Duisburg. Untreue, Arbeitsverweigerung, Wahlfälschung, Beleidigungen: Die Vorwürfe zwischen und gegen Studierendenparlament und AStA an der Universität Duisburg-Essen sind vielfältig. Nun wurde ein Moderator eingeschaltet, um zu retten, was noch zu retten ist.

Nach schweren Anschuldigungen der Untreue, der Arbeitsverweigerung, der Wahlfälschung und gegenseitiger Beleidigungen, schien es im Juni so als würde sich das Studierendenparlament samt AStA selbst demontieren. Das Rektorat der Universität Duisburg-Essen griff ein und benannte den Soziologen und geschäftsführenden Hochschulrat Bernd Thunemeyer zum „Moderator“, um zu retten, was noch zu retten ist. Die WAZ befragte Thunemeyer nach den Ergebnissen seiner Gespräche mit den Studierendenvertretern und danach, wie studentische Selbstverwaltung an der UDE künftig aussehen soll.

„Wir haben fünf oder sechs Gesprächsrunden abgehalten, zu denen auch alle eingeladenen Gruppensprecher erschienen sind. Das Ergebnis war, dass wir uns auf einen neuen StuPa-Wahltermin Ende November einigen konnten“, sagt der 61-Jährige. Diese Entscheidung ist auch in einer Studierendenparlamentssitzung eingebracht worden, und immerhin wurde bisher noch kein Widerspruch eingelegt, resümiert Thunemeyer nüchtern.

Der zweifache Familienvater und Erziehungswissenschaftler weiß, wie man mit streitenden jungen Menschen umgehen muss: „Bei unserer ersten Gesprächsrunde musste ich zunächst sortieren und habe dabei festgestellt, dass sich einige Dinge auch seit meiner Studienzeit vor 40 Jahren nicht geändert haben. Es gibt immer noch die gleichen verschiedenen Typen, die Hochschulpolitik betreiben.“

Wie die Großen auf bundes- und europapolitischer Ebene

Da seien die „studierenden Politiker“, die das StuPa und den AStA als Übungsfläche für die weitere große Karriere auf bundes- oder europapolitischer Ebene nutzten, es gebe die „Gutmenschen“, die einfach gleiche Teilhabechancen für alle wollten, sich aber bisher nie darum gekümmert hätten, wie parlamentarische Prozesse funktionieren. Außerdem gebe es die Leute, die persönlich eine Feindschaft mit anderen austragen.

„Das ist genau das Gleiche wie vor 40 Jahren. Und es gehört dazu, dass diejenigen die sich auskennen, alle rechtlichen Möglichkeiten ausnutzen, um sich selber einen Vorteil zu verschaffen“, sagt Thunemeyer und spielt damit auf die hohe Zahl von Sitzungsbeanstandungen im StuPA an.

Dabei könnte die Situation weitaus schlimmer sein. „Ich habe einige Parlamentssitzungen beobachtet. Wenn ich Parlamentarier wäre, dann würde ich alles beanstanden. Es würde gar keine richtige Sitzung mehr zustande kommen. Jede Minute könnte man fünf Gründe finden, Widerspruch einzulegen“, schmunzelt der Moderator.

Urfeindschaften und rauer Umgangston

Künftig sollte man die gewählten Studierendenvertreter dazu verpflichten, an einer Wochenendtagung teilzunehmen, damit sie zunächst die Geschäftsordnungen und Satzungen des Parlaments und des AStAs lernen. Was die bestehenden Urfeindschaften angehe, die auch schon mal dazu führten, dass der Umgangston sehr rau ausfalle, könne man nur an die Vernunft der Streithähne appellieren.

Doch so schlimm sei es gar nicht. „Immerhin können die Parlamentarier nach den Sitzungen vor den Türen noch zusammen eine Zigarette rauchen“, so Thunemeyer.

Dennoch werde die Universität die nächsten Wahlen zumindest in formaler Hinsicht intensiv begleiten, ohne dabei zu stark in die studentische Selbstverwaltung zu intervenieren. Schließlich seien sich alle in der Universität einig, dass die Selbstverwaltung der Studierendenschaft wichtig ist. „Wir wollen das Übungsfeld für spätere Karrieren gar nicht kaputt machen.“