechste Konzert mit schwungvollem, swingendem Jazz.

Im Landgasthof Schenke an der Dorfstraße spielte die Little Johns Jazz Band auf, unterhielt die rund achtzig Besucher mit Happy Jazz und fröhlichem Dixieland-Stil. Die Band mit weißen Hemden, schwarzen Fliegen, Westen und Hüten überzeugte das etwas ältere Publikum mit Evergreens aus der 100jährigen Geschichte des Dixies, einer hinreißenden Spielart des Jazz, die sich einst aus dem New Orleans Jazz entwickelte.

Das Quartett um Bandleader Johannes Jorzik alias „Little John“ ließ es bei seinem Auftritt so richtig krachen, mit heißen Rhythmen, fröhlichen Melodien, munteren Soli, witzigen Einlagen und heiterer Moderation. „Little John“ an der Trompete, begleitet von Posaunist, Hornist und Banjospieler intonierten die Highlights des Traditional Jazz: Ohrwürmer wie „Icecream“ und „Down by the Riverside“ verbreiteten ebenso gute Laune wie „Oh, when the Saints go marchin in“.

Die Musiker aus Duisburg, Essen und Gelsenkirchen musizieren äußerst mobil und flexibel, verzichten auf hohen technischen Aufwand und große Verstärkeranlagen. „Little John“ und seine „fliegende“ Truppe ist eine so genannte Marching Band, spielt bei Stadt- und Firmenfesten, Jubiläen und Geschäftseröffnungen aller Art. In Serm sind sie schon Stammgäste. Am Sonnabend durfte auch wieder der kleine Sermer Nachwuchs-Jazzer Philipp Mohr an der Trompete bei einigen Stücken mitspielen – eine Hommage an das Kappesdorf.

Heute sind Jazzkonzerte in Serm längst eine Erfolgsgeschichte. Aber der Anfang war nicht leicht: „Vor Jahren gab es schon einmal einen Versuch, den Jazz in Serm heimisch werden zu lassen“, berichtet Bernhard Mengeringhausen. „Aber dieser Versuch scheiterte. Daher wurde uns vorhergesagt, es sei aussichtslos, eine Jazz-Session in Serm zu veranstalten. Man sagte uns, wir würden finanziell ins tiefrote Minus kommen und uns blamieren.“ Doch die Sermer Jazz-Liebhaber ließen sich nicht entmutigen, ließen Flyer und Plakate entwerfen, Eintrittskarten drucken, benachrichtigten und bezahlten sogar die GEMA. Die Mühe wurde belohnt: Am 10. März 2007 gelang die Premiere in einer Sermer Pizzeria. „Das war ein totaler Neuanfang!“ Von da ab wurden die Jazzkonzerte am Südstern Duisburgs ein Selbstläufer – auch durch Mund-zu-Mund-Propaganda.

Die heitere, beschwingte Atmosphäre des Sermer Musikantenstadels sprach sich überall herum, auch in Mülheim und am Niederrhein. Seitdem können sich die Jazz-Freunde Jahr für Jahr über ein volles Haus freuen, inzwischen im rustikalen Ambiente des Landgasthofs Schenke. Jetzt brauchen die Freunde auch nicht mehr draufzahlen, wie in den ersten Jahren. „Die Konzerte stemmen wir alleine. Es macht einfach Spaß!“, sagt der pensionierte Computer-Experte Mengeringhausen. „Aber wir sind jedes Jahr froh, wenn wir auf eine schwarze Null kommen.“