Duisburg. Kurz vor Beginn der 33. Duisburger Filmwoche ist Festivalleiter Werner Ruzicka in freudiger Erwartung auf die kommenden Tage. Am Montag wurde die Filmwoche unter dem Motto "Erkenne die Lage" eröffnet.

Schwarz-weiß gestreifte Teppichstücke kleben als Deko an der Wand, weiße Lederquader laden zum Schmökern in unzähligen Prospekten mit Streifen-Dekor ein, die gerade eine Ordnung finden. Der Raucherraum des Hundertmeister ist für eine Woche das Festivalbüro der 33. Duisburger Filmwoche. Und während der letzten Vorbereitungen genauso rauchgeschwängert wie spät abends im Hochbetrieb. Nicht zuletzt weil Festivalleiter Werner Ruzicka keinen Schritt ohne Zigarette in der Hand tut.

Eitelkeiten und Fürsorglichkeit

Seit rund 25 Jahren ist er der Macher des Festivals. Ein paar Stunden vor der Eröffnung weist er das Wort Stress von sich: „Ich bin in freudiger Erwartung, ein bisschen kribbelig”, zwar brauche auch der kleinste Erfolg die größte Vorbereitung, aber zu perfekt wäre auch langweilig. Spricht's und wird vom Handy unterbrochen. Die gute Botschaft: Der Spezial-Projektor für den digitalen Eröffnungsfilm läuft und Regisseur James Benning, der seinen Film „Ruhr” kaum aus den Augen lässt, ist „extatic”, also verzückt über das gute Bild.

Die Eitelkeiten und Fürsorglichkeiten, die die kulturschaffenden Gäste einfordern, haben Ruzickas Team gut im Griff. Nur wenige pflegten einen gewissen Starkult. Viele treibe eher die Sorge um, ob ihr Film auch rechtzeitig angekommen sei.

Obwohl Ruzicka während der Vorbereitungen die Filme des Festivals nicht nur einmal gesehen hat, freut er sich darauf, sie im Filmforum als Teil des „kollektiven Zuschauerkörpers” neu zu erleben. „Ich genieße das jedes Mal anders.”

Bedeutung des Festivals steigern

Die Begegnung der Filmschaffenden in Duisburg sei immer wieder auf einen großen Austausch zwischen den Generationen ausgerichtet. Die Hälfte der Teilnehmer ist zum ersten Mal dabei, da könnten die Alten nicht unter sich hocken. Unter das Publikum mische sich neben der Filmforum-Gemeinde die Galerie- und Kunstszene, zumal auch viele Dokumentarfilmer „amphibisch arbeiten”, aus benachbarten Künsten kämen oder der Ethnografie, so Ruzicka. Leute also, die nicht nur konsumieren wollen, sondern die Wirklichkeit sehen wollen „ohne Mätzchen, ohne Weichzeichner, nicht perfekt, sondern so wie sie ist”. Darauf sei auch die Debattenkultur gegründet, die sich den Filmen anschließe: „Die Regisseure wollen kein Lob, sie wollen, dass man sie versteht”, glaubt Ruzicka, und das kriegen sie in Duisburg.

Den schlimmsten Moment erwartet Ruzicka kurz vor der Eröffnung. 300 Plätze hat das Filmforum, definitiv zu wenig. Und wie jedes Jahr wird es manche geben, die ihrem Unmut lautstark Luft machen und die es zu besänftigen gilt. Denn an den Örtlichkeiten wird sich auch künftig nichts ändern, schon der Atmosphäre wegen, den Hotels in Laufnähe, der Gastronomie.

Und die Bedeutung des Festivals könnte sich im Zuge der technischen Fortschritte sogar noch steigern, glaubt Ruzicka und beobachtet mit Spannung die Debatte um die Technik-Modi der Zukunft. Mit immer kleineren Kameras nah ran rücken an die Menschen, um die Welt zu beschreiben, wie sie wirklich ist.