Duisburg. .
An der Universität Duisburg-Essen bahnt sich ein Streit von ungeahntem Ausmaß an. Auf der einen Seite steht das Rektorat um Prof. Ulrich Radtke, auf der anderen Seite die Fakultät für Geisteswissenschaften sowie das Institut für Kommunikationswissenschaften.
Hintergrund ist eine Entscheidung, die das Rektorat Anfang August traf. Es will den Bereich „Kommunikation und Medien“ an der Uni neu aufstellen. Konkret bedeutet das: Die Duisburger Bachelor- und Masterstudiengänge „Angewandte Kognitions- und Medienwissenschaften“ (Komedia) wird die Uni langfristig stärken. Das Essener Pendant dagegen, der Masterstudiengang Kommunikationswissenschaften (Kowi), läuft aus.
„Es hat sich gezeigt, dass Komedia zukunftsträchtiger ist, vor allem mit seinen technischen Aspekten“, begründet Dr. Ingrid Lotz-Ahrens den Schritt. „Außerdem wird der Studiengang sehr stark nachgefragt“, erklärt die Prorektorin für Ressourcenmanagement weiter. So habe es auf die 190 Plätze für Studienanfänger rund 2000 Bewerber gegeben. Kowi hingegen sei weitaus weniger nachgefragt, vor allem, weil das Fach keinen eigenen Bachelor anbiete.
Trend nicht verpasst
Prof. Jens Loenhoff hält dagegen: „Es ist ein Märchen, dass wir den Bachelor-Trend verpasst haben“, sagt der stellvertretende Leiter des Instituts für Kommunikationswissenschaften. Zwar habe man sich nicht gleich zur Einführung des Bachelor-Master-Systems entsprechend bemüht. Seit mittlerweile drei Jahren versuche Loenhoff jedoch, einen Zweifach-Bachelor Kowi einzuführen - bislang ohne Erfolg: „Unsere Anfragen hat das Rektorat allesamt unbegründet zurückgewiesen“, sagt er.
Der Streit um die Zahlen
Der Masterstudiengang Kowi soll auslaufen, auch weil er weniger nachgefragt sei. Gegenüber den 43 Kowis stehen derzeit 89 Komedia-Studenten. „Das muss man aber in Relation sehen“, sagt Prof. Jens Loenhoff vom Kowi-Institut. Den Komedia-Master gebe es bereits seit 2003, den Kowi-Master erst seit drei Jahren. „Und würde uns das Rektorat endlich einen Bachelorstudiengang zugestehen, sähe das noch mal ganz anders aus“, ergänzt Dekan Prof. Dirk Hartmann.
Der Dekan der geisteswissenschaftlichen Fakultät, Prof. Dirk Hartmann, vermutet dahinter langfristige Pläne der Universitätsleitung. „Wir beißen beim Rektorat auf Granit“, sagt er verbittert. „Das zeigt meiner Meinung nach, dass entsprechende Pläne zum Ende von Kowi schon sehr lange im Raum stehen.“
Selbst die Fachschaft des Komedia-Studiengangs lässt in einer Stellungnahme verlauten, die vermeintlichen Konkurrenten Kowi und Komedia seien nicht zu vergleichen. „Das Rektorat hat sich über den Willen der Fakultät hinweggesetzt“, wetter Dekan Hartmann. „Es ist kurzsichtig und falsch, Kowi auslaufen zu lassen. Und die ganze Darstellung einer Stärkung des Medienbereichs ist pure Augenwischerei.“
Zusammenlegung mache keinen Sinn
Doch das Rektorat bleibt hart. „Wir haben uns bei unserer Entscheidung auf mehrere externe Meinungen gestützt“, sagt Prorektorin Lotz-Ahrens. Unter anderem habe sich die Uni-Leitung mit einem Werk des Wissenschaftsrats zur Zukunft der Kommunikationswissenschaft befasst. „Daraus geht klar hervor, dass eine Zusammenlegung an einem Ort keinen Sinn macht“, sagt sie. Vielmehr müsse die Uni sich für einen Schwerpunkt mit der entsprechenden Breite entscheiden.
Außerdem haben externe Gutachter beide Studiengänge untersucht. Doch gerade dieses Gutachten ist umstritten: „Es verstößt gegen alle wissenschaftlichen Regeln und beinhaltet unwahre und verleumderische Aussagen“, sagt Loenhoff. Der Hochschulrat, der wichtige Entscheidungen des Rektorats absegnen muss, habe das Gutachten bereits als inakzeptable Entscheidungsgrundlage entkräftet.
„Es gibt Punkte im Gutachten, die man sich ausführlicher argumentiert gewünscht hätte, aber es ist eben nur eine Grundlage“, wiegelt Lotz-Ahrens ab. „Die Entscheidung war nicht leicht, aber sie steht fest“.
Die Fakultät will sich damit nicht zufrieden geben. „Wir geben keine Ruhe und werden um den Erhalt des Studiengangs kämpfen“, kündigt Dekan Hartmann an. „Die Fakten stehen auf unserer Seite.“ Ob die Fakultät den Kampf gegen das Rektorat gewinnen kann, ist fraglich. Fest steht dagegen, dass die 30-jährige Tradition des Instituts wohl nicht im Frieden enden wird.