Duisburg. .

Das war Maßarbeit: Pünktlich zur Pressekonferenz, bei der Mittwochvormittag im Lehmbruck-Museum an der Düsseldorfer Straße Direktor Raimund Stecker den erwartungsvoll versammelten Kultur-Journalisten Fakten, Termine, Details und einen anschließenden Rundgang durch eine mit Spannung erwartete Ausstellung „100 Jahre Lehmbrucks Kniende“ anbieten kann, stand am Dienstag die sehnsüchtig erwartete Palette mit den Ausstellungskatalogen vor dem Museumsbau.

Doch es war nicht der Liefertermin des Ausstellungskataloges, der den umtriebigen Museumsmann in den vergangenen Wochen ein wenig ins Schwitzen gebracht hatte. Beunruhigt wurde Stecker vielmehr durch eine Beanstandung aus dem städtischen Amt für Baurecht und Bauberatung. Tenor der Intervention aus der Verwaltung: Der Innenbereich des Museums sei in den vergangenen Monaten umfänglich verändert und rückgebaut worden, ohne dass dies mit der Bauordnung abgestimmt gewesen sei. Dadurch seien Baumängel entstanden, die die Sicherheit der Museumsbesucher gefährden könnten.

Amt forderte unverzügliche Beseitigung aller Mängel

Konkret: Zwischenwände, die abgerissen wurden bzw. errichtet wurden, hätten die ursprünglich genehmigte Führung der Fluchtwege zu den Notausgängen verändert, die einst vorhandene Notbeleuchtung sei einfach entfernt worden, Hinweisschilder auf Fluchtwege und Notausgänge fehlten. Ein neu gelegter Parkettboden ende an einer steilen Treppe mit einer bösen Stolperfalle in die Tiefe. Deshalb die Aufforderung der städtischen Bauordnung an den Museumsdirektor: Unverzügliche Beseitigung aller aufgezeigten Mängel.

Beobachter dieses Vorganges wollen sogar von einer angedrohten Stilllegung des Museumsbetriebes gehört haben - weswegen der Museumsmann daraufhin energisch mit persönlichen Konsequenzen wie dem sofortigen Rücktritt vom vor einem Jahr angetretenen Posten des Museumsdirektors gedroht haben soll.

Dies sei „doch alles ein ausgemachter Unsinn“, erklärte Raimund Stecker auf Anfrage der NRZ. Von Drohung der Stilllegung und einem angedrohten Rücktritt könne keine Rede sein, auch gebe es keinerlei „Konflikt“; sondern es habe Hinweise auf vorhandene Baumängel nach der Umgestaltung der Ausstellungsfläche gegeben. „Wir dürfen jetzt für die Lehmbruck-Ausstellung einen als Auditorium geplanten Raum im Untergeschoss nicht benutzen,“ sagt er, „den wir eigentlich als Konzertsaal verwenden wollten.“ Das sei schade, unvermeidlich, aber die einzige räumliche Konsequenz aus der Beanstandung durch die Bauordnung.

Kolportierte „Krisensitzung“ gab es doch nicht

Dies und der ganze Rest (Stolperfalle, fehlende Schilder) sei aber immer einvernehmlich mit dem städtischen IMD und dem Amt für Baurecht geklärt und auch abgearbeitet worden. Weswegen es eine kolportierte „Krisensitzung“, die der Museumsmann vermeintlich einberufen hätte, um Auflagen der Bauordnung zu beklagen und zu besprechen auch gar nicht gegeben hätte. Stecker: „Es gab viele Gespräche, auch mal eines mit dem OB.“ Bei diesem Gespräch, an dem neben Stecker der Oberbürgermeister, IMD-Chef Rohde und ein Experte der Bauordnung teilnahmen, sei es um die Frage nach einem Gesamtkonzept für den denkmalgeschützten Museumsbau gegangen, der im Jahr 2014 seinen 50. Geburtstag feiern kann - nicht aber krisenhaft um monierte Baumängel.

Die Leiterin des Amtes für Baurecht, Anja Geer, ließ auf Anfrage der NRZ erklären: Alle von ihrem Amt im Sommer vorgebrachten Mängel seien vom Museum mittlerweile „abgearbeitet“; es bestehe deshalb aktuell „keinerlei Gefährdung für Besucher“. Und: Gäbe es „eklatante Mängel“, dann „wäre das Museum sofort dicht.“ Die Schau um die Kniende Anmut kann also am Samstag beginnen. Vorausgesetzt: Es gibt keine neuen Umbauten, von denen die Bauordnung wieder nichts weiß.