Duisburg-Hamborn. . Der Duisburger Bundestagsabgeordnete Johannes Pflug hatte zu einer Integrationsdebatte ins Awocado an der Duisburger Straße geladen.
Von Integration und Kopftüchern – Wie funktioniert ein gutes Zusammenleben? Diese Frage stand am Montagabend im Raum. Der Duisburger Bundestagsabgeordnete Johannes Pflug hatte zu einer Integrationsdebatte ins Awocado an der Duisburger Straße geladen.
Der Einladung folgten so viele, dass kein Stuhl leer blieb und sogar einige stehen mussten. Angeregt wurde die Diskussion durch die Autorin Lale Akgün, die aus ihrem Buch „Aufstand der Kopftuchmädchen“ las. Im Anschluss diskutierte sie mit dem integrationspolitischen Sprecher der SPD Duisburg, Sören Link, und dem Filialleiter der Targobank Hamborn, Deniz Akkus, über Probleme und Chancen der Integrationspolitik.
Ihr neustes Buch sei keine Unterhaltungsliteratur, betonte Lale Akgün vor ihrer Lesung. Sie sehe ihr Werk als Diskursbuch. Im ersten Kapitel beschrieb sie die deutsche Herangehensweise an Integrationsfragen. Sie kritisierte die Pauschalisierung aller Ausländer als „die Muslime“. „Der Kardinalfehler ist die Verwechslung von Integration und Islam“, so Akgün. „Dabei verschwinden alle Teil-Identitäten hinter der Religion.“. Für Akgün bringt eine solche Pauschalisierung nur Scheinlösungen hervor. „Politiker warten auf den ersten in Deutschland ausgebildeten Imam, wie auf den Messias, er ist ihre Wunderwaffe für alle Integrationsprobleme.“ Auch „eine Abkürzung über Islamverbände“, sei keine zufriedenstellende Lösung. „Religiöse Verbände leben davon, dass es Menschen gibt, die sich in Deutschland nicht heimisch fühlen. Wie sollen sie also bei der Integration helfen?“ fragte sie. Für die Autorin ist der Schlüssel zum Glück eine individuelle Integrationspolitik. Für ein besseres Zusammenleben forderte sie alle Muslime auf, sich eine eigene Meinung zu ihrer Religion zu bilden. An die Politiker richtete sie die Forderung, alle islamischen Strömungen, ob orthodox oder modern ernst zu nehmen. Die deutsche Gesellschaft ermunterte Akgün zu einem Verzicht auf Schwarz-Weiß-Denken. Man solle nicht einen Moslem, sondern den Mensch dahinter sehen, so schloss sie.
In der anschließenden Diskussion im komplett gefüllten Saal verteidigte Sören Link den Plan der in Deutschland ausgebildeten Imame: „Mit einer Ausbildung an einer deutschen Universität schaffen wir Vergleichbarkeit im Religionsunterricht. Alle anderen Lehrer müssen doch auch hier studieren.“ Applaus aus dem Publikum erntete er für sein Statement: „Ich kann das Wort Migranten nicht mehr hören! Die sind doch hier geboren, genau wie ich!“. Für Sören Link brauche es heute vor allem Vorbilder für Jugendliche mit Migrationshintergrund. Ziel sei es, mehr Menschen mit ausländischen Wurzeln im öffentlichen Dienst als Polizist oder Lehrer zu beschäftigen.
Auch Deniz Akkus hatte sich gut vorbereitet. „Wir müssen die Emotionen rausnehmen. Wir sind völlig weg von einer sachlichen Diskussion“, so kommentierte er die aktuelle Integrationsdebatte. Für mehr Sachlichkeit brachte er allerhand Statistiken und Studien in das Gespräch. Außerdem sprach sich Akkus für emotionale Distanz zum Herkunftsland aus, die der Integration förderlich sei, was Proteste im Publikum zur Folge hatte. Direkt angesprochen, reagierte Lale Akgün auf den Protest: „Es gibt hier keine Patentlösung. Es ist wichtig sich zu fragen, wo ist mein Lebensmittelpunkt?“, erklärte sie in ihrem Abschlussstatement. „Dein Mittelpunkt sollte auf jeden Fall in dem Land sein, indem du lebst.“