Großenbaum. Vor einem Monat gewann Sebastian Runde aus Duisburg in der ARD den Titel „Der klügste Deutsche“ - verbunden mit einer Siegprämie von 100.000 Euro. Vier Wochen später verrät er, inwiefern die Sendung sein Leben verändert hat.

Vor vier Wochen, am 29. Oktober, war er in aller Munde: Sebastian Runde gewann als Kandidat die ARD-Show „Der klügste Deutsche“. Zuvor hatte er eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er in extremen Stress-Situationen noch in der Lage ist, klar zu denken und zu handeln. Wie es dazu kam, was Sebastian Runde sonst macht und wie er heute darüber denkt, das waren die Themen beim Gespräch mit ihm.

„Ich hab’ eigentlich nur wegen der Casting-Erfahrung mitgemacht“, sagt der 26-Jährige. Zwar habe er irgendwann einmal an einer solchen Show teilnehmen wollen, zunächst aber sei es Mitte Juli in Köln für ihn nur darum gegangen, einmal die Atmosphäre einer solchen Vorauswahl kennenzulernen.

Respekt vor bissigem Humor

Prompt war er unter den 200 Personen gelandet, die bundesweit für die eigentliche Kandidaten-Auslese in Berlin ausgewählt worden waren. Und bereits dort hatte er es mit jener Jury um Kabarettist Dr. Eckart von Hirschhausen und TV-Moderator Matthias Opdenhövel zu tun, die dann am 22. und 29. Oktober auch die TV-Kandidaten begutachtete. „Vor Opdenhövels bissigem Humor hatte ich schon ein bisschen Respekt“, gesteht Runde. Dabei sei er nicht mal damit aufgezogen worden, dass er in der Kluft als Pfadfinder aufgetreten sei.

Beide Vorauswahlen fanden noch ohne Publikum statt, wohl aber bereits vor Kameras. „Das ist schon eine besondere Situation“, sagt Runde.

Hatten bei den Vorauswahlen noch Logik-Rätsel, oft mit naturwissenschaftlichem Hintergrund, dominiert, so war Runde ziemlich erleichtert, dass es vor 650 Zuschauern in einem Berliner Fernseh-Studio und vor Millionenpublikum auch noch um andere Aspekte der Klugheit ging. Etwa darum, eine vorgespielte Schlag-Reihenfolge am Schlagzeug möglichst exakt nachzuspielen. Obwohl selbst gar kein Schlagzeuger, schaffte Runde das als Bester.

Gelassen ins Finale

In das Finale am 29. Oktober ging Sebastian Runde dann mit mehr Gelassenheit. „Im Halbfinale kamen ja nur vier von sechs Kandidaten durch. Und das Finale hatte ich ja erreicht. Was will man mehr?“, fragt er. Am Ende zu gewinnen, habe er sich eh nicht ausrechnen können.

Genau das trat aber ein. Dabei sei vor allem die Aufgabe mit den Bechern stressig gewesen: Sie hätten nicht nur schnell ab- und genauso wie vorher wieder aufgebaut werden müssen. „Die Becher waren mit Zahlen versehen“, erinnert er. Es sei auch noch eine Kopfrechenaufgabe damit verbunden gewesen. „Da war wohl viel Adrenalin im Spiel“, begründet er sein hervorragendes Abschneiden. Dass er am Ende „klügster Deutscher“ wurde, verdankt Runde einer Abstimmung unter den Fernsehzuschauern.

Berufsziel Entwicklungshelfer

Sebastian Runde wuchs mit drei Geschwistern als Sohn eines Ingenieurs auf. „Meine Eltern haben sich immer gekümmert“, sagt er, zum Beispiel vor dem Einschlafen Geschichten vorgelesen. Er liest bis heute gerne, zuletzt Franz Kafkas „Der Prozess“. Nach der Grundschule wechselte er auf das Steinbart-Gymnasium und machte dort 2004 ein gutes Abitur. Lieblingsfächer: Deutsch, Englisch und Spanisch.

Seinen Zivildienst absolvierte er 2004/05 in London - mit der Arbeit mit Behinderten. Seitdem studiert er Sozialwissenschaften, anfangs in Düsseldorf und heute in Duisburg. Schwerpunkt: Entwicklungszusammenarbeit. Damit will er sich auch beruflich einmal befassen. 2002 stieg er als 17-Jähriger bei den örtlichen Pfadfindern ein und gehört seit 2005 zur Leiterrunde.

Geld noch nicht überwiesen

Die 100 000 Euro, die der Kandidat gewann, sind übrigens noch nicht überwiesen. Je 1 000 Euro, das war vorher vereinbart worden, zahlt er davon seinen sieben Mit-Kandidaten aus, will auch seinen drei Geschwistern etwas abgeben. Ansonsten hat er sich über die Geldanlage noch nicht viele Gedanken gemacht.

Seine größte Erfahrung lautet: „Dass man stressresistenter ist, als man für möglich gehalten hätte.“ Der Rummel nach dem Finale beschränkte sich übrigens auf Duisburg, auf einen Empfang im Rathaus und ein Interview in der WDR-„Lokalzeit“. Gut, Sebastian Runde wurde anfangs auch auf der Straße angesprochen. Aber weitere TV-Auftritte unterliegen Absprachen, zu denen er sich verpflichten musste.