Duisburg. Ein Ortstermin in der Nachbarschaft des Laarer Doms, der immer wieder das Ziel von Steinewerfern ist, offenbart die Tiefe und Bandbreite der sozialen Probleme in dem Duisburger Nord-Stadtteil.

„Ich respektiere diese Kirche genauso wie ich meine Moschee respektiere“, sagt Senol Altintas, der gerade auf dem Weg in die Sultan-Ahmet-Moschee ist, die direkt neben dem Laarer Dom ihre Pforten zum Mittagsgebet geöffnet hat. Er lebe seit 40 Jahren in Laar, sagt Altintas, und sei traurig darüber, dass sich der Stadtteil so zum Nachteil entwickelt habe.

Steine auf eine Kirche? Für ihn völlig unvorstellbar: „Niemand aus unserer Moschee würde so etwas machen.“ Nicht nur für ihn persönlich sei religiöse Toleranz ein Grundsatz.

Die türkisch-osmanische Tradition

„Schauen sie sich die Geschichte des Osmanischen Reiches an. Wurden da Kirchen geschändet? Das wäre gegen meinen Glauben und gegen die türkisch-osmanische Tradition“, sagt Altintas und wird richtig emotional: „Mensch, das ist doch deine und meine Heimat hier, das ist unser Stadtteil! Ich würde diese Kirche genauso beschützen wie meine Moschee!“

Ob er denn eine Ahnung habe, wer Steine auf die Kirche geworfen hat? Das wisse er wirklich nicht, aber eines stehe fest: „Es gibt Leute hier, die machen nichts als Ärger“, sagt Senol Altintas.

Dann deutet er auf ein Lokal, in dessen Fenster eine libanesische Flagge hängt. Vor dem Eingang stehen fünf junge Männer, zwei davon vermutlich noch Jugendliche. Auf die Frage, ob sie denn wüssten, wer bei der Kirche die Scheiben einwirft, antworten sie erst abweisend: „Und wenn ich es wüsste, ihnen würde ich es sowieso nicht sagen“, sagt einer, der sich uns später als Omar vorstellt.

Beim Fußball brüsk weggescheucht

Wir bleiben hartnäckig und fragen die jungen Männer weiter, ob sie sich denn oft auf dem Kirchenparkplatz aufhielten und ob es dort Probleme gebe? „Ja, da gibt’s Probleme“, sagt Omar schließlich, „wenn Sie es genau wissen wollen, dann ist das Problem, dass man in Laar nirgendwo Fußball spielen kann!“

Nicht nur sie, sondern auch andere Jungs würden überall, wo sie kickten, brüsk weggescheucht: „An der Grundschule, zum Beispiel. Dann spielen wir eben – gemeinsam mit Türken, Jugoslawen, Arabern – auf dem Kirchenparkplatz und dann werden wir dort auch weggescheucht und die Polizei wird sofort gerufen. Dann sind wir sauer.“

Und werft ihr dann Steine? „Natürlich nicht“, sagt Omar und grinst.

Gar nicht lustig fand Pfarrer Andreas Rose, der sich Donnerstag in der Redaktion meldete, was er erlebte, als er neulich eine kleine Gruppe fußballspielender Männer nett bat, doch die laufende Messe nicht mit Schüssen gegen die Kirche zu stören: „Da wurde ich auf das Übelste beleidigt und die wurden enorm aggressiv. Schlimm“, sagt Rose, „schlimm und traurig.“