Duisburg. .
Vom Ruhrgebiet ohne umzusteigen nach Paris: Diese komfortable Zugreise ermöglicht seit Montag und fortan täglich der französische Hochgeschwindigkeits-Zug Thalys. Die WAZ schaute sich die Premierenfahrt an.
Seine Debüt-Einfahrt in den Hauptbahnhof absolviert er in Schrittgeschwindigkeit. Denn so können ihn seine Bewunderer, die am Bahnsteig von Gleis 4 Aufstellung genommen haben, ganz genau bestaunen. Blitzlichter der Kameras von Hobby-Fotografen flackern in der morgendlichen Dunkelheit auf. Jeder will diesen – für Eisenbahn-Fans – wahrlich historischen Moment festhalten. Denn da ist er: der Thalys. Jener Hochgeschwindigkeitszug, der mit bis zu 300 km/h nach Paris rast. Dies ist sein erster planmäßiger Halt in dieser Stadt. Willkommen in Duisburg, du schneller Franzose!
Nur mal "Zug gucken"
Montag, 5.15 Uhr. Es ist ein wolkenverhangener, windiger Morgen, an dem der Thalys zu seiner ersten erweiterten Tour in die französische Hauptstadt aufbrechen soll. Noch knapp zehn Minuten bis zur Abfahrt. Fahrgäste mit Rollkoffern stehen neben Neugierigen, die nur mal „Zug gucken“ wollen.
Diese Direktverbindung zwischen Deutschland und Frankreich gab es zuvor nur ab Köln. Seit gestern fährt nun ein Frühzug in Essen ab, Zwischenhalt in Duisburg inklusive. Über Düsseldorf, Köln, Aachen, Lüttich und Brüssel geht es zum „Gare du Nord“, dem Pariser Nord-Bahnhof. Und das alles in viereinhalb Stunden, so dass Mitreisende gegen 10 Uhr die Seine-Metropole erreicht haben. Wenn alles glatt geht. . .
5.23 Uhr. Der Regionalexpress nach Düsseldorf, der die Berufspendler mit besonders frühem Dienstbeginn an ihre Arbeitsplätze kutschiert, ist soeben abgefahren. Da knarzt es aus den Lautsprechern. Eine müde klingende Männerstimme ertönt. „Meine Damen und Herren, auf Gleis fährt ein: der Thalys nach Paris-Nord.“ Wer gedacht hatte, dass die Bahn-Bediensteten anlässlich dieser Premiere eine besonders elanvoll vorgetragene Ansage hinbekommen, der sah sich getäuscht. Alles verläuft so routiniert und nüchtern wie bei jedem anderen ICE-Halt auch.
5.26 Uhr. Pünktlich rollt der Thalys ein. Schön ist er. In Weinrot und Silber lackiert. Eine stattliche Erscheinung. Die Innenbeleuchtung des Zuges strahlt auf bequem aussehende, knallrote Polstersitze. Nicht allzu viele von ihnen sind besetzt. Dieses neue Angebot für Handlungsreisende und Tagestouristen, es muss sich wohl erst noch etwas herumsprechen.
Mit einer Minute und 20 Sekunden Verspätung geht's weiter
5.29 Uhr. Mit einer Verspätung von genau einer Minute und 20 Sekunden macht sich der Thalys auf seinen weiten Weg nach Paris. Herbert Koenen schaut ihm bei der Ausfahrt aus dem Hauptbahnhof hinterher. Der Mann aus Rheinhausen ist mit seinem Enkel Marco Eissing extra um vier Uhr aufgestanden, um diese Premiere hautnah mitzuerleben. „Das ist aber kein flammenneues Exemplar“, sagt Koenen mit kundigem Blick. Als Lkw-Fahrer ist er oft auf Frankreichs Autobahnen unterwegs gewesen. „Und auf einigen Streckenabschnitten kam dann plötzlich neben dir auf der Bahntrasse dieser Zug mit 300 Sachen vorbeigepfeffert“, schildert er seine ersten Begegnungen mit dem Thalys.
Die heutige ist deutlich entschleunigter. „Der sieht schon stark aus“, findet Koenen. Und in seiner Stimme klingt deutlich hörbar Anerkennung durch. Sein Enkel Marco nickt zustimmend. Am Horizont verschwindet die Schlussleuchte des Thalys aus dem Sichtfeld der zurückgelassenen Beobachter. Gute Fahrt!