Duisburg. .

Die ehemalige Bundestagsabgeordnete Lale Akgün (SPD) las in der Duisburger Zentralbibliothek aus ihrem neuesten Roman „Der getürkte Reichstag“. Darin erzählt sie von ihrem Weg in die deutsche Politik und den kuriosen Ratschlägen ihrer Familie.

Nach ihrem Roman „Tante Semra im Leberkäseland“ hat SPD-Politikerin Lale Akgün nun nachgelegt. Ausschnitte aus dem Nachfolgewerk „Der getürkte Reichstag“ präsentierte Akgün in der Zentralbibliothek.

Die Sippe rät zum Kölschtrinken

Nun macht Tante Semras Sippe also Politik. Humorvoll präsentiert Lale Akgün Auszüge aus ihrem neuen Werk, dass stark autobiografische Züge vorweist. Die 1953 in Istanbul geborene Schriftstellerin und Politikerin beschreibt dabei sehr direkt und mit viel Ironie ihren Weg nach Berlin und die Zeit im Bundestag, dem sie von 2002 bis 2009 als Abgeordnete eines Kölner Wahlkreises angehörte. Ihre Mutter und Tante Semra, bei denen sie in der Zeit des Wahlkampfes immer wieder Rat einholt, sind zunächst schockiert, als ihre Tochter beziehungsweise Nichte ihnen eröffnet, dass sie den Weg in die Berufspolitik gehen möchte. „Früher wurden Politiker gehängt. Ist das heute auch noch so gefährlich?“, fragt die Tante besorgt.

Um Tipps sind die beiden jedoch zu keiner Zeit verlegen und raten der Neu-Genossin bei den Kneipenbesuchen nach Sitzungen auch mal ein Kölsch zu trinken, um nicht als gläubige Muslima zu gelten. Der Schuss geht allerdings nach hinten los. Nach einem Zwischenfall auf der Kneipentoilette gilt Lale in Parteikreisen eher als trockene Alkoholikerin, denn als gläubige Muslima. Auch mit dem obligatorischen Duzen hat sie so ihre Probleme. Nichtsdestotrotz geht der Traum der Deutsch-Türkin in Erfüllung. Sie wird in den Bundestag gewählt.

Ein Genosse rät: „Lüg’ die Leute einfach an“

Dort gehen die durch Klischees und Vorurteile entstandenen Missverständnisse erst richtig los. Akgün liest über skurrile Fragen eines Parteikollegen über die Kontrolle durch ihren Ehemann und 70 Ohrenpaare in der Zentralbibliothek lauschen gespannt. Bei den Anekdoten über ihre Wahlkreissprechstunden kugeln sie sich vor Lachen. Die Abgeordnete muss sich mit Beschwerden über Nacktbilder in Zeitungen, den weggelaufenen Ehemann und dem Einreisewunsch eines potenziellen Pornostars herumschlagen. Politikveteran Jürgen gibt ihr einen simplen Ratschlag: „Lüg’ die Leute einfach an.“