Duisburg. .
Die Männer, die Bezirksvertreter Mirze Edis (Die Linke) einen Schädelbruch zugefügt haben sollen, beteuern: „Wir sind keine Grauen Wölfe“, wie Edis öffentlich behauptet. Dienstliches und Politisches, so die beiden, habe bei der Schlägerei keine Rolle gespielt.
„Wir sind und waren keine Mitglieder der Grauen Wölfe“, sagt Kadir Önügören (33), einer der beiden Hauptbeschuldigten in der Schlägerei mit Bezirksvertreter Mirze Edis (Die Linke) in Duisburg-Hüttenheim Sonntagnacht. Er und der Mitbeschuldigte Kazim Akpinar (32) waren zu Gast in der WAZ-Redaktion Duisburg-Süd. Auch Akpinar betont: „Ich habe absolut nichts mit den Grauen Wölfen zu tun.“
Das aber hatte Edis im Gespräch mit der WAZ behauptet. Önügörens Anwalt Thomas Heine fasst zusammen: „Es handelte sich um eine typische Kneipenschlägerei.“ Alle Beteiligten seien stark betrunken gewesen. Einzelheiten über den Hergang müssten sich im laufenden Ermittlungsverfahren ergeben.
Umzug in Eigenheim begossen
Die Polizei hatte am Sonntag, 25. September, gemeldet, dass ein 39-Jähriger nach einem Schlag mit einem Stuhl auf den Kopf in einer Hüttenheimer Gaststätte mit Schädelbruch in ein Krankenhaus eingeliefert worden war. Dann stellte sich heraus, dass es sich bei dem Opfer um Mirze Edis, den Bezirksvertreter der Linken und freigestellten Betriebsrat bei den Hüttenwerken Krupp-Mannesmann (HKM), handelte. Insgesamt drei Täter, so die Polizei damals, seien festgenommen worden. Dritter Beschuldigter ist ein 22-jähriger Neffe von Önügören. Er soll aber nicht betrunken gewesen sein und auch nicht eingegriffen haben. „Er hat vor der Polizei umfangreich ausgesagt“, betont Anwalt Heine.
Zu den Vorkommnissen wollen Akpinar und Önügören nur sagen: Er, Akpinar, sei am Samstag, 24. September, im Schrebergarten von Önügören Am Förkelsgraben zu Besuch gewesen. Es habe etwas zu feiern gegeben, nämlich Akpinars Umzug in ein Eigenheim in Meiderich. Dazu habe man sich einen Kasten Bier und eine Flasche Tequilla besorgt.
Abends sei man in die Teestube An der Batterie gegangen, wo sich Edis schon in Begleitung eines anderen Mannes aufgehalten habe. Dort sei es dann zu der Auseinandersetzung gekommen.
Graue Wölfe
Die Grauen Wölfe sind eine extrem nationalistische Partei in der Türkei, die es sich zum Ziel setzt, eine Großmacht der Turkvölker zu schaffen, die vom Balkan bis nach China reicht. In den 1970er Jahren war sie Regierungspartner in der Türkei. In dieser Zeit gab es Aktionen der Regierung gegen linke Oppositionelle. Zu ihren erklärten Feinden gehören die kurdischen Befreiungskämpfer, Juden, Christen, Armenier, Griechen, Kommunisten, der Vatikan und die USA. In entsprechenden Gruppierungen in Deutschland sieht der Verfassungsschutz ein Hindernis für die Integration der Türken.
„Ich kannte Edis flüchtig. Wir haben uns gegrüßt“, berichtet Kadir Önügören. Der 33-Jährige ist als selbstständiger Unternehmer für HKM tätig. Mit 25 Mitarbeitern hält er unter anderem die Bandanlagen im Werkshafen sauber. „Es gab bis dahin nie Konflikte mit ihm“, betont der Unternehmer, „auch nicht zwischen den Familien.“ Er sei ein geselliger Mensch.
Tatverdächtiger kennt Edis seit 1997
Kazim Akpinar kennt Mirze Edis noch besser. Der 32-Jährige ist Gießer bei HKM, war jahrelang Jugendvertreter und Ersatz-Betriebsrat, wie er berichtet. „Wir kennen uns seit 1997“, sagt Akpinar, „haben uns sogar bei der letzten Betriebsratswahl gegenseitig unterstützt.“
Dass Edis als Linken-Politiker den Streit jetzt ins Politische ziehe, halten die beiden Beschuldigten für besonders verwerflich. „Ich wüsste nicht einmal, wie ich Kontakt zu den Grauen Wölfen bekäme“, sagt Akpinar. Seine Mutter und die Mutter seines Vaters seien beide Kurden wie Edis. Durch solche falschen Darstellungen aber werde der Zwist zwischen die beiden Volksgruppen getragen. Das aber müsse unbedingt verhindert werden.
Auch dienstliche Belange bei HKM, betont Kadir Önügören, hätten bei dem Streit keine Rolle gespielt.
Angst vor Racheakten
Die große Befürchtung, die beide jetzt haben, ist, dass es zu einem Familienzwist, zu Racheakten, kommt. „Die haben mich schon mit unterdrückter Rufnummer angerufen“, sagt Önügören. „Aus den Inhalten dieser Anrufe, berichtet Anwalt Heine, „schließe ich, dass es sich um Personen aus dem Umfeld des Geschädigten handelt.“ Das habe man auch der Polizei so mitgeteilt.