Duisburg. Ein Kalenderblatt trennt die Duisburger Schwestern: Regina Donaubauer hatte bereits gestern Geburtstag. Heute, am 29. Februar, gibt die Geburtstagsfeier bei ihrer Schwester Barbara Cohrs. Trotzdem fühlen sie sich wie Zwillinge, mit rechnerischen Hürden.

Wie eineiige Zwillinge sehen die beiden Schwestern nicht aus – sie sind ja auch keine. Trotzdem fühlen sie sich so, bereits 52 gemeinsame Lebensjahre lang. Zusammen gehen sie durch dick und dünn und lassen mit Herzenslust ihre Lebenswege kreuzen. Nur alle vier Jahre trennt sie ein Kalenderblatt.

„Diesmal kommt die Familie eben zum Geburtstagskaffee an zwei verschiedenen Tagen“, sagt Regina Donaubauer. Sie feierte gestern ihren Geburtstag, wie immer pünktlich am 28. Februar. Kaum ist die Kuchengabel weggelegt, zieht Regina mit dem gut 60-köpfigen, engeren Familienkreis zur nächsten Party: Heute hat Schwester Barbara Cohrs 52 Geburtstagskerzen auszublasen. Eine seltene Schaltjahr-Gelegenheit.

„Ja, wir könnten Zwillinge sein“, sagt Regina, „wir verstehen uns teils blind. Auch wenn Barbara immer mit mir bereits am 28. den Geburtstag feiern musste.“ Während die eine Schwester erzählt, blitzen am anderen Tischende in Barbara Cohrs Augen die Kindheitserinnerungen auf, lachend fügt sie hinzu: „Aber es gab immer einen netten Onkel, der zu mir sagte: Du hast ja noch gar nicht Geburtstag.“

Keine Extrawurst für die Schwester

Barbara erblickte das Licht der Welt an einem Rosenmontag, dem 29. Februar 1962. Vor- oder Nachteile habe ihr das nicht gebracht. „In unserer Kindheit waren keine Geburtstage mit vielen Kindern nötig. Mit insgesamt sechs Geschwistern waren wir eh immer genug“, erinnert sich Regina, und Barbara entgegnet: „Da war jeder Tag ein Kindergeburtstag.“ Es fiel gar nicht auf, dass der 29. Februar in den meisten Jahren im Kalender fehlte. „Wir bekamen von unseren Eltern stets dasselbe geschenkt und gefeiert wurde immer am Samstag nach unseren Geburtstagen“, blickt Regina zurück. Also gab es auch aus Reginas Sicht keine Extrawurst für ihre Schwester.

„Nur einmal, da haben wir Puppen gekriegt und Barbaras hatte blonde Haare, meine braune. Da hätte ich gerne getauscht“, sagt Regina mit verschmitztem Lächeln. Wettmachen lässt sich das nicht, auch nicht als Barbara als Nachteil ihres Geburtsdatums sagt: „Dafür wurde ich erst am 1. März volljährig.“

Volljährig, wenn Geburtsjahr vollendet

Genau 316 Duisburger feiern morgen einen ihrer seltenen Geburtstage – am korrekten Datum. In den drei Jahren zwischen den Schaltjahren feiern viele, wie sie es mögen. Wer in diesen Jahren volljährig wird, muss allerdings aufpassen. Um ordnungsgemäß 18 Jahre alt zu sein, muss das Geburtsjahr auch vollendet sein, erklärt Stadtsprecher Peter Hilbrands. 29.-Februar-Geburtstagskinder müssen also bis zum 1. März warten, bis sie ein Jahr älter werden.

Lässt man das mal, bleibt aber ein Strauß Gemeinsamkeiten: Beide machten ihre Lehre zur Datentypistin bei Thyssen-Krupp, besuchten dieselbe Fortbildung, organisierten Tupper-Parties, beide lieben Kegeln, lagen zeitgleich als Schwangere im Krankenhaus und zuletzt arbeiteten beide bei der gleicher Bank.

Doppelhochzeit vor 34 Jahren

„Das ist komisch. Aber es klappte immer“, sagt Barbara. Hellblaue Jeans, dunkelblaues Oberteil, immer wieder tauchten die beiden, ohne Absprache, im Partnerlook auf. Irgendwie wurde auch stets in der Nähe der anderen die beste Wohnung frei. Zusammen standen sie mit ihren Männern vorm Standesbeamten – zur Doppelhochzeit vor 34 Jahren. Nun feiern sie die Hochzeitstage gemeinsam. Nur einmal passte nicht alles.

„Unsere Männer haben am 16. und 18. Dezember Geburtstag und feierten ihren Fünfzigsten zusammen“, sagt Regina und guckt zu Barbara rüber, die fortfährt: „Da haben wir gedacht, wir könnten doch auch den Fünfzigsten zusammen feiern... bis uns einfiel, dass wir ein Jahr auseinander sind!“ Die Schwestern hatten schlichtweg vergessen, dass sie rechnerisch durch 366 Tage getrennt zur Welt kamen.